Читать книгу Das Blut der Auserwählten - Thomas Binder - Страница 69

7

Оглавление

Zumindest redete Kurt sich das bei jeder Gelegenheit ein. Die folgenden Jahre kamen ihm im Nachhinein wie Sekunden vor, da er, wie Niccys verstorbener Freund Mark, fast immer in Bars oder in der Arbeit an zu treffen war. War es Niccys Schicksal, mit solchen Männern gestraft zu sein?

Kurt kam spät nach Hause, schlief, ging zur Arbeit und trank, kam nach Hause und schlief. Ein schöner Kreislauf, nicht wahr? Seine tägliche Dosis Unterhaltung bestand darin, auf alten, rostigen Schrottkarren herum zu hantieren, sich nach Feierabend mit seinen Kollegen in irgendeine Kneipe zu begeben, dort heftig zu betrinken und Stunden später nach Hause torkelnd Niccy besoffen und nach Zigaretten stinkend noch zu besteigen zu versuchen.

Natürlich endeten diese Eskapaden immer in einem lauten Streit. Nachdem er am nächsten Tag auf der Couch aufwachte, torkelte er mit einem Kater, an den er sich schon erschreckend gewöhnt hatte, zur Arbeit um wieder an alten, rostigen Schrottkarren herum zu hantieren. Doch, eigentlich war er beinahe zufrieden …

Außer wenn er sich vom vielen Alkohol stundenlang übergeben musste, weil sein Kreislauf sehr kurz davor war, lebensgefährlich zusammen zu brechen - und Kurt von einer Sekunde auf die andere im an einem Hirnschlag hätte sterben können, ohne dass es jemand wirklich aufgefallen wäre.

Irgendwann während dieser abwechslungsarmen Phase seines Lebens, erfuhr Kurt in einem Brief der Gemeinde, dass seine Mutter einsam und allein im Haus seiner Eltern gestorben war und er herzlich zu ihrer Beerdigung eingeladen war.

Er überflog den Brief flüchtig und nicht besonders interessiert und warf diesen darauf ungeachtet in den Müll. Mom war endlich in einer besseren Welt, was sollte er sich noch Sorgen um sie machen? Dort, wo sie jetzt war, konnte es ihr nur besser gehen, als hier. Und auch wenn nicht, wer gab einen Scheiß darum? Nun, er nicht.

Er lebte weiterhin in seinem schönen, monotonen Tagesablauf dahin, der von Motoröl, Alkohol und Endorphinen durchtränkt an ihm vorbei zog, ohne dass er sich über Frustration, Trauer oder Schmerz Gedanken machen musste. Vor allem gefiel Kurt, dass Niccy sich seitdem den ganzen Tag mit ihrem – Niccys, nicht Kurts oder ihr gemeinsames, sondern Niccys - Kind beschäftigte und er nicht den ach so stolzen Stiefvater markieren musste. Aber als der „kleine Scheißer“, wie er von Kurt angesprochen wurde, schließlich zu sprechen anfing und ihn Tag für Tag mehr nervte, entzündete sich erneut die verhasste Unzufriedenheit und die gnadenlose Wut in Kurt.

Und da unsere frisch gebackene Vaterfigur ja nicht besonders gern über Probleme redete, machte er seinem Ärger anders Luft. Auf seine Weise.


Das Blut der Auserwählten

Подняться наверх