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Der Rahmen meines Einfluss- und Verantwortungsbereichs

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Ein weiterer Rahmen ergibt sich aus den besonderen persönlichen Möglichkeiten, die mir hier und heute zur Verfügung stehen. Diese Ausgangslage sieht bei jedem Menschen anders aus. Sie setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen:

• meinen momentanen Lebensumständen und was sie mir ermöglichen,

• meiner körperlichen und geistigen Verfassung,

• der Kultur, in der ich lebe,

• den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die mich umgeben,

• meiner finanziellen Lage,

• meinem familiären Hintergrund,

• meinen Kenntnissen und Erfahrungen,

• meiner Rolle und Stellung innerhalb einer Gruppe,

• dem Ort, an dem ich lebe,

• usw.

Als Westeuropäer habe ich im Blick auf die Wahl meines Lebensstils und meines Berufes andere Voraussetzungen als eine Person im afrikanischen Togo, die keine Schule besuchen konnte. Menschen, die auf dem Land leben, haben in mancher Hinsicht andere Voraussetzungen, andere Möglichkeiten und Grenzen als Menschen in der Stadt. Ebenso Eltern mit kleinen Kindern im Vergleich zu Singles, Jüngere im Vergleich zu Älteren usw.

Keine dieser Voraussetzungen ist zwingend besser oder schlechter als andere. Manche erscheinen uns als Nachteil, andere als Vorteil. Unser eigenes Urteil darüber ist allerdings oft kurzsichtig und darum gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist, was Gott daraus machen kann und will. Er ist ein Meister darin, scheinbar nachteilige, unmöglich erscheinende Umstände zur Basis für sein besonderes Wirken zu machen!

Die genannten Faktoren definieren, welche konkreten Möglichkeiten im Blick auf bestimmte Lebensentscheidungen realistisch für mich sind. Wie viele und welche Optionen mir zur Verfügung stehen, wenn es darum geht, mich selbst zu führen.

Nehmen wir an, ich habe ein Problem mit meinem Chef, der sich so sehr in meine Arbeit einmischt, dass ich es nicht länger aushalte. Ich will etwas unternehmen. Nun gibt es dafür bestimmte Möglichkeiten, die mir offenstehen, andere nicht. Mein Chef ist mein Vorgesetzter, also kann ich ihn nicht entlassen. Er ist auch nicht mein Schwager, dem ich einfach so in der Kaffeepause sagen kann: „Mensch, du Kontrollfreak, nimm es doch nicht so verbissen und vertrau mir! Du kennst mich doch schon seit zwanzig Jahren.“ Was ich in dieser konkreten Situation aber tun kann, ist, ihn um ein Gespräch zu bitten und mir gut zu überlegen, wie ich dieses Thema bei ihm so anschneiden kann, dass er sich als Chef akzeptiert fühlt, obwohl ich sein Verhalten infrage stelle.

Es gibt Umstände, die ich mit etwas Mut und Kreativität beeinflussen kann, obwohl sie unveränderlich erscheinen. An anderen lässt sich selbst dann nichts rütteln, wenn ich alles in Bewegung setze. Manche Möglichkeiten stehen mir nur innerhalb bestimmter Rollen und Funktionen zur Verfügung. Als Vorgesetzter habe ich einen anderen Wirkungskreis als ein Praktikant in derselben Firma. Als Vater oder Mutter von Kindern noch einmal einen anderen. Ob ich eine Kleingruppe leite oder eine Kirche mit 300 Mitgliedern, gibt mir unterschiedliche Möglichkeiten, Einfluss auszuüben.

Die Summe meiner aktuell vorgegebenen, nicht veränderbaren Lebensumstände definiert, welche Möglichkeiten ich habe, mich selbst gut zu führen. Innerhalb dieses Rahmens kann ich gestalten, Einfluss nehmen, Neues wagen, Dinge in gute Bahnen lenken. Alles, was außerhalb liegt, entzieht sich meinem Einfluss – dies anzuerkennen und konstruktiv damit umzugehen, gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Selbstführung.

Von der Kunst, sich selbst zu führen

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