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Räuchern auf dem Edelstahlsieb

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Das wachsende Bedürfnis nach einer etwas saubereren Art des Räucherns ließ in jüngster Zeit ein Verfahren stärker in den Vordergrund treten, das nach dem aromatherapeutischen Prinzip der wohl bekannten Duftlampe funktioniert.

Hierbei wird das aromatische Pflanzenmaterial auf einem sehr fein gerasterten Edelstahlsieb etwa 3 cm über der Flammenspitze eines konventionellen Teelichts verräuchert. Dies ist ein Prozess, bei dem die Hitze durch Abstand variiert werden kann und auch die Rauchentwicklung geringer ist, obgleich der Dufteindruck sehr intensiv und authentisch ausstrahlt. Auf diesem feinmaschigen Sieb können durchaus auch Harze verräuchert werden – vorausgesetzt, das Prinzip „weniger ist mehr“ findet ausreichend Beachtung.

Olibanum, Myrrhe, Guggul, Benzoe, Mastix, Sandarak lassen sich auf diese Weise recht unproblematisch verräuchern. Harze und Resinoide, die sehr dünnflüssig werden (Fichte, Elemi), sollten möglichst zusammen mit Hölzern oder Kräutern aufgelegt werden, die dann das Harz teilweise aufsaugen und so eine homogene Duftverbindung eingehen. Wenn tatsächlich extrem dünnflüssige Räucherstoffe zur Anwendung auf dem Sieb kommen sollen, gibt es noch die letzte Möglichkeit, ein Stück Alufolie unterzulegen.

Die Methode des Räucherns mit dem Sieb eignet sich hervorragend für Duftexperimente aller Art. Der ENNEAROM „Räucherzyklus“ beispielsweise, bei dem neun Stoffe nacheinander aufgelegt werden, ist nur unter Verwendung des Räuchersiebes möglich. Der neu aufgelegte Stoff ist dabei immer für ca. 3 Minuten ganz präsent im Vordergrund und kann spezifisch für sich allein wahrgenommen werden, bevor er in den tragenden Hintergrund übergeht und sich in die Runde der bereits wirkenden Stoffe integriert. Dieser langsame Übergang und der sich aufbauende Hintergrund einer Komposition, die dann ihren Duft über einen langen Zeitraum gleichmäßig abgibt, ist eine faszinierende Erfahrung.

Das Sieb macht damit das Räuchern auch als „Gesellschaftsspiel“ möglich, in dem jede(r) TeilnehmerIn seinen/ihren individuellen Eindruck der jeweiligen Duftkomponente auf ganz persönliche Weise ausdrückt. Dabei werden die unterschiedlichen Charaktere deutlich, die Anwesenden zeigen etwas von sich selbst und die Komposition wird dann den gemeinsamen Prozess als aromatische Wolke konstruktiv und wie ein Schutzschild begleiten.

Natürlich ist es wichtig, das Sieb reinigen zu können, um bei erneuter Benutzung wieder einen vollkommen neutralen Ausgangspunkt zu haben. Zunächst drückt man auf die Unterseite des erkalteten Siebes und alle groben Rückstände springen sofort ab. Harzreste werden direkt über der Flamme abgebrannt. Dann muss das Sieb abgebürstet werden. Für diesen Zweck ist es unbedingt nötig, eine gute Metallbürste zur Hand zu haben, wie sie etwa zum Aufrauen von Wildlederschuhen benutzt wird. Im Handel sind geeignete Bürsten speziell für diesen Zweck erhältlich.

Da ein brauchbares Sieb aus Edelstahl bestehen muss, ist es rostfrei und kann mit Seifenlauge immer wieder blitzblank und von allem Ruß gereinigt werden.


Räucherstoffe und Räucherrituale

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