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Die Wirkung des Räucherns

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Wenn die Duftmoleküle an den Nervenenden der Riechnerven (der einzige direkte Kontakt, den Neuronen mit der Außenwelt eingehen) andocken und vom Bulbus olfactorius als elektronische Nervenimpulse unmittelbar an das Limbische System weitergeleitet werden, dann erfolgt eine emotionale Reaktion, die wir in Form von Mögen oder Nicht-Mögen feststellen können. Manchmal sind wir auch nicht in der Lage, ein eindeutiges Urteil zu fällen. Wir schwanken in unserer Empfindung und entdecken einen langsam auftauchenden Reiz in einem Dufteindruck, den wir im ersten Moment eher abgelehnt haben. Es ist wie im wirklichen Leben.

Das limbische System ist die Zentrale unserer Gefühlswelt. Dort werden alle Informationen gespeichert, welche die emotionale Konditionierung im Laufe unseres Lebens angesammelt hat. Zwischen Lust und Schmerz, Freude und Angst, Wut und Furcht, Unsicherheit und Vertrauen scheinen dort Licht und Dunkelheit zu herrschen, die uns mit Annahme oder Abwehr reagieren lassen. Es sind reflexhafte Strukturen entstanden, die schneller reagieren als die mentalen Ordnungshüter im Großhirn. Das verschafft der Gefühlsreaktion einen gewissen Vorsprung vor den langsameren Vorstellungen, die wir uns von uns und der Welt um uns herum machen. Diesem Vorsprung haben wir dann die Authentizität der Geruchsresonanz zu verdanken.

Unsere Reaktion, einen bestimmten Duft zu mögen, ist als Ausdruck des Körpers zu verstehen, der einen Bedarf an dieser Qualität signalisiert. Das instinktive Zentrum reagiert am schnellsten. Der allererste wahrnehmbare Impuls kommt aus dieser Quelle. Wenn wir eine eindeutig positive Resonanz aus dem instinktiven Zentrum erhalten, dann können wir dem Duft Vertrauen schenken. Er wird uns unterstützen und Hilfestellung bei der Regulierung unausgewogener Zustände leisten. Wir sind also offen für die hilfreiche Zuwendung der Pflanzenseele. Unsere Reaktion, einen Duft nicht zu mögen oder abzulehnen, bedeutet dementsprechend das Gegenteil. Wir halten also fest, dass die individuelle Reaktion auf einen Räucherduft Ausdruck einer inneren Disposition sein muss, einer Bereitschaft, die Duftcharakteristik für sich zulassen zu können oder nicht. Was hier den Unterschied macht, ist zutiefst mit dem Wesen der Aromapflanze verbunden, für das wir offen sind oder eben nicht.

Offen dafür zu sein, den Eindruck also zulassen zu können, zeigt die Bereitschaft, den regulativen Impuls der Pflanze annehmen zu können. Wir öffnen uns der Kraft der Pflanze, heißen sie willkommen und lassen sie in unserem Inneren im besten Sinne wirken.

Suchen Sie sich die Stoffe aus, die Sie aus ganzem Herzen gerne riechen mögen. Dabei können Sie nie etwas falsch machen. Sind Sie der Dufterfahrung erst einmal auf der Spur, dann wird es Sie bald auch zu den Stoffen hinziehen, die ein gewisses Mysterium für Sie darstellen, weil Ihnen der Zugang irgendwie verwehrt scheint. Sie müssen erst den Schlüssel finden. Das steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Suche nach sich selbst.

Alles, was dem Ausgleich von Spannungen dient, kann als förderlich für den Lebensprozess eingestuft werden und bringt uns der Liebe näher. Interessanterweise bewirkt ein regelmäßiger Gebrauch der als angenehm empfundenen Räuchersubstanzen genau das, weil der regulative Impuls unser System aus Körper/Geist/Seele harmonisiert und stabilisiert. Diese Wirkung von Räucherungen kann sehr deutlich gespürt werden. Wir werden zunehmend zur Öffnung fähig sein. Die Energie beginnt freier zu fließen und Kraft wird erzeugt.

Damit steigt in der Regel auch die Akzeptanz für Räucherstoffe, die zunächst als unangenehm empfunden wurden. Man kommt zunehmend mit sich selbst in Einklang.

Was wir genau erleben, wenn wir uns den Räucherdüften aussetzen, ist also ganz verschieden und hängt einerseits von unserer Befindlichkeit, aber andererseits auch von der Absicht ab, weshalb wir überhaupt räuchern. Was ich herausfinden möchte, welches Problem ich lösen will oder auch welchen Anlass ich feiern möchte, übt einen starken Einfluss auf die Wirksamkeit des Räucherwerks aus. Räuchern schafft immer eine Verbindung zu den feinstofflichen Ebenen und trägt somit das Anliegen in höhere Dimensionen, aus denen Unterstützung und Erfüllung zu kommen scheint. Gebete und gute Wünsche werden durch den Rauch in jenseitige Bereiche transportiert und lösen das aus, was in der wahren Absicht desjenigen, der räuchert, entspricht. Man betritt damit den metaphysischen Raum des Schöpferischen, wo alle Erscheinungen ihren Ursprung haben.

* Rätsch, Christian, „Räucherstoffe – Der Atem des Drachen“, AT-Verlag, CH–Aarau 1996

Räucherstoffe und Räucherrituale

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