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Der dritte Jänner 1942 brachte erneut viel Schnee. Die Straßen waren nur schwer passierbar und niemand, der nicht unbedingt musste, ging nach draußen, wo der eisige Wind die weißen Massen in alle Richtungen peitschte. Einer der Unglücklichen war der Postbote, der sich mit seinem Fahrrad durch den hohen Schnee kämpfte. Auch am Hof der Familie Steindl machte er Halt. Durch einen Schlitz in der Tür warf er einen Stapel Post ein. Ganz oben auf befand sich ein beiger Brief, der an einen Herrn Roland Steindl adressiert war.

Dieser lag wach in seinem Bett und starrte bereits seit geraumer Zeit an die hölzerne Decke. Neben ihm schlief Lilli noch immer tief und fest. Roland ließ seine Gedanken schweifen, erinnerte sich an die vergangenen Wochen und Monate zurück und dachte mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch daran, was das neue Jahr alles für ihn bereithalten sollte. Es war das Jahr, in dem er Vater werden sollte. An diesen Gedanken hatte er sich noch immer nicht gewöhnt. Außer den beiden wusste noch niemand davon. Sie wollten erst auf den richtigen Moment warten, um es zu verkünden. Aber würde dieser richtige Moment jemals kommen?

Roland hatte sich immer Kinder gewünscht, auch die Mutter dieser Kinder war für ihn immer Lilli gewesen, doch nun ging alles viel zu schnell. Der Zeitpunkt hätte nicht ungünstiger sein können. Roland atmete schwer. Er drehte sich zur Seite und sah Lilli besorgt an. Sie wirkte so glücklich und zufrieden, wie sie schlafend neben ihm lag. Als er sie eine Zeit lang beobachtete, wurde ihm erneut klar, wie viel Glück er mit ihr hatte. Egal was die Zukunft bringen sollte, er würde es gemeinsam mit ihr schaffen.

Entschlossen kroch er aus dem Bett, um für Lilli und ihn Frühstück zu bereiten. Er setzte Wasser auf und holte frische Milch. Im Vorraum bemerkte er das Häufchen Post. Als er es aufhob, stach ihm sofort der an ihn adressierte Brief ins Auge. Hastig holte er ein Messer hervor und öffnete damit den Umschlag. Die Nachricht traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht.

»Sie schicken mich in den Krieg«, stammelte er vor sich hin, nachdem er die Zeilen hastig überflogen hatte.

Er musste sich setzen. Sein Bauch verkrampfte sich schmerzend und ihm wurde schwarz vor Augen. Es gab keinen Ausweg. Sein größter Albtraum war Realität geworden. Immer und immer wieder las er sich die Nachricht durch. Ende des Monats sollte er sich in Linz melden. Vielmehr war dieser Aufforderung nicht zu entnehmen.

Geräusche ertönten aus der oberen Etage und jemand stieg die Treppe herab. Roland blickte auf. Lilli stand in der Tür und sah verschlafen drein.

»Warum bist du nicht bei mir im Bett?«, fragte sie grinsend und verdrehte dabei die Augen. Als sie keine Antwort bekam, bemerkte sie den Schock in Rolands Gesicht.

»Was ist denn los?«

Besorgt kam sie auf ihn zu. Er gab ihr wortlos den Brief zu lesen. Sie wurde totenblass im Gesicht.

»Die schicken dich in den Krieg«, sagte sie mit entsetzter Miene.

Krieg und Freundschaft

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