Читать книгу Das Blut der Auserwählten - Thomas Binder - Страница 77
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ОглавлениеKurt gefiel ihre zaghafte, hilflose Reaktion. Er wunderte sich zwar über die Antwort, aber es war egal. Er hatte sie da, wo er sie haben wollte. Wie ein wildes Tier, das man mit einer brennenden Fackel in eine Ecke gedrängt hatte, bevor es einen anfallen konnte, und nun keinen Ausweg mehr fand.
Dass sie ihn noch immer beschimpfte, störte ihn jetzt nicht mehr, sie war kraftlos. Und sie wusste, dass sie verloren hatte.
Kurt, nicht mehr schreiend: „Ich scheiß' auf dein Kind. Er muss das auch lernen. Oder willst du ihn zu einem jämmerlichen Waschlappen erziehen, der nicht mal den Tod seines unbedeutenden Haustiers akzeptieren kann?“
Niccy: „Du meinst, so einen Waschlappen wie dich, Kurt?“
Er musste unwillkürlich lächeln. Seine Antwort troff geradezu vor Sarkasmus. „Du warst schon um vieles besser, meine Liebe.“
Da drehte sich Niccy, ohne auf die Bemerkung zu reagieren, mit Tränen in den Augen um und hastete ohne ein weiteres Wort zu ihrem kleinen Sohn, um diesen zu trösten und zu beruhigen.
Kurt hastete Niccy ins andere Zimmer nach.
„Er wird, genauso wie ich, auf Leute treffen, die ihm schaden wollen. Wenn er darauf nicht vorbereitet wird ...“ (er musste an seine eigene Kindheit denken und daran, wie sein Leben heute aussah; und an seinen Dad) „Er muss genauso die böse Seite der Menschen kennen lernen und fähig sein, sich zu verteidigen.“ Er war sich selbst nicht sicher, warum er das gesagt hatte. Machte er sich plötzlich doch Sorgen um den „kleinen Scheißer“?
Niccy, ruhiger: „Kann es sein, dass dir Brandon doch nicht so völlig egal ist, wie du mir die ganze Zeit glauben machen wolltest? Wie du vielleicht auch dir selbst glauben machen wolltest?“
Kurt: „Ach, was. Lass' mich in Ruhe. Du verstehst überhaupt nichts. Ich verschwinde.“