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Die Realität der Götter

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The true nature of the gods is that of magical images shaped out of the astral plane by mankind‘s thought, and influenced by the mind.

Dion Fortune, The Mystical Qabalah

Menschen aller Kontinente und Rassen haben seit Jahrtausenden an die Existenz von Göttinnen und Göttern geglaubt und sie verehrt; völkerkundlich gesehen, ist der Götterglaube geradezu als eine anthropologische Konstante zu bezeichnen. Jedes Volk besitzt ursprünglich sein eigenes Pantheon und praktiziert einen naturverbundenen Polytheismus.

Mit dem Aufkommen des Monotheismus wird die Gottesvorstellung abstrakt und transzendent, Gott ist nicht mehr in der Welt, sondern über der Welt; er verkörpert sich nicht mehr in Bäumen und Berggipfeln, sondern im WORT, d. h. in einer heiligen Schrift, die nun alle Weisheit und Antwort auf alle Fragen enthalten soll. Da es nur noch einen wahren Gott geben kann, werden die alten Götter des Polytheismus entwertet, zu Dämonen degradiert oder als Betrug denunziert.

Als sich der neuzeitliche Rationalismus in der Zeit der Aufklärung schließlich vom Monotheismus emanzipiert, der ihm lange als Vehikel diente, kommt es zum Streit zwischen Offenbarung und Vernunft. Historische und Erkenntniskritik erschüttern den Glauben an die Existenz Gottes, so dass die Religion als gesellschaftliche Legitimationsinstanz nun von der empirischen Wissenschaft und dem „Diskurs“ der Spezialisten abgelöst wird (auch die Ideologien des 20. Jahrhunderts mussten sich als „wissenschaftlich“ präsentieren, um Akzeptanz zu finden, sei es die biologische Rassenlehre des Nationalsozialismus oder der soziologische „wissenschaftliche Sozialismus“). Die Wissenschaft kann sich seither (also spätestens seit dem 18. Jahrhundert) daran machen, das Phänomen „Religion“ bzw. Religiosität endgültig aufzulösen (d. h. durch Reduktion zu beseitigen). Mit welchen Methoden dies versucht wird, sieht man sehr schön in der Einleitung zur „Griechischen Mythologie“ von Herbert J. Rose (1928), wo sieben Theorien genannt werden, die den Glauben an Götter philosophisch erklären sollen:

1. Die allegorische Theorie – Ein Gott ist lediglich eine Veranschaulichung eines bestimmten Phänomens oder Begriffs, so ist etwa Venus = Liebe;

2. Die symbolische Theorie – Götter sind Symbole, in denen die Philosophen alter Zeit ihre geheime Weisheit verborgen haben, die für das gemeine Volk zu anspruchsvoll war (Friedrich Creuzer);

3. Der Rationalismus – primitives Missverstehen von natürlichen Vorgängen führt über eine falsche Schlussfolgerung zu der Illusion, ein höheres Wesen habe z. B. den Blitz geschleudert, der einen Baum in Brand setzt (Palaiphatos)

4. Euhemerismus – die Götter waren ursprünglich herausragende Menschen (Könige, Gesetzeber), die nach ihrem Tode immer mehr von Sagen umwoben und schließlich ins Übermenschliche erhoben wurden;

5. Die Naturmythen-Theorie – Götter entstehen durch ein poetisches Naturerleben, Zeus = Himmel, Hermes = Wind (Stoa, Max Müller)

6. Ethnologie und Soziologie – Mythen sind Ausdruck eines Volksgeistes, in ihnen drücken sich die sozialen Verhältnisse eines Volke, sein Gemütsleben und seine Weltanschauung aus (Lobeck, K. O. Müller);

7. Psychologie – Mythen sind Ausdruck unbewusster Komplexe und verdrängter Wünsche, die nach außen projiziert werden, sie sind eine kollektive Neurose bzw. Wahnbildung (Feuerbach, Freud).3

Der Nachweis, dass alle diese Theorien letzten Endes unfähig sind, religiöses Erleben restlos zu erklären, bedürfte eines eigenen Buches. Halten wir vorläufig nur die Situation fest, wie sie sich heute in der westlichen Gesellschaft darstellt: Dem traditionellen christlichen Monotheismus, der sich in der Defensive befindet, steht ein öffentlich dominierender Skeptizismus und Atheismus gegenüber. Zwischen diesen beiden Positionen erstreckt sich das Feld der sogenannten „Spiritualität“ und „Esoterik“, d. h. die Welterklärungsmodelle der Menschen, die sich weder als Christen noch als Atheisten fühlen.

Typisch für die moderne Spiritualität ist die Vermengung traditionell religiöser Themen mit psychologischer Terminologie. Besonders folgenreich war hierbei die Psychologie Carl Gustav Jungs, der aus Sicht der orthodoxen Freudianer der „Schlammflut des Okkultismus“ Tür und Tor öffnete und aus Sicht der orthodoxen Christen in gnostische Irrlehren zurückfiel. Für unser Thema ist Jung von Interesse, weil er die Existenz von Göttern als objektive psychische Realität plausibel macht.

Hekate

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