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Bern und die «Burgundische Eidgenossenschaft»

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Den Regensburger Frieden vermittelte Kaiser Karl IV. aus dem Geschlecht der Luxemburger. Seine Rolle in den Auseinandersetzungen ist nicht ganz klar. Es lag ihm wohl daran, dass kein grösserer Konflikt entstand. Auch wenn sein Verhältnis zu den verschwägerten Habsburgern damals nicht sonderlich gespannt war, konnte ein Gegengewicht zu ihnen im schwäbischen Raum kaum schaden. Jedenfalls verlieh der Kaiser 1362 Zürich Privilegien, wobei er der Reichsstadt mit der Einrichtung eines Hofgerichts auch hoheitliche Aufgaben übertrug. Dass Karl IV. im Raum zwischen Bodensee und Genfersee auf die Städte setzte, bewies er bereits 1348, als er Berns Reichsprivilegien bestätigte. Um 1191 gegründet, war Bern kein gewerbliches, sondern ein militärisches Zentrum, in dem Rittergeschlechter wie die Bubenberg als Burger, Räte und Schultheissen eine führende Rolle spielten. Insofern handelte es sich bei Berns Kleinkriegen oft um Auseinandersetzungen innerhalb des Adels, in denen die reichsfreie Stadt gleichsam als Erbin der 1218 ausgestorbenen Zähringer und als Fortsetzerin von deren Territorialpolitik Bündnisse in der Westschweiz suchte. Dabei zählte sie, etwa im Krieg von 1251 gegen die Kyburger, auf Freiburg, Solothurn und weitere «eitgnoze von Buorgendon».

Für Bern, das sich links der Aare in der Diözese Lausanne befand, war die Ausrichtung auf diese westliche «Burgundische Eidgenossenschaft» naheliegend. Wie die Eidgenossenschaft, die im Osten entstand, bildete sie keine feste Allianz, sondern beruhte auf zumeist bilateralen, zeitlich befristeten Abkommen. Neben kleineren Städten, Grafen und geistlichen Herrschaften verband sich Bern in diesem Netzwerk während des 13. und 14. Jahrhunderts auch mit den (reichs-)freien Landleuten von Hasli und Guggisberg im Berner Oberland, also künftigen Untertanen. Zu diesem Zeitpunkt war dies aber noch ein Bündnis mit bäuerlichen Landgebieten – ähnlich den allerdings befristeten Abkommen von 1323 und 1339 mit den Waldstätten. Mit Hilfe von 900 Innerschweizer Söldnern gewann das ansonsten isolierte Bern 1339/40 den Laupenkrieg gegen das habsburgische Freiburg, das mit Habsburg verschwägerte Kyburg-Burgdorf und westschweizerische Adlige. Mit der Landvogtei Laupen legte die Aarestadt den Grundstock ihrer Territorialherrschaft. Damit war im westlichen Mittelland die Vormachtstellung des Adels nachhaltig in Frage gestellt. In den anhaltenden Kleinkriegen wurde auch dessen wirtschaftliche Basis, die Grundherrschaften, verwüstet und zerstört, sodass die Berner sie schliesslich aufkaufen konnten.

Am 6. März 1353 schloss Bern ein weiteres, diesmal unbefristetes Bündnis mit den Waldstätten, das auch Luzern und Zürich indirekt über Beibriefe einbezog. Bern sollte im Bedarfsfall von den Waldstätten erneut Hilfstruppen erhalten. Gleichzeitig sicherte es seine Ostgrenze durch den gemeinsamen Vertrag mit den unruhigen Obwaldnern. Aber «eidgenössisch» wurde Bern mit diesem Bündnis nicht. Es handelte sich weiterhin um nur eines der zahlreichen Bündnisse der Aarestadt, die unter anderem mit Savoyen und Habsburg alliiert blieb. Entsprechend stärker war ihre Verhandlungsposition im Vergleich zu Zürich, das in der Notsituation von 1351 in die Allianz mit den Innerschweizern geflüchtet war. Auch wenn keineswegs absehbar war, weshalb diese lockere schweizerische Eidgenossenschaft eine längere Dauer vor sich haben sollte als die burgundische, überbrückten die Bündnisse mit den Innerschweizern nun die mittelalterliche Grenze zwischen burgundischem und alemannisch-schwäbischem Mittelland. Über die Waldstätte kamen Bern und Zürich, die Reichsstädte mit ihren wachsenden Territorien, miteinander in eine indirekte und spannungsträchtige, aber letztlich dauerhafte Allianz.

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