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Perfektion
ОглавлениеPerfektion erfordert ständiges Üben und fortwährendes Wiederholen des Gleichen. Das kann sehr anstrengend, unangenehm und eintönig sein – für Sportler und Trainer. Hier ist Geduld gefordert.
Die Perfektion liegt im Detail und wird eingeübt, erarbeitet. Der »perfekte« Sprung im Wettkampf ist nahezu komplett automatisiert – also eingeübt – hat aber noch Ressourcen für eine ganz besondere Leichtigkeit und Ästhetik.
Perfektion kann, wenn man sie als Absolutes sehen möchte, die Gefahr einer »Verhärtung« mit sich bringen: Man will dies oder jenes unbedingt erlernen. Es »muss« perfekt sein. Ganz allgemein, ob in Sport oder Musik, erfordert es große pädagogische Fähigkeiten, die Schüler, Sportler zur Perfektion zu begleiten. Aber der Sportler/Schüler selbst kann auch »verhärten« in der Unzufriedenheit, es eben nicht perfekt geschafft zu haben.
David Boudia (USA), 2012 in London Olympiasieger vom Turm, während des viereinhalbfachen Salto vorwärts gehockt.
Ich glaube Perfektion ist vielschichtiger, weniger einzigartig. Es kann im Training passieren, dass ein Kind plötzlich einen »perfekten« Fußsprung vorwärts gestreckt springt, obwohl die Zehen beim Eintauchen nicht gestreckt waren. Es würde nur keine Höchstnote erhalten, trotzdem war der Sprung für mich als Trainer in Bezug zu dem, was ich dem Kind gerade beibringen möchte, »perfekt«.
Ich empfehle, die Perfektion als eine Suche, ein Streben, einen offenen Prozess zu betrachten, in dem ein Reiz, eine Freude und Lust liegt. Man hat auch Lust und Interesse daran, dies oder jenes so gut zu können und strebt danach. Gelingt es, freut man sich, gelingt es nicht, arbeitet man weiter und versucht es erneut. Aber Vorsicht vor Zwang und Selbstzwang – das ist psychisch und physisch ungesund!
Es gibt hier kein »Muss«.
Letztendlich ist es die Leichtigkeit, die die Perfektion kunstvoll und ästhetisch erscheinen lässt. Aber die »Leichtigkeit« will erarbeitet, trainiert werden. Wer sie beherrscht, kann dann im besonderen Moment versuchen, eine ganz besondere Schönheit bewusst auszustrahlen. Das allerdings gelingt den wenigsten und das auch noch selten.
Eine, die es erlebte, ist Tania Cagnotto bei ihrem letzten großen Wettkampf, der Weltmeisterschaft 2015 in Kasan, bei der sie im Alter von 30 Jahren und nach 30 (!) EM-Titeln den Wettbewerb vom 1-m-Brett für sich entschied. Danach erklärte sie: »Es ist ein harter Sport. Man braucht so viel Geduld, so viel Hartnäckigkeit, und dann kommt der Wettkampf und die Tagesform entscheidet. Immer.« Am Ende des Interviews fügte sie hinzu: »Ich wollte in Schönheit abschließen.«12 Das ist ihr gelungen.
Es kann nun nicht jeder Weltmeister werden, aber viele können gute Wasserspringer werden mit Freude an der Sportart. Man kann vieles für das Leben außerhalb des Sports lernen, für sich mitnehmen und an andere weitergeben.
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1siehe auch http://www.wasserspringen-ka.de/Wasserspringen_in_Karlsruhe/Historie.html
2https://ishof.org/franco-giorgio-cagnotto-(ita).html
3http://www.taniacagnottoweb.net
4http://www.wasserspringen-ka.de/Wasserspringen_in_KA/Horst_Gorlitz_files/Text%20Horst.pdf
5http://www.ishof.org/horst-gorlitz.html
6https://ishof.org/carlo-dibiasi.html
7https://ishof.org/klaus-dibiasi-(ita).html
10https://de-de.facebook.com/SplashdivingGermany/
11http://wilde-springer.de/index.html
12https://www.sueddeutsche.de/sport/wasserspringen-leicht-wie-ein-feiner-pinselstrich-1.2587480