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Gott das Urteil überlassen

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Was aber heißt das für mein Dilemma in der Begleitung eines Menschen, dem ich nur zu Wegen raten kann, die alle zu irgendeiner Form von Schuld führen? Bonhoeffer rät, dass man sorgsam die Optionen prüfen und dann entscheiden soll. Man verzichtet allerdings auf ein letztes Urteil darüber, ob die gewählte Variante mit Sicherheit richtiger sei als die andere – beide beinhalten ja Falsches (merken Sie, wie kompliziert es wird …?). Man überlässt das Urteil vielmehr Gott. Man handelt und macht sich dabei abhängig von Jesus Christus. Man betet. Man bittet um Führung und Gnade. Um Weisheit und Mut. Und dann entscheidet man nach bestem Wissen und Gewissen und tut, was getan werden muss, auch wenn es Falsches mit sich bringt und man sich schuldig macht.

Ein einziges Entscheidungskriterium gibt es: die Liebe. Ich kann mich selbst prüfen und fragen: Ist dieser Schritt ein Ausdruck davon, dass mich das Ziel leitet, Gott und Menschen zu lieben? Auch hier gibt es keine letzte Sicherheit, aber doch immerhin einen Anhaltspunkt. Eine Garantie ist jedoch letztlich nicht nötig, wenn wir uns der Güte und Gnade Gottes anvertrauen. Wir werfen uns auf ihn und entscheiden. Wir verzichten auf die Bewertung unseres eigenen Handelns. Auf die letzte Gewissheit darüber, was an diesem falschen Weg richtiger ist als am anderen falschen Weg. Denn das weiß nur Gott. Vielleicht erkennen wir es im Rückblick, oft aber nicht. Nur er kennt das wirklich Gute und das wirklich Böse. Deshalb bleibt das Urteil ihm allein vorbehalten. In diesem Gericht gibt es nur eines, was mich trägt: die Treue, die Gnade und die Liebe Gottes inmitten meiner Versagen, Schwächen und Versäumnisse. Im Vertrauen darauf will ich mich vor seinem Urteil nicht fürchten. Ich will mein Tun verantworten vor dem einen, dem ich Rechenschaft schulde.

Von der Kunst, sich selbst zu führen

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