Читать книгу Atemlos in Hannover - Thorsten Sueße - Страница 7

Оглавление

Kapitel 2

Dienstag, 8. Mai

Es wurde langsam Abend. Der Himmel bewölkte sich zunehmend, es mochten draußen noch ungefähr fünfzehn Grad sein. Mit dem Rad fuhr er durch Kirchrode, einen Stadtteil von Hannover im Süd-­­osten der Landeshauptstadt, vorbei an einzeln stehenden, gepflegten Häusern mit großen Grundstücken.

Er war unauffällig gekleidet … Sommerjacke, lange Hose, schwarz-weißer Schutzhelm. Ohne besondere Eile steuerte er auf dem Radweg seinem Ziel entgegen. Sein Blick schweifte von links nach rechts. Alles um ihn herum hinterließ sofort den Eindruck eines gehobenen bürgerlichen Stadtteils.

Herauszufinden, wo sie wohnte, war überraschend einfach. Ihre Adresse stand schlichtweg im Telefonbuch. Für ihn ein Ausdruck weltfremder Gutgläubigkeit … oder nachlässiger Gewohnheit.

Er hatte sich die nähere Umgebung ihres Hauses im Internet bei Street View angesehen, wobei das Haus selbst unkenntlich gemacht worden war. Sein Smartphone hatte er zu Hause gelassen.

Einige ihrer Vorlieben waren ihm bestens bekannt. Sie fuhr regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit, immerhin von Kirchrode bis in die Innenstadt. Außerdem nutzte sie das Rad für ihr Hobby Geocaching.

Früher hatte er sich ebenfalls für einige Zeit mit Geocaching beschäftigt. Es ging darum, einen kleinen versteckten wasserdichten Behälter aufzuspüren, der ein Logbuch enthielt, in das sich der Finder mit seinem Nickname eintragen konnte. Derartige Geocaches waren inzwischen auf der ganzen Welt mit unterschiedlichen Schweregraden versteckt. Hinweise, wo sich ein Geocache befand, erhielt der Sucher, der sogenannte Geocacher, über entsprechende Internetseiten, auf denen sich Hinweise wie GPS-Koordinaten befanden. Um einen Geocache zu finden, benötigte man zumindest ein GPS-Handgerät oder ein Smartphone mit GPS-Empfänger.

Endlich tauchte ihr Haus vor ihm auf. Es handelte sich um ein Eckgrundstück an zwei kleinen Nebenstraßen in einem Wohngebiet. Das Einfamilienhaus stand in einem Garten, der sich durch hochgewachsene Büsche und Bäume zur Straße abgrenzte. Die niedrig geschnittene Buchsbaumhecke im Vorgarten gewährte eine ungehinderte Sicht auf den Eingangsbereich des Hauses.

Er bremste, stieg ab und schob das Fahrrad bis zu der Laterne, die sich auf dem Gehweg neben dem seitlichen Teil des Gartens befand. Ihm war bekannt, dass hier ganz in der Nähe ein Geocache versteckt sein musste.

Um sie zu töten, brauche ich den richtigen Moment und den richtigen Ort. Geht das auf dem Grundstück? In den nächsten Tagen?

Kein Mensch war momentan in der Nähe. Während er einige Schritte am Doppelstabmattenzaun des Gartens entlangschlenderte, versuchte er sich einen möglichst genauen Überblick vom seitlichen und hinteren Teil des Hauses zu machen, wobei die dichten Büsche nur eine eingeschränkte Sicht auf diesen Bereich zuließen.

Ich darf mich hier nicht zu lange aufhalten. Sonst erinnert sich später ein Zeuge daran und kann mich beschreiben.

Er hörte die Stimmen von zwei Frauen, die wahrscheinlich über die Terrasse in den Garten gingen. Dann erkannte er Nadine Odem, dunkelblonde Kurzhaarfrisur, Mitte vierzig. Die andere Frau, vermutlich gleichaltrig, konnte ihre Ehepartnerin sein.

Die beiden haben mich sicher noch nicht bemerkt. Aber das ist ganz schön brenzlig und womöglich eine Nummer zu groß für mich.

Er stieg auf sein Rad und fuhr los, bewusst nicht in die Richtung, aus der er gekommen war.

Soll ich meinen Plan canceln?

Atemlos in Hannover

Подняться наверх