Читать книгу Räucherstoffe und Räucherrituale - Thomas Kinkele - Страница 5
Einführung in das Räuchern
ОглавлениеEtwa zeitgleich mit der Jahrtausendwende hat sich das Interesse an einer Tradition neu belebt, die seit Menschengedenken die verschiedensten Kulturen unseres Planeten auf die eine oder andere Art begleitet hat. Das Verräuchern aromatischer pflanzlicher Substanzen zum Zwecke des körperlichen sowie geistig-seelischen Wohlbefindens, als Begleiter religiös-spiritueller oder auch magischer Zeremonien, zum Schutz gegen Krankheitskeime oder als sinnvolles Verfahren zur Konservierung von Lebensmitteln, hat es in jeder Gesellschaft dieser Erde irgendwelche Spuren hinterlassen. Diese Spuren haben immer etwas mit dem Erhalt des Lebens zu tun. Tief im Inneren spürt das jeder, der mit aromatischem Rauch in Kontakt kommt. Natürlich sind die Reaktionen äußerst vielfältig, weil dieses Spüren häufig mit elementaren Erfahrungen in Verbindung steht. Von archaischen Instinkten bis hin zu angenehmen oder unangenehmen Kindheitserfahrungen werden unterschiedlichste Bereiche unseres Innenlebens aktiviert und zeigen eine deutliche Resonanz.
Wer im Umfeld einer Fischräucherei seine Kindheit verbrachte, für den wird der Duft von Buchen- und Wacholderrauch wahrscheinlich stark mit inneren Bildern verwoben sein. Ob das angenehme oder unangenehme Assoziationen mit sich bringt, macht eine Aussage über die emotionale Qualität der Kindheitserfahrungen. Das kann recht unterschiedlich ausfallen, wird aber immer eine ganz authentische Botschaft sein.
Wir nehmen wahr, wie sich durch einen Dufteindruck etwas in uns manifestiert, was nach Raum verlangt. Der Rauch aromatischer Pflanzen mutet ein wenig an wie ein Schlüsseleffekt. Etwas, was im Keller eingeschlossen ist, möchte frei werden.
Es ist wirklich erstaunlich, dass so viele Menschen dem Räuchern plötzlich so aufgeschlossen gegenüberstehen. Es scheint, als sollten wir uns zurückbesinnen auf etwas Wesentliches, eine Qualität, die uns auf dem Weg durch die jüngere Vergangenheit irgendwie verloren gegangen ist. Wir wollen es wiederfinden bzw. zulassen.
Überall dort, wo sich die warm-würzigen, süß-aromatischen oder herb-holzigen Räucherdüfte entfalten, scheint die Zeit für einen Moment stehen geblieben zu sein. Menschen halten inne in ihren mechanischen Alltagsaktivitäten und verharren für einen kleinen Augenblick in der zeitlosen Gegenwart von sensorischer Wahrnehmung. Dieser Eindruck ist oftmals so intensiv, dass sich Überraschung einstellt. Beim Weitergehen fühlen sie sich dann manchmal ein wenig verwandelt, denn diese Erfahrung kann durchaus bewirken, sich auch selbst bewusster wahrzunehmen.
Dieses Phänomen können vor allem diejenigen gut beobachten, die sich mit diesem Medium in einen öffentlichen Bereich begeben, um damit zu arbeiten. Die zahlreichen Reaktionen der Mitmenschen sprechen für sich und werden das vorab Gesagte immer wieder bestätigen.
Wer sich lieber ins stille Kämmerlein zurückziehen möchte, um persönliche Erfahrungen zu machen, dem wird sich eine ganze Welt von Eindrücken eröffnen, die interessant und hilfreich sind. Eine detaillierte Erklärung und differenzierte Anleitung zu einer kreativen Vorgehensweise erhalten Sie in meinem Buch „Spirituelles Räuchern“*, falls das vorliegende Werk Sie inspirieren sollte und das Bedürfnis weckt, noch tiefer in die Erfahrung hineinzugehen.
* ebenfalls im Windpferd Verlag, Aitrang 2000, erschienen