Читать книгу Liebesbrief an Unbekannt - Thomas Brezina - Страница 14

9

Оглавление

Kein Selbstmitleid, kein Selbstmitleid«, sagte sich Emma leise vor. Sie hob den Blick und sah Richtung Meer. Dort, wo Wellen und Horizont einander trafen, zogen zwei Lastkähne dahin. Die Lichter der Schiffe verschwammen vor Emmas Augen. Sie bemühte sich nicht einmal, die Tränen zurückzuhalten, weil es nicht mehr möglich war.

Emma spürte ihr Kinn zittern, spürte die Falten des Weinens, die sich um den Mund bildeten, hörte sich schluchzen und fühlte die Tränen über ihre Wangen rinnen. Ihre Traurigkeit und Verzweiflung, die sie in den vergangenen Tagen ganz gut unter Kontrolle gehabt hatte, brachen aus ihr heraus.

Wieso schrieb sie diese idiotischen Briefe, die doch nichts halfen und sie nur traurig machten? Sie wollte die Umschläge zerreißen, hielt dann aber inne, weil sie vielleicht zuerst nachsehen sollte, was sie enthielten.

Sehr unfein zog sie laut durch die Nase auf und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. Sie schnäuzte sich, indem sie immer ein Nasenloch zuhielt und hemmungslos auf den Boden rotzte.

Es war ohnehin alles egal. Wem sollte sie gefallen? Wie hieß es so schön: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s nachher ungeniert. Sie atmete tief durch und hob die Umschläge ins Licht der Lampen auf der Kaimauer. Sie besah einen Absender nach dem anderen, aber es schien sich nur um Rechnungen zu handeln sowie zwei Sendungen des Stadtamts. Der letzte Umschlag war länglich, und auf der Rückseite stand…

Emma schloss die Augen, schüttelte kurz den Kopf und öffnete sie wieder.

Ihr erster Gedanke war: Ich drehe völlig durch.

Ihr nächster Gedanke war: ein Scherz.

Ihr dritter Gedanke: Ich bin in ein Wachkoma gefallen und halluziniere.

Sie drehte den Umschlag langsam um, weil sie sehen wollte, an wen er adressiert war.

Für Alptraumfrau Emma

Mit einer hektischen Handbewegung drehte ihn Emma wieder zurück und las noch einmal den Absender:

Absender:

Wer-immer-ich-bin

Liebesbrief an Unbekannt

Подняться наверх