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3.7. Anordnung von Haltungen in Werte-Quadraten

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Im Anschluss an Helwig (1967, S. 63-75) hat Schulz von Thun (1989, S. 42ff.) das aristotelische Dreierschema (Tugend als Mitte) in ein Viererschema überführt. Dabei hat er sich am „logischen Quadrat“ aus der mittelalterlichen Logik orientiert.

Das logische Quadrat:


Die Aussagen (A) und (B) sind verschieden, aber miteinander vereinbar. Sie schließen einander nicht aus. Auch (A) und (C) bzw. (B) und (D) schließen einander nicht aus; die beiden unteren Aussagen enthalten im Übrigen mehr Information als die oberen.

Anders das Verhältnis in den Diagonalen: Die Aussagen (A) und (D) widersprechen einander: (A) negiert (D) und umgekehrt. Dasselbe gilt für die Aussagen (B) und (C). Die beiden unten stehenden Aussagen, (C) und (D), bilden Extrempositionen, die einander ebenfalls ausschließen.

Das Werte-Quadrat – zwei Beispiele:


Was bei Aristoteles eine statische Anordnung ist, wird im Werte-Quadrat dynamisiert. Die positive Haltung erscheint nun in zwei Varianten (A) und (B). Jeder dieser Varianten kann – je nach Situation – der Vorzugs-Status zukommen, und beide sind sie von einer weniger positiven und einer klar negativen Haltung flankiert: (B) und (C) bzw. (A) und (D). Die beiden oberen Haltepunkte (A) und (B), die die positive Haltungsdimension eingrenzen, stehen zudem zu je einem der Extremwerte (D) und (C) im Widerspruch.

Schulz von Thun kommentiert die Überführung des aristotelischen Dreierschemas in Werte-Quadrate wie folgt: „Zum einen schärft es [das Werte-Quadrat] den Blick dafür, dass sich in dem beklagten Fehler nicht etwas ‚Schlechtes‘ (‚Böses‘, ‚Krankhaftes‘) manifestieren muss, das es ‚auszumerzen‘ gelte. Vielmehr lässt sich darin immer ein positiver Kern entdecken, dessen Vorhandensein zu schätzen ist und allein dessen Überdosierung (des Guten zuviel) problematisch erscheint. Damit ist auch die Entwicklungsrichtung vorgezeichnet: (…) von (C) nach (B), unter Beibehaltung von (A).

Zum anderen ist mit diesem Quadrat die Überzeugung verbunden, dass jeder Mensch mit einer bestimmten erkennbaren Eigenschaft immer auch über einen ‚schlummernden‘ Gegenpol verfügt, den er in sich wecken und zur Entwicklung bringen kann.

Wird mit dieser Sichtweise denn nicht, so mag ein Einwand lauten, der ausgewogenen Mittelmäßigkeit eines Idealcharakters das Wort geredet? Nein, das angepeilte Ideal ist keine statische, sondern eine dynamische Balance. Das heißt, je nach Situation und ihrer je einmaligen Sinngebung kann das Pendel extrem hin- und her schlagen (es gibt Augenblicke, in denen radikale Aufsässigkeit das Gebot der Stunde ist!) – entscheidend ist, dass als innere Möglichkeiten beide Haltungen zur Verfügung stehen. Dies wäre ideal im Sinne menschlicher Freiheit und Bewusstheit, normal ist, dass man ‚von Haus aus‘ der einen Möglichkeit mehr zuneigt und sich mit der anderen schwertut“ (Schulz von Thun 1989, S. 44; die beiden Werte-Quadrate finden sich S. 42f.).

Handbuch Ethik für Pädagogen

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