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Kunst
ОглавлениеWorin liegt die Kunst im Wasserspringen? Was bedeutet Kunst? Die Redewendung »Kunst kommt von Können« entspricht tatsächlich dem eigentlichen Wortstamm. Kunst bezeichnet angeworbene Fertigkeiten und unterscheidet sich so von dem Begriff Natur, dem Ursprünglichen.
In der Neuzeit wurde der Begriff mit dem Begriff der Ästhetik verbunden. Die Fertigkeit, wird zur Kunst, wenn sie mit Schönheit belegt ist. Das bezog sich auf die bildenden Künste, die musikalischen, literarischen und darstellerischen. Neuzeitliche Künste, die auf den Sport bezogen werden können, waren Tanzkunst, Fechtkunst und Reitkunst.
Sprungkunst in Reinform: Tania Cagnotto beim Absprung zum zweieinhalbfachen Auerbachsalto gehechtet vom 3-m-Brett.
Kunst entstand unabhängig von Handlungen die der Lebenserhaltung dienten (außer u. U. die Fechtkunst ...). Schon Funde aus der Altsteinzeit belegen, dass vermutlich religiöse oder kultische Rituale begleitet wurden von Musik (Flöten) und Schmuck.
Der Wasserspringer stellt ebenfalls sein Können dar. Sein Können soll nicht nur den Wettkampfregeln entsprechen sondern schön erscheinen. Beeindrucken. Die Wasserspringer sind an sich nicht geschmückt, sondern eher nackt. Die Badebekleidung kann die Schönheit des Körpers unterstreichen. Die Springer stellen sich und ihre Sprünge dar. Vor den Kampfrichtern im Wettkampf, vor den Badegästen im Training. Schon bei kleinen Kindern ist manchmal eine größere Motivation zu spüren, wenn ihnen jemand (vor allem Gleichaltrige) zuschaut.
Vom Turm besteht die Faszination in der Gestaltung des tiefen freien Falls. Vom Brett die Dynamik des In-die-Höhe-Steigens und Fallens. Beiden gemein ist die Schönheit des gestreckten Eintauchen ohne viel Wasserspritzer sowie die Faszination, wie der Körper beim Eintauchen von etwa 60 km/h auf 0 km/h abgebremst wird.
Horst Görlitz sagte immer: »Können musste de Piepen.« Wenn man den Sprung beherrscht kann man sich auf die Schönheit der Ausführung, der Darstellung konzentrieren – der Sprung kann (scheinbar) mühelos und leicht und spielerisch aussehen.