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Formen des Räucherns Räucherstäbchen

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Räucherstäbchen sind weit verbreitet und insbesondere in der heutigen Zeit sehr gefragt. Sie stellen eine sehr praktische Form dar, duftenden Rauch zu erzeugen. Das Stäbchen wird an einem Ende entzündet, die Flamme nach wenigen Sekunden ausgepustet, wenn sie nicht von alleine erlischt, wonach dann das Stäbchen langsam verglimmt und mit einem feinen Rauchfaden den aromatischen Duft freisetzt. Man geht davon aus, dass diese Form des Räucherns von buddhistischen Mönchen in Indien entwickelt wurde. Wir finden zwei typische Formen von Räucherstäbchen:

1. mit Stützholz: Dabei handelt es sich um einen Bambusspan, der zu zwei Dritteln mit einer feuchten Paste ummantelt wird, deren Grundlage im Idealfall aus hochwertigen aromatischen Hölzern wie Rotem Sandelholz und Zedernholz besteht. Das Holzmehl wird mit Traganthschleim oder flüssigem Gummi arabicum als Bindemittel versetzt. Die aromatischen Stoffe werden dann teilweise im festen Zustand, oft aber auch als ätherisches Öl dazugegeben. Wenn die Paste getrocknet ist, sind die Räucherstäbchen fertig. Es ist arabische, indische und chinesische Praxis in der Räucherwerkproduktion der heutigen Zeit, Parfüm-Kreationen für phantasievolle Duftnoten einzusetzen, deren Rezepturen streng geheim gehalten werden. Dabei wird in der Regel zwischen synthetischen und natürlichen Komponenten keine qualitative Grenze gezogen. Man findet am Markt sehr viele solcher Räucherstäbchen von stark synthetisch parfümierter Qualität, insbesondere aus Indien (Agarbatti) und China (Joss-sticks). Letztlich kann man nur seiner Nase vertrauen, wenn es um Qualität geht, weil es sehr schwierig ist, authentische Inhaltsangaben ohne chemophysikalische Analyse zu erhalten.


Dünne Stäbchen mit feinerer Ummantelung gelten in Indien als hochwertigere Qualität. Um sie gut abbrennen zu können, werden unterschiedlichste Halter angeboten.

Bei buddhistischen Festlichkeiten und Zeremonien hauptsächlich in fernöstlichen Ländern (Hongkong, Thailand, Malaysia) werden auch sehr große Räucherstäbe von bis zu 2 m Länge im Freien abgebrannt.

2. ohne Stützholz: Hier wird die vorbereitete aromatische Paste – in einem Verfahren ähnlich der Herstellung von Nudeln – als Schlange ausgepresst, die nach der Trocknung als Stäbchen eigene Stabilität erlangt. Diese Stäbchen haben den Vorteil, dass bei der Verbrennung keine störenden Nuancen von verbranntem Bambusholz enthalten sind.

Eine besonders reine und naturbelassene Qualität solcher Räucherstäbchen findet man in der tibetischen Tradition. Die originalen „Healing Incense“ Räucherstäbchen werden nach ursprünglicher Rezeptur als traditionelle Tibetische Medizin namens Agar 31 aus 31 pflanzlichen Stoffen heute in Nepal hergestellt. Sie sind im buddhistischen medizinischen Tantra durch die Jahrhunderte überliefert. Diese Räucherstäbchen sind etwas grober in ihrer Machart (Ø bis 5 mm), gelten aber als hochgradig heilsam und frei von allen Nebenwirkungen. Ihr Duft ist kraftvoll holzig-würzig, ohne viel Rauch zu entwickeln. Hier sollte man wirklich versuchen, die Originalqualität zu bekommen, da natürlich unter dieser Bezeichnung auch viel minderwertige Qualität angeboten wird. Es ist jedoch auf den Packungen deklariert, wenn die Qualität unter der Aufsicht eines tibetischen Mediziners produziert wurde.

Die Wirksamkeit, die Agar 31 nachgesagt wird, erstreckt sich auf Höhenangst, Kopfschmerz, Übelkeit durch Sauerstoffmangel, was natürlich in Höhenlagen ab 2.000 m, aus der diese Tradition stammt, keine Seltenheit ist. Es soll aber ebenso bei geistiger Überlastung, Stress, Schlaflosigkeit, Rücken- und Brustschmerzen, trockenen Lippen, Muskelsteife und Schmerzen mit psychosomatischer Ursache sehr hilfreich sein.

Die entspannende und meditationsfördernde Wirkung dieser Räucherstäbchen wird von Kennern sehr geschätzt. Man kann sie nicht nur räuchern, sondern es wird auch empfohlen, sie bei neuralgischen Beschwerden fein zu zermahlen und mit etwas Pflanzenöl als Massagemittel einzusetzen. Man kann damit eine äußerst wärmende und lindernde Wirkung erzielen.

Auch unter der Bezeichnung „Zimpo“ (Zhempus) oder „Potala“ werden handgemachte tibetische Räucherstäbchen angeboten, die aus 25 aromatischen Pflanzenstoffen aus der Himalayaregion hergestellt werden. Rotes und Weißes Sandelholz, Rhododendron, Safran, Beifuß, Galgant, Nardenwurzel, Zedernholz und Kostuswurzel gehören unter anderem zu den traditionell verarbeiteten Pflanzenteilen. Diese Stäbchen werden mit der Absicht geräuchert, einen offenen geistigen Zustand hervorzurufen, die Luft zu reinigen, negative Einflüsse abzuwehren und eine liebevolle und lebensförderliche Atmosphäre zu schaffen.



Tibetische Räucherstäbchen in Klangschale

Japanische Räucherstäbchen in flacher Schachtel

Zum Abbrennen dieser Stäbchen eignet sich besonders gut eine Schale, die mit Sand gefüllt wird. Wenn sich genügend Duft entfaltet hat, dann können die Stäbchen einfach umgekehrt in den Sand gesteckt und zu einem späteren Zeitpunkt wieder angezündet werden.

Die alte japanische Räuchertradition hat eine meisterhafte Qualität an Räucherstäbchen ohne Stützholz anzubieten, die sich auch in der westlichen Welt zunehmender Beliebtheit erfreut. Dabei handelt es sich um sehr feine Stäbchen, die auf eine subtile und raffinierte Form der Räucherkultur hinweisen. Zeitgleich mit der Einführung des Buddhismus hat Japan im 6. Jahrhundert den Gebrauch von edlem Räucherwerk aus China übernommen und bald schon fanden die aromatischen Düfte ihren Weg aus den religiösen Zusammenhängen auch in die Welt der sensiblen Genüsse und Künste. Den Geist zu schulen, um die Schönheit der Dinge wahrnehmen zu können, galt schon immer als ethische Grundlage der hohen japanischen Lebenskultur, wie sie in Adelskreisen gepflegt wurde. Dem Duft zu lauschen ist eine aktive Form, zu Inspiration und Feinsinn zu gelangen. Koh-do, der Weg des Räucherns, entstand vor diesem Hintergrund und brachte dementsprechend auch besonders ästhetische Variationen an Räucherstäbchen hervor.

Bei diesen exquisiten Räucherstäbchen werden in der Regel kleine Halter zum Abbrennen mitgeliefert. Auch das Preisniveau dieser Produkte liegt ganz am oberen Ende des Marktes, wenn besonders edle Hölzer wie Adlerholz (Jinkoh) und Weißes Sandelholz als Grundstoff fein zermahlen eingesetzt werden. Mit weiteren ausgesuchten und gemahlenen Aromastoffen wie Nelken, Anis, Zimt, Abelmoschuskörnern und Weihrauch vermischt und unter Zugabe von heißem Wasser sowie der klebrigen Rinde des Tabuko-Baumes wird der Teig hergestellt, aus dem dann die Stäbchen gepresst werden.

Exklusive Hersteller verzichten bei der Produktion auf die Verwendung synthetischer Duftstoffe oder Bindemittel, die aber bei günstigeren Angeboten nicht auszuschließen sind. Auch bei den Japanern ist die genaue Zusammensetzung der Räucherwerk-Kreationen immer ein wohl gehütetes Geheimnis.

Räucherstoffe und Räucherrituale

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