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L.A., Kalifornien, 1972


Hätte man Kurts Familiensituation von außerhalb beobachtet, hätte man wohl nichts Auffälliges festgestellt - abgesehen von seinem zunehmend mürrischen Gemüt, was in Verbindung mit seinem eigensinnigen Lebensstil und der Tatsache, dass er gerade mal 22 Jahre alt war, ziemlich skurril wirken musste, da er eher wie ein brummiger, alter Großvater wirkte. Er spielte nie mit Brandon, kochte ihm nur widerwillig etwas zu Essen, wenn Niccy keine Zeit hatte und schnauzte ihn bei jeder Frage, die mehr als eine einsilbige Antwort erforderte, lauthals an.

Und das alles, obwohl Brandon kein besonders nervendes Kind war, nie auffällig viel quengelte und sich auch längere Zeit mit sich selbst beschäftigen konnte, um seinen Eltern eine Pause zu gönnen. Es war auch nicht so, als ob Brandon Kurt wirklich mit Streichen und anderen Gemeinheiten zermürben würde, ganz im Gegenteil. Seine Mutter las ihm so oft sie konnte, etwas vor oder redete mit ihm darüber, was er in der Schule lernen würde oder tollte mit ihm herum, wobei sie natürlich Brandons Aufmerksamkeit von seinem Vater auf sich selbst lenkte. Kurt war das nur recht.

Als Brandon bereits mit vier Jahren richtig fließend und altklug (und plappernd, wie Kurt fand) mit Anderen sprach, merkte man, dass er ein wirklich guter Schüler werden würde, der schnell verstand und immer mehr wissen wollte und der sich nichts sehnlicher wünschte, als seine Eltern stolz zu machen.

Mussten wohl Niccys Gene sein ...

Kurt aber konnte es nicht ertragen, wenn Brandon lang und breit vor ihm referierte, dass er schon Mississippi buchstabieren könne, oder dass er schon wisse, wo Wisconsin läge. Kurts Taktik, ihn ruhig zu stellen, bestand einfach darin, Brandon zu beweisen, dass er mehr wisse, und dass Brandon sowieso überhaupt keine Konkurrenz für ihn sei. Das Balg konnte ja so lästig sein. Kurt dachte nicht einmal daran, dass er auch einmal so jung und wissbegierig gewesen war und man ihm auch alles hatte erklären müssen.

Kurt hielt Brandon während solchen Gesprächen dauernd vor, dass dieser doch zum Beispiel überhaupt nichts von Physik verstünde - wovon Kurt selbst gar keine Ahnung hatte - und bombardierte Brandon permanent mit herablassenden Bemerkungen, dass dieser sich doch nur wichtig machen wolle und doch von diesem und jenem ja noch keinen blassen Dunst habe.

Was wollte der kleine Hosenscheißer überhaupt von ihm? Hing er seiner Mutter nicht schon genug um dem Hals, als dass er Kurt selbst auch noch dauernd nerven musste?

Obwohl er es nicht wahrhaben wollte, war Kurt wirklich eifersüchtig auf den Kleinen. Einmal führte Kurt sogar Politik als ein Beispiel dafür an, wovon Brandon ja nicht einmal eine Idee hätte, da ihm bald nichts mehr einfiel. Da schoss ihm eine Erinnerung an seinen Vater durch den Kopf, er erinnerte sich an Namen von Senatoren, einen Gerichtsprozess und Bierdosen …


Das Blut der Auserwählten

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