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Die Cappuccino-Tasse war so groß wie eine Suppenschüssel. Das Croissant fühlte sich angenehm warm und fettig an. Es hatte am Morgen zu nieseln begonnen und an den Scheiben des Marmalade rannen die Tropfen herab.

Das Innere des Cafés hatte seinen sehr speziellen Chic mit hellen alten Tischen und Stühlen, die alle vom Flohmarkt stammten. Auch Teller und Besteck waren alt, abgeschlagen und verbogen. Plastik gab es hier nicht, die Sandwiches waren in Backpapier gewickelt und mit Bindfaden zugebunden. Im Gegensatz zur Einrichtung von Tante Nells B&B war der Shabby Chic des Marmalade gemütlich und freundlich.

Patricia hatte grünen Matcha-Tee gewählt. Er war von einem sehr ernsthaften Studenten mit dicken Brillen aufgeschlagen und gebracht worden.

»Zeig her«, verlangte Patricia. Sie nippte am heißen Tee und gönnte sich schnell einen Bissen von ihrem Vollkorncroissant.

Emma wischte sich die Hände ab. Sie hatte fettige Finger, denn ihr schmeckte nur ein Croissant, das »Speck an der Hüfte« heißen sollte, wie sie manchmal dachte. Vorsichtig holte sie den Umschlag aus der Tasche und reichte ihn Patricia. Seit der Entdeckung des Rauchgeruchs war Emmas Neugier und Begeisterung etwas abgeflaut.

Patricia war ungeschminkt, was ihr Gesicht ungewohnt erscheinen ließ. Sie betrachtete den Umschlag prüfend von beiden Seiten und zog ein Messer aus dem Ständer auf dem kleinen Tisch.

»Soll ich, oder willst du?«

»Nein, ich.« Emma nahm ihr den Brief wieder ab und Patricias drängender Blick ließ gar nichts anderes zu, als die Klinge in die kleine Öffnung an der Seite der Flappe zu stecken und das Papier zu zerschneiden. Ihre Hand zitterte, als sie einen gefalteten Briefbogen herauszog. Es war leicht gelbliches Papier, nicht dick und teuer, aber auch nicht einfach Druckerpapier. Emma atmete ein und öffnete den Brief. Ihre Augen zuckten über die wenigen Zeilen. Danach schüttelte sie den Kopf leicht und ihre Augenbrauen wanderten hoch.

»Darf ich auch?« Es war keine Frage, sondern ein Befehl von Patricia.

Emma beugte sich zu ihr und las leise vor:

Liebe Emma,

es gibt einen Satz, der nicht von mir ist, sondern von einem Yogi am Himalaya. Dank dir ist er mir wieder eingefallen. Ich will ihn unbedingt mit dir teilen. Allein der Gedanke daran hat mir geholfen, wieder freudig nach vorne zu sehen. Vielleicht geht es dir auch so.

Die Weisheit des Yogi lautet:

In Wahrheit ist es einfach Liebe.

Es klingt so einfach und ist doch so schwierig.

Ich hoffe, ich habe mich jetzt nicht aufgeführt wie ein Elefant im Porzellanladen und du findest diesen Satz aufdringlich. Vor langer Zeit einmal habe ich ihn gelesen und er hat mich beruhigt und gestärkt. Vielleicht hat er auf dich die gleiche Wirkung.

Ein Mann, der gerne ein Traummann wäre, aber mehr ein Alptraummann ist

Liebesbrief an Unbekannt

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