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Exkurs zum buddhistischen Weltbild
ОглавлениеJung meint, der Buddhismus habe bei dem Umgang mit Teilsystemen einen Vorteil. Damit hat er durchaus Recht, da der Buddhismus nicht denselben Zwängen unterliegt wie monotheistische Religionen.
Nach buddhistischer Auffassung existieren Götter real als Wesen in Samsara; ihre Existenz ist, wie bei allen Lebewesen, bedingt durch Karma. Ein Dasein als Gott ist das Resultat positiven Handelns und Denkens, das jedoch immer noch durch die grundlegende Unwissenheit über die wahre Natur der Realität getrübt ist. Großherzigkeit und meditative Versenkung sind karmische Ursachen, um ein Gott zu werden; da diese Zustände auch für Menschen erfahrbar sind, kann es Kontakte zwischen Menschen und Göttern geben. Wir alle sind schon einmal Götter gewesen, die jetzigen Götter werden im Kreislauf von Samsara eines Tages auch wieder als Menschen geboren werden.
Die buddhistische Welt gliedert sich in drei Bereiche: einen grobstofflichen, der von groben Leidenschaften regiert wird, einen feinstofflichen und einen unstofflichen (kamadhatu, rupadhatua, arupadhatu). Die uns begegnenden Götter gehören meistens wie wir zum Begierdebereich und sind daher recht menschenähnlich, schwerer ist es schon, zu den Welten der reinen Form und der Formlosigkeit vorzudringen (letztere lässt sich beispielsweise erreichen, wenn man sehr lange nur über den leeren Raum oder die Unendlichkeit des Bewusstseins meditiert).
Kurz: Götter sind im Buddhismus nicht absolut, sonder relativ, nicht noumena, sonder phainomena. Einige Götter haben sich vom Buddha belehren lassen und sind auf dem Weg zum Erwachen (wie die vier großen Könige der Weltrichtungen), daher können Götter auch als Sangha und verehrungswürdig betrachtet werden. Ebenso ist es möglich, dass ein Mensch vor dem Erlangen des Pari-Nirwana noch einmal in einem Götterbereich wiedergeboren wird, dort letzte subtilste Hindernisse bereinigt, bevor er Erleuchtung erlangt. Diese Möglichkeit gilt im „kleinen Fahrzeug“ etwa für den „Nicht-Wiederkehrer“, der die Arhatschaft erst in einer Götterexistenz erlangt. Dieser Gedanke wurde im „großen Fahrzeug“ mit besonderer Vorliebe ausgebaut, so befinden sich die meisten großen Bodhisattvas ab der ersten Bhumi (Erde) in Götterbereichen, die von ihnen zu „reinen Bereichen“ ausgebaut wurden. So konnte der Buddhismus in Indien die Hindu-Götter ohne größere Probleme in sein Pantheon aufnehmen und sich in Tibet, China und Japan an die dortigen Gegebenheiten anpassen; andererseits konnten die Bodhisattvas des Mahayana die Attribute der Hindu-Gottheiten assimilieren. Im tantrischen Buddhismus verfiel man schließlich gar auf die Idee, dass es zur Erweiterung des Bewusstseins sinnvoll sein könnte, sich selbst meditativ mit einer solchen Bodhisattva-Gottheit zu identifizieren, wobei man sich aber stets der grundsätzlichen Leerheit aller Erscheinungen bewusst bleibt.