Читать книгу Fünf Millionen Lösegeld - Thomas Kredelbach - Страница 15

Dienstag, 23.40 Uhr

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Vladimir Sernov, genannt ›Der Flüsterer‹, beugte sich nach vorn und informierte seinen Boss über das, was er in den vergangenen zwei Stunden erfahren hatte. Aus Angst davor, abgehört zu werden, verzichtete Sernov schon seit Jahren darauf, auch nur einen Satz laut auszusprechen. Oleg Gulakov, der White Russian, hatte sich längst an die Angewohnheit seines engsten Vertrauten und Ratgebers gewöhnt.

Gulakov hörte aufmerksam zu, bis der Flüsterer seinen Bericht beendet hatte. Dann nickte er langsam.

Er stand aus seinem dreitausend Euro teuren Ledersessel auf, ging zur Bar, füllte sich ein großes Glas mit Wodka und trank es in einem Zug leer. Als er sich nachgeschenkt hatte, ging er mit dem vollen Glas in der Hand zum Fenster und blickte nach draußen. Der Ausblick war großartig. Der gesamte Hohenzollernring lag Gulakov zu Füßen. Nicht umsonst hatte er sich dazu entschlossen, sein Büro in die Vierhundert-Quadratmeter-Penthousesuite in der Kölner Innenstadt zu verlegen. Hier lag das Herz der Stadt.

»Wir sind weit gekommen, mein Freund«, sagte er zu Sernov. »Es ist gerade mal zehn Jahre her, dass wir Mütterchen Russland verlassen haben. Und jetzt sieh dir das an. Die Stadt gehört uns.« Gulakov nahm einen kräftigen Schluck. »Fast zumindest. Es fehlt nicht mehr viel.«

Sernov, der wie Gulakov ein ehemaliger KGB-Offizier war, stellte sich neben seinen Boss und nickte.

»Uns bietet sich eine einmalige Chance«, flüsterte er. »Die sollten wir nutzen.«

Gulakov strich sich über das Kinn. »Deutschland ist ein großartiges Land, nicht wahr? Es bieten sich so viele Möglichkeiten.«

Wieder trank er. Im Fenster spiegelte sich sein Abbild. Er sah einen mittelgroßen, gedrungenen Mann mit schneeweißem Haar und braunen Augen. Einen Gewinner.

»Du bist reich, Oleg«, sagte Sernov. »Sehr reich.«

»Und ich kann noch reicher werden«, lächelte der White Russian. »Wenn ich Becker erst los bin, habe ich keine Konkurrenz mehr in dieser Stadt. Dann gehört mir alles.«

Es klopfte an der Tür. Zwei große, kräftig gebaute Männer betraten das Zimmer. Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen. Beide waren hellblond, beide hatten stahlblaue Augen. Unter ihren schwarzen Lederjacken zeichneten sich deutlich ihre gestählten Muskeln ab.

Igor Tscherkassow und sein Zwillingsbruder Viktor sahen Gulakov mit ernsten Mienen an. Als ehemalige Angehörige der Sowjetarmee wussten sie, wann absolute Aufmerksamkeit gefordert war. Dies hier war so ein Moment. Spannung lag in der Luft.

»Ich habe einen Auftrag für euch«, sagte Gulakov. »Einen sehr wichtigen Auftrag. Es geht um den Sohn von Norbert Becker. Mir ist zu Ohren gekommen, dass er entführt worden ist. Es wäre gut, wenn ich ihn in die Hände bekäme. Ich möchte, dass ihr ihn aufspürt.«

Sernov nahm ein Foto von Gulakovs Schreibtisch und reichte es den Zwillingen.

»So sieht er aus«, sagte der White Russian. »Findet ihn und schafft ihn her.«

Auf ein Kopfnicken Gulakovs hin reichte der Flüsterer den Brüdern ein weiteres Foto.

»Heftet euch an die Fersen dieser Männer«, befahl der White Russian. »Wenn ihr Glück habt, führen sie euch zu Beckers Sohn.«

Die Zwillinge nickten einhellig. Eiligen Schrittes verließen sie das Zimmer.

Der White Russian wandte sich wieder der herrlichen Aussicht auf den Hohenzollernring zu. »Wirklich ein wunderbares Land, dieses Deutschland. Man muss sich einfach nur nehmen, was man will.«

Fünf Millionen Lösegeld

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