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Felix Hohenfels

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02.09.2018 – Nachmittag

Nachbargrundstück von Mr. Reid


Immer noch aufgebracht überquerte Felix den Innenhof und bog kurz vor dem hohen Tor nach rechts ab. Geradewegs über den angelegten Rasen, auf dem sich langsam aber stetig ein unebener Trampelpfad abzeichnete. Felix hat diesen Weg eindeutig schon zu oft beschritten.

Sein Ziel war das Haus neben dem Internat. Dort lebte Randall Reid, der Hausmeister der Schule, der früher auch als Sicherheitskraft gearbeitet hatte. Deshalb erfüllte er im Internat beide Positionen und war um den Schutz der Schüler bemüht. Die dritte und wichtigste Stellung jedoch, die der 51-Jährige im Gegensatz zu den beiden anderen Tätigkeiten unentgeltlich bekleidete und die auch nicht in seinem Arbeitsvertrag verzeichnet wurde, war es Felix’ unvoreingenommene Bezugsperson zu sein, bei der er Zuflucht suchte, wenn er das Leben wieder als ganz besonders ungerecht empfand und das Internatsleben satt hatte. Mit Randall konnte er sich problemlos verständigen. Er sprach fließend die deutsche Sprache, verstand Felix, ohne dass er nach dem richtigen englischen Wort suchen oder es auf umständliche Art und Weise umschreiben musste.

Das war vor einem Jahr bei seiner Ankunft im Internat besonders schlimm für ihn gewesen, weswegen er sich bereits seit Schuljahresbeginn abgegrenzt und auch nur wenig gesprochen hatte. Es war ein ganz gewaltiger Unterschied zwischen dem Schulenglisch in Deutschland und jenem in England. Seine Deutschlehrerin Ms. Voigt hatte sich bereit erklärt, ihm Ergänzungsunterricht zu erteilen und auch der Vertrauenslehrer hatte weitere Hilfestellung angeboten. Dank seiner reiselustigen und sprachbegeisterten Lebensgefährtin konnte sich der gebürtige Spanier gut in der deutschen Sprache verständigen. Wohl fühlte Felix sich trotzdem nicht und wollte am liebsten in das nächste Flugzeug nach Deutschland steigen.

Zwischen den Hecken, die das Internatsgrundstück abgrenzten, gab es eine niedrigere Eisentür, die bei jedem Öffnen und Schließen unangenehm quietschte und Besucher damit im Vorfeld ankündigte. Obwohl Felix sich nicht mehr daran störte, schlug er die Tür so fest zu, dass sie aus dem Scharnier sprang.

Es war offensichtlich, dass es durchaus möglich war, Wünsche zur Zimmerbelegung zu äußern, aber Mr. Barnheim hatte ihn ganz bewusst vor den Anwesenden vorgeführt. Das neue Schuljahr war noch nicht mal einen Tag alt und trotzdem hegte er bereits jetzt den Wunsch, zu verschwinden und das Internat auf Nimmerwiedersehen hinter sich zu lassen.

In der Hoffnung bei Randall Ablenkung zu finden und sein erhitztes Gemüt abkühlen zu können, warf er zunächst einen prüfenden Blick hinter sich. Erst als er sich aufmerksam vergewissert hatte, dass ihm kein ungewolltes Anhängsel gefolgt war, stapfte er um die Garage herum.

Das typisch klirrende Geräusch, wenn zwei Metallgegenstände aufeinander trafen, begrüßte ihn und der Anblick der Karosserie schaffte es, seine Laune ein wenig zu heben. Vor ihm präsentierte sich ein waschechter Oldtimer in dunkelblauer Farbe, dessen Automarke sich stolz auf der Mitte der Motorhaube mit den berühmten zwei Flügeln und dem großen Buchstaben in Szene setzte.

Randall war über den Motorraum seines Bentleys gebeugt und versuchte mit einer Zange die Schrauben am Bremsflüssigkeitsbehälter zu fixieren. Nur flüchtig begegneten sich ihre Blicke, bevor der Hausmeister unbeirrt mit seiner Arbeit fortfuhr und trocken das Offensichtliche äußerte: „Du bist spät.“

Felix hatte bei dem Ärger um die Zimmerbelegung nicht mehr auf die Uhrzeit geachtet und sich nur noch darauf konzentrieren können, sich beim Direktor darüber zu beschweren. Es missfiel ihm ohnehin, dass er aus dem gemeinsamen Zimmer, das er letztes Jahr mit einem seiner ehemaligen Klassenkameraden bewohnt hatte, ausziehen musste. Als wäre es nicht unnötig genug, den Jahrgang wegen seiner schlechten Leistungen wiederholen und damit noch länger auf diesem Internat bleiben zu müssen, zwang man ihn fortan mit seinem Bruder und seinem Kindheitsfreund zusammenzuleben.

„Gab Probleme“, entgegnete der Schüler wortkarg und entlockte dem Mann ein wissendes Nicken, nachdem er seinem Oberkörper wieder eine gerade Haltung verschafft und seine Hände mit einem Tuch vom Schmutz befreit hatte.

„Gehe ich recht in der Annahme, dass dein Ärger mit der neuen Zimmerverteilung zusammenhängt?“

„Sie haben die Schilder angebracht, oder?“, stellte Felix unbegeistert seine Vermutung in den Raum und wartete kaum die Bejahung ab, um seiner Aussage einem murrenden Vorwurf folgen zu lassen: „Und warum haben Sie es nicht verhindert?“

„Weil ich nicht der Direktor des Internats bin“, antwortete ihm der Hausmeister sachlich und entlockte dem Schüler ein missfallendes Schnauben.

„Mister Barnheim wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Und wenn du mich fragst, fände ich die Vorstellung ziemlich befremdlich mit völlig Unbekannten das Zimmer teilen zu müssen. Da ist es doch gut, wenn du die drei schon kennst.“

Selbst das versöhnliche Lächeln von Mr. Reid erreichte nicht den erwünschten Effekt und stieß bei dem Impater auf taube Ohren. Hinter all der Wut versteckte sich etwas, das Felix sich selbst nicht eingestehen wollte: Angst. Das letzte Mal, als er seinem Bruder gegenüber gestanden hatte, hatte er etwas tief in seinem Inneren gespürt. Einem Grollen gleich, das nicht zulassen wollte, sich von ihm in die Arme schließen zu lassen. Es kämpfte unerbittlich gegen die aufrichtige Freude an, nach einem unsagbar langen und zähen Jahr einen Vertrauten an seiner Seite zu haben.

Felix hatte aufgehört zu zählen, wie oft er in den letzten Monaten an sein Zuhause gedacht hat. An seine Eltern, seinen Bruder und die heimische Umgebung, die er hier so schmerzlich vermisste. Selbst gewöhnliche Dinge, die in Deutschland selbstverständlich waren, fehlten ihm plötzlich. Und dann war es nur ein Augenblick gewesen, ein hilfloser Reflex, Zacs Arme wegzustoßen und zu flüchten.

Gestresst lehnte Felix sich gegen die Werkbank in seinem Rücken und fixierte die aufwendige Verkabelung des Autos, an der Randall wieder zu werkeln begann, wenngleich seine Gedanken augenblicklich ganz woanders als um den Oldtimer schwirrten.

Seinen Bruder wiederzusehen, hatte ihm vor Augen geführt, wie sehr er sich nach Deutschland, seinem Zuhause, sehnte, aber gleichzeitig zeigte es ihm auf, dass er dort nicht mehr willkommen war. Seine Eltern hatten ihn vor einem Jahr nach England abgeschoben, um ihre Zeit nur noch mit dem ältesten Sohn zu verbringen. Er war der ausgeglichene der beiden Jungs, der Erwachsene und Verantwortungsbewusste, mit dem man lieber seine Zeit verbrachte, statt sie dem störrischen, kleinen Esel zu widmen, wie seine Familie ihn oft liebevoll nannte.

Da Felix sich so vehement geweigert hatte ins Ausland zu gehen und sich nicht davon beeindrucken ließ, dass englische Internate zu den besten Schulen mit den erfolgversprechendsten Aussichten gehörten, hatte sein Vater ihn erkennen lassen, wie sehr die Familie darauf bestand, Felix nicht in ihrer Nähe zu haben.

Felix erinnerte sich quälend an den Moment, als er seine Gegenwehr erschöpft eingestellt und nachgegeben hatte – nicht ausschließlich wegen des versprochenen Autos nach erfolgreichem Abschluss, sondern weil er sich unerwünscht gefühlt hat. Es war Fassungslosigkeit, die sich in seinem Gesicht ausgebreitet hat, als man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, ihn der familiären Stütze beraubt und auch noch Begeisterung und Dankbarkeit von ihm erwartet hat. Seine Eltern waren bereit, dem englischen Internat eine stolze Summe an Schulgeld zu überweisen. Nicht mal Zac hatte sich bemüht, sich für ihn einzusetzen und ihre Eltern zu überzeugen, dass er doch bleiben sollte. Fast so, als hätte es die vielen tollen Jahre in ihrer Kindheit nie gegeben.

Auch jetzt noch traf es ihn, dass sein Bruder immer nur mit einem ausweichenden Blick reagiert hatte und ihn mit leeren und lieblosen Floskeln beruhigen wollte, als er sich lautstark über das Verhalten seiner Eltern beschwerte. Wie erwartet war der Abschied am Flughafen sehr unterkühlt verlaufen. Felix hatte sich geweigert, seine Mutter und Zac zu umarmen und auch seinen Vater hatte er in England alles andere als herzlich verabschiedet. Seitdem war der Kontakt nur sporadisch erfolgt.

Felix hatte eine unsichtbare Mauer um sich errichtet. Sie bestand zum Wohle seiner Familie und zu seinem eigenen Schutz. Er empfand durchaus noch etwas, als sich die Arme seines Vaters das letzte Mal um ihn legten und ihn festhielten. Es fühlte sich ehrlich an, nicht so widerlich wie der Gedanke, dass seine Eltern ihn nicht mehr ertrugen. Dennoch konnte er die Geste nicht erwidern. So war er stumm geblieben, während sein Inneres danach schrie, die Zerrissenheit seiner Seele zu überwinden.

Der starre Blick auf Randall und den Oldtimer verlor seine gestochene Schärfe und verschwamm in undeutliche Formen vor seinen Augen. Das Resultat seiner unbewussten Verzweiflung. Die Tränen brannten wie Fremdkörper in seinen Augen und so unscheinbar sie auch glänzten, so offensichtlich demütigend fühlten sie sich für den Jungen an. Nichts verdeutlichte seine stumme Not mehr, als die unerwünschten Tropfen, die sich aus seinen Augen kämpften.

„Felix“, hörte der 16-Jährige seinen Namen und richtete den Blick ertappt auf den Hausmeister, der ihn abwartend ansah: „Gib mir mal bitte den Kreuzschlitz, anders komm ich da nicht dran.“

Der Mut kam nicht gegen die Gegenwehr an. Hastig drehte Felix sich zur Werkbank um und beseitigte das verräterische Glitzern aus seinen Augen, in dem er fahrig mit dem Handballen darüber wischte.

„Du warst ja meilenweit weg“, stellte Randall fest, ohne forsch auf eine Erwiderung zu drängen.

Felix ließ es unkommentiert und suchte unkoordiniert nach dem verlangten Werkzeug. Da er derart aufgewühlt war, kostete ihn das eine Menge Konzentration, was dem Hausmeister nicht zu entgehen schien und er ihm ermunternd auf die Schulter klopfte.

„Versuch es doch als Gelegenheit zu sehen.“

Mehr als mit einem halbherzigen Nicken zuzustimmen, brachte Felix nicht zustande. Er war alles andere als überzeugt davon, die Zimmerverteilung als solche anzusehen. Die Konfrontation mit seinem Bruder riss alte Wunden auf, die ihm sowieso jeden Tag Schmerzen bereiteten und jetzt neu zu bluten begannen. Wie lange hatte er in seinem ersten Jahr mit Albträumen zu kämpfen gehabt, in denen seine Familie sich von ihm abgewendet hat und er sich als vogelfreier Junge durch die Welt schlagen musste? Wie oft musste er sich zwingen, nicht an sie zu denken und zu überlegen, was sie gerade taten oder ob sie ihn auch ein wenig vermissten? Im Gegenzug war er aber zu stur, den Kontakt zu suchen und hat Anrufe meistens abgelehnt.

„Denk nur an unser Kennenlernen“, ließ Randall nicht locker, „Hätte Mister Payne dich nicht zum Kehren verdonnert, wären wir nicht ins Gespräch gekommen.“

Felix musste sich eingestehen, dass es sich bei diesem Beispiel nicht nur um eine leere Aufmunterung handelte. Nachdem sein ehemaliger Klassenleiter ihn wegen wiederholter Auffälligkeit aus dem Unterricht geschickt hatte, sollte er zur Wiedergutmachung – oder eher als erzieherische Maßnahme – den Innenhof von den lästigen Blättern befreien, die sich im Herbst im Hof verteilt hatten. Dabei war er dem Hausmeister begegnet und hat von ihm erfahren, dass er einen echten Oldtimer, einen Bentley Arnage T, restaurierte. Da Felix sich sehr für Autos begeistern konnte und auch ein wenig vom Schrauben verstand, hatte Randall ihm angeboten, ihm bei der Arbeit zuzusehen. Aus dem Zusehen wurde tatkräftiges Helfen, was Felix viel mehr Spaß machte, als sich durch den öden Schulstoff zu kämpfen.

„Und ich wäre jetzt noch nicht so weit mit dem Bentley“, führte Randall mit dezenter Heiterkeit in seiner Stimme weiter auf. „Selbst wenn manches auf den ersten Blick negativ erscheint, kann es auch gute Seiten geben.“

Das Lächeln auf Felix’ Gesicht war nur von kurzer Dauer. „Kann sein“, er zuckte mit den Schultern, „aber meinen Bruder, Max und diesen Streber kenne ich bereits und weiß sehr wohl, was mich erwartet.“

„Was das angeht“, fing Randall an und weckte die Neugier des Schwarzhaarigen, „Du hast zwar von deinem Bruder erzählt, aber wie sieht er eigentlich aus?“

„Wie auf dem Foto, das ich Ihnen schon mal gezeigt habe.“

Kaum war das Werkzeug endlich vor seinen Augen aufgetaucht, schlang er seine schlanken Finger um den Griff des Schraubendrehers.

„Wir sollten jetzt lieber weiterarbeiten. Der Dichtungsschlauch baut sich nicht von selbst ein“, versuchte er vom Thema abzulenken.

Felix hegte die Hoffnung, durch das Schrauben am Oldtimer auf andere Gedanken zu kommen, auch wenn es nur für eine begrenzte Zeit war. Früher oder später würde er sich der neuen Zimmerbelegung stellen müssen.

„Dann hat er immer noch Vampirzähne und streift mit einem schwarzen Umhang durch die Straßen?“, hakte Randall nach, nahm ihm den Kreuzschlitz ab und zog fragend die Stirn kraus.

Unbeteiligt schüttelte Felix den Kopf und dachte an eines der weit zurückliegenden Halloween-Feste zurück, das in einem Foto festgehalten wurde und weit in den Tiefen seines Geldbeutels verschollen war. Nur einmal hat er es hervorgeholt, um es dem Hausmeister im Zuge seiner Begeisterung zu präsentieren und die Erzählung aus seiner Kindheit stolz zu untermauern.

Obwohl es schon so lange her war, konnte Felix sich noch genau daran erinnern, wie sehr er geschmollt hatte, als sein großer Bruder plante mit seinen Klassenkameraden auf eine Feier zu gehen und sich ohne ihn zu amüsieren. Aus lauter Trotz wollte er sich dann das tollste Kostüm basteln, auf das Zac neidisch sein würde, was leider nicht wie geplant geklappt hatte. Seine Mutter hat ihn schließlich als Alternative wie eine Fledermaus angezogen. Das nachtaktive Flugtier musste wider Erwarten nicht allein losflattern, sondern bekam seinen Vampir doch noch an seine Seite, um zur brüderlichen Süßigkeitenjagd anzutreten. Das war auch das Jahr, in dem Zac einen großen Wachstumsschub gemacht hat und den kleinen Bruder auf seinem knappen Meter zurückgelassen hat.

„Und da er wahrscheinlich nur nachts auf die Straße geht, wenn es ihn nach frischem Blut dürstet, kann der blonde Junge, der gerade auf uns zukommt, nicht dein Bruder sein.“

Um Unauffälligkeit bemüht deutete Randall knapp mit dem Daumen auf die Straße vor seinem Haus, die normalerweise genutzt wurde, wenn man zu ihm wollte.

Alarmiert drückte Felix sich mit dem Rücken an die Garagenwand und drehte den Kopf zur Hofeinfahrt des Hausmeisters. Die Augen beim Erblicken seines Bruders noch vor Erstaunen geweitet, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck im nächsten Moment erbost: „Ich glaub’s nicht, dass er mir gefolgt ist.“

Da die Karosserie durch den Wagenheber ein paar Zentimeter über dem Boden schwebte, zeigte sich eine Fluchtmöglichkeit für Felix, die er kurzerhand wahrnahm.

„Sagen Sie ihm nicht, dass ich da bin.“

Problemlos verschwand er unter dem Auto und konnte anhand der Beine noch erkennen, wo sich Randall befand.

„Du hättest dich auch für einen solchen Fall mit Lucy absprechen können. In ihrer Hundehütte ist genug Platz, solange die Welpen nicht da sind.“

Mit einem leichten Unmut hörte er das nachgiebige Seufzen des Hausmeisters, dessen nicht ganz ernst gemeinter Ratschlag einen ähnlichen Spott aufwies, wie Mr. Barnheims Vorschlag, sich im Mädchentrakt einzuquartieren. Die Erwiderung blieb aus, denn die Stimme seines Bruders ließ Felix augenblicklich verstummen.

Dem beschwingten Gruß, der sich nicht anmerken ließ, ob das Versteck schon entdeckt wurde, folgte eine höfliche Vorstellung: „Ich bin Zac Hohenfels, Felix’ Bruder. Entschuldigen Sie mein Erscheinen, aber sind Sie Mister Reid?“

Für Felix war es schwierig nur anhand seiner begrenzten Sichtmöglichkeit etwas zu erkennen, deshalb fühlte er sich nicht allzu sicher in seinem improvisierten Versteck.

„Felix ist mir leider entwischt, deshalb bin ich jetzt auf der Suche nach ihm“, hörte er seinen Bruder sagen und rollte genervt mit den Augen.

Er konnte bereits hören, wie Zac ihn wegen seines unmöglichen Verhaltens tadelte.

„Er ist nicht hier.“

Mr. Reids Antwort klang nicht so überzeugt, wie sie hätte klingen sollen. Würde Zac ihm jetzt auf die Spur kommen? Unbewusst machte Felix sich noch etwas kleiner, während er den rostigen Kabelsalat über sich ausblendete und die zwei Beinpaare neben dem Bentley nicht aus den Augen ließ.

Felix zuckte erschrocken zusammen, als jemand auf das Blech des Autos klopfte und Zac kurz darauf übertrieben sein Bedauern äußerte: „Hm, schade. Da kann man wohl nichts machen.“

Lauernd verfolgte Felix, wie Zac sich bewegte, ehe der Ältere das Auto als schönes Modell bezeichnete. Ein nächster Schreck folgte, als er auch noch kurz in die Hocke ging, aber schätzungsweise nur den großen Kühlergrill des Bentleys bestaunte, der sich auf dieser Höhe befand.

„Ein Bentley Arnage. Meine Eltern sind so ein Auto gefahren und da fiel die Entscheidung nicht weiter schwer, als ich die Karosserie zum Verkauf habe stehen sehen“, erzählte Randall.

„Verstehe, deshalb wollen Sie dieses Modell restaurieren.“

Felix wollte lieber jetzt als gleich wieder hervorkommen, doch das ging nicht, solange die beiden sich unterhielten. Randall zog es für sein Empfinden unnötig in die Länge und erkundigte sich bei seinem Bruder, ob er sich auch für Autos interessierte und etwas von der Reparatur verstand.

„Nein, so gut wie gar nichts. Einen Reifen bekomme ich gerade noch gewechselt, aber Felix ist der Bastler in der Familie“, blieb Zac bei der Wahrheit. „Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch im Namen meiner Eltern bedanken, dass Sie das letzte Jahr oft für Felix da waren.“

„Das mache ich gern. Er ist mir eine wirklich große Hilfe.“

Felix bemühte sich, nicht freudlos zu schnauben. Er musste einsehen, dass seine Eltern vermutlich ganz gut über sein Leben in England Bescheid wussten, obwohl er sich in den wenigen Telefonaten eher in Schweigen gehüllt hatte. Der beste Beweis war Zacs gezieltes Anwenden der deutschen Sprache, obwohl Felix nie davon erzählt hatte, dass Randall ihre Muttersprache beherrschte. So konnte er sich kaum darüber freuen, dass die typischen Elternsprechtage im Internat entfielen, wenn sie stattdessen per Telefon nachgeholt wurden.

„Dann störe ich Eu… Sie nicht weiter. Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Mister Reid. Wir sehen uns bestimmt noch öfter.“

Nach der knappen Verabschiedung wartete Felix noch einen Augenblick, bis Zac das Grundstück verlassen hatte, und kroch erst dann wieder unter dem Auto hervor. „Danke.“

Felix nur mit einem kurzen Mustern Beachtung schenkend, sah Randall dem Blonden hinterher, bevor er sich gezwungen sah, ihn unverblümt mit der Wahrheit zu konfrontieren. „Dir ist klar, dass er dich bemerkt hat?“

Bockig drehte Felix seinen Kopf zur Seite, ernüchtert von der Tatsache, dass er sich nicht verhört hatte. Er murrte unzufrieden: „Ich weiß.“

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