Читать книгу Fünf Millionen Lösegeld - Thomas Kredelbach - Страница 13

Dienstag, 22.10 Uhr

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Die Masken waren ab, die Frauen zeigten ihr wahres Gesicht:

Sarah Gassner alias Pippi Langstrumpf; Alter: 36 Jahre; Größe: 179 cm; Gewicht: 63 kg; Haarfarbe: blond (schulterlang); Augenfarbe: blau; besondere Kennzeichen: Brillenträgerin, Sommersprossen, leicht vorstehende Schneidezähne

Julia Franzen alias die Biene Maja; Alter: 41 Jahre; Größe: 161 cm; Gewicht: 68 kg; Haarfarbe: brünett (kurz geschnitten); Augenfarbe: braun; besondere Kennzeichen: neigt zur Impulsivität, mehrfach vorbestraft wegen gefährlicher Körperverletzung

Karin Berlich alias Miss Piggy; Alter: 29 Jahre; Größe: 159 cm; Gewicht: 43 kg; Haarfarbe: blond (schulterlang); Augenfarbe: blaugrau; besondere Kennzeichen: Kettenraucherin, diverse Tätowierungen am ganzen Körper, Piercings in Nase, Ohren, Lippe, Zunge und Intimbereich

Mareike Sassenholz alias Minnie Mouse; Alter: 39 Jahre; Größe: 168 cm; Gewicht: 72 kg; Haarfarbe: rot(mittellang); Augenfarbe: grün; besondere Kennzeichen: diverse Tätowierungen an Schulter und Rücken, mehrfach vorbestraft wegen Betrug, Raubüberfall und schwerem Diebstahl

»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Karin und zündete sich die siebte Zigarette binnen einer Stunde an.

»Das haben wir doch schon tausendmal durchgekaut«, entgegnete Julia genervt.

Karin schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich bin eben nervös. Das ist doch wohl normal, oder?«

»Verpestest du deshalb die Luft hier drin?«

»Leck mich«, sagte Karin und zeigte Julia den Mittelfinger.

»Das hättest du wohl gern. Tut mir leid, dass ich das so offen sage, aber du bist absolut nicht mein Typ.«

»Das behauptet ihr Lesben doch alle. In Wirklichkeit würde mich keine von euch von der Bettkante schubsen.«

»Stimmt, aber nur, weil wir Angst hätten, dich zu verletzen.«

»Was für eine tiefsinnige Diskussion«, lachte Mareike und warf einen Blick auf Becker. Der saß, an Händen und Füßen gefesselt, in der Mitte des Zimmers auf einem Stuhl. Seit Julia damit gedroht hatte, ihm die Eier wegzuschießen, war er ruhig geblieben.

»Inzwischen dürfte sein Vater informiert worden sein«, sagte Sarah. »Wir warten bis Mitternacht, dann rufen wir Becker an und teilen ihm unsere Forderung mit.«

»Und morgen sind wir steinreich!«, freute sich Karin.

»Das glaubst auch nur du.«

Karin schaute zu Becker hinüber. »Halt bloß die Fresse, Mann!«

Becker lachte verächtlich. »Glaubt ihr ernsthaft, mein Vater würde Lösegeld für mich bezahlen? Da habt ihr euch aber schwer verrechnet. Mein Vater und ich stehen seit Jahren auf Kriegsfuß miteinander. Er wird einen Scheißdreck für mich bezahlen. Aber eins kann ich euch versprechen: Umbringen wird er euch. In spätestens einer Woche seid ihr alle tot.«

»Laber keinen Scheiß«, entgegnete Karin und zog an ihrer Zigarette. Beckers Worte machten sie nervös. »Wenn dein Vater nicht für dich zahlt, wieso sollte er uns dann umbringen?«

»Weil ihr ihn beleidigt habt. Ihr habt ihn angegriffen, und dann auch noch in seinem Revier. Das Lokal, wo ihr mich erwischt habt, gehört ihm. Das lässt er euch unter gar keinen Umständen durchgehen. Mein Vater wird keine Ruhe geben, bis auch die Letzte von euch ins Gras gebissen hat. Ach ja, und noch etwas: Einen schnellen Tod werdet ihr sicher nicht finden. Bevor ihr draufgeht, werdet ihr den Tag verfluchen, an dem ihr auf diese blöde Idee hier gekommen seid.«

»Der Typ geht mir auf den Geist mit seinem Gelaber«, warf Julia ein. »Vielleicht hätte ich ihm ja doch die Eier wegschießen sollen.«

»Dich wird es am schlimmsten treffen, du blöde Kuh«, versprach Becker. »Glaub mir, du …«

Julia sprang von ihrem Stuhl auf, machte einen schnellen Schritt auf Becker zu und schlug ihm die Faust ins Gesicht. Es krachte gewaltig. Der Schlag hatte ihm die Nase gebrochen. Eine Blutfontäne spritzte aus beiden Nasenlöchern. Becker gab ein heiseres Wimmern von sich.

»Verdammt, was machst du denn?«, fluchte Sarah.

»Der Typ hätte besser sein Maul gehalten. Das hat er nun davon.«

»Ja, und mein Boden wird total versifft. Klasse, Mädchen. Das war wirklich saubere Arbeit.«

Das Blut spritzte noch immer aus Beckers Nase; auf sein Sakko, sein weißes Hemd, seine Hose und auf den Boden.

Das Haus in Rath, in das sie Becker geschafft hatten, war Sarahs Schmerzensgeld für ihre gescheiterte Ehe. Der Richter hatte es ihr bei der Scheidung zugesprochen. Das Dumme war nur, dass es erst zu einem Drittel bezahlt war. Der Bank standen noch zweihunderttausend Euro zu. Geld, das Sarah nicht hatte. Das sie mit ihrem Teilzeitjob als Sekretärin auch niemals verdienen konnte. Erst das Lösegeld würde sie all ihrer Sorgen entledigen. Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg.

»Tut mir leid«, presste Julia hervor und warf Becker einen finsteren Blick zu. »Der Typ hätte einfach nur sein dummes Maul halten sollen.«

»Geh in die Küche, hol einen Lappen und mach den Boden sauber«, seufzte Sarah. »Und bring direkt einen zweiten Lappen mit, damit wir Becker das Blut aus dem Gesicht wischen können.«

Julia verzog das Gesicht. »Soll ich unserem Machoarsch vielleicht auch noch ein Kissen mitbringen? Eine Wärmflasche? Nackenstütze?«

»Geh einfach, und hör auf zu jammern.«

Murrend ging Julia in die Küche. Eine Minute später kam sie mit zwei Putzlappen zurück ins Wohnzimmer. Fluchend wischte sie das Blut vom Boden auf. Anschließend warf sie Becker den zweiten Lappen ins Gesicht.

»Hier, du Witzfigur.«

Becker wimmerte noch immer. »Ich … ich kriege keine Luft mehr«, sagte er mit nasalem Tonfall.

»Wisch ihn ab«, sagte Sarah zu Julia.

Julia nickte grimmig und wischte Becker das Blut aus dem Gesicht.

»Hat jemand Tampons dabei?«, fragte Mareike. »Sonst blutet der Kerl immer weiter.«

»Ich habe eins«, sagte Karin und griff in die Hosentasche.

Sie pulte die Plastikumhüllung von ihrem Tampon und stopfte es Becker ins rechte Nasenloch.

»Mann, sieht das bescheuert aus«, lachte sie.

»Er blutet aber auch aus dem anderen Nasenloch«, meinte Mareike.

Karin zog einen zweiten Tampon aus der Tasche und verstopfte damit Beckers linkes Nasenloch.

»Wie fühlst du dich damit?«, fragte Julia und lachte.

Becker antwortete nicht, sondern schnaubte nur.

»Jetzt schmollt er auch noch, unser großmäuliger Superheld.«

Julia kniff Becker in die Nase. Der gab einen gellenden Schrei von sich.

»Ups, das tut mir aber leid«, sagte Julia. »Ich sollte lernen, meine Emotionen besser zu kontrollieren.«

»Du bist eine verdammte Sadistin«, sagte Mareike. »Wenn du so weitermachst, bringst du ihn um, bevor wir auch nur einen einzigen Cent von seinem Alten bekommen haben.«

»Na und? Den Schwachkopf brauchen wir doch sowieso nicht.«

»Doch, wir brauchen ihn«, entgegnete Sarah ernst. »Außerdem haben wir eine klare Abmachung. Wenn alles glattläuft, wird ihm nichts geschehen.«

»Und wenn nicht alles glattläuft?«, fragte Karin.

»Dann wird er noch viel mehr bluten«, sagte Julia und lächelte grimmig.

Fünf Millionen Lösegeld

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