Читать книгу Das Blut der Auserwählten - Thomas Binder - Страница 73
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ОглавлениеNiccy war wutentbrannt. Sie kochte. Sie explodierte.
Sie rackerte sich Tag für Tag ihren Arsch ab, damit es ihrem Sohn auch nur halb so gut ging, wie er es verdiente, und Herr Bequem hatte nichts Besseres zu tun, als wie üblich spät in der Nacht betrunken nach Hause zu kommen und sich einen Dreck um sie beide zu kümmern, um seine Familie!
Und damit nicht genug, er besaß die Frechheit sich mit einer Bierfahne stinkend neben sie zu legen und sie aus dem Schlaf zu reißen, indem er ihr in seiner besoffenen Geilheit an die Brüste grapschte! An Brandons Brüste! Was bildete sich der Kerl eigentlich ein, wer er war? Sie war eine Frau, sie war doch genauso ein Mensch! Sie hatte genauso Gefühle! Sie könnte ihn umbringen … sie könnte … sie …
Nein, konnte sie nicht.
Brandons wegen nicht. Wenn es nur um sie selbst gegangen wäre, hätte Niccy es vielleicht getan, aber nun verwarf sie den Gedanken sofort wieder. Brandon brauchte einen Vater, auch wenn es ein verfluchter Prolet wie Kurt war.
Aber sie würde ihn quälen. Sie wusste genau, wie sie ihn bis in den Wahnsinn treiben konnte, welche Tricks sie bei ihm anwenden musste, um ihn bis zur Weißglut zu bringen; um die Zahnräder in seinem Hirn zum Knirschen zu bringen.
Außerdem hörte sie erst jetzt
(Wieso fällt mir das erst jetzt auf? Wie kann es sein, dass ich ihn nicht gehört habe? Mein Gott... Ich muss zu meinem Kind!!!)ihren kleinen Brandon schreien, der wohl von ihrem unüberhörbaren Streit aufgewacht sein musste. Minuten vorher hatte er noch friedlichst wie ein kleiner Engel geschlafen. Sie hatte Kurt bereits völlig vergessen und war zum Bettchen ihres Sohnes geeilt, als Kurt auf halbem Wege einen bestimmten Satz sagte, mit dem sie nie gerechnet hätte. Der einzige Satz, der ihr die Sprache verschlug, der ihr Herz erschütterte und ihren Kopf vibrieren ließ, während sie – langsam, aber stetig – begann, den Satz zu verarbeiten, zu realisieren, zu zerlegen. Einzuschätzen, wie ernst dieser Mistkerl seine Drohung meinte.