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Geleitwort

Würden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, sich als „hochreligiös“ bezeichnen? Oder lieber doch als „normal religiös“? Oder ganz anders? Um solch eine Selbstzuschreibung vorzunehmen oder sich mit einer Etikettierung dieser Art versehen zu lassen, müssten Sie natürlich erst einmal wissen, was sich hinter diesem ­Begriff verbirgt und wie das religiöse Leben, der Glaube und das Selbstverständnis von „Hochreligiösen“ möglicherweise zu beschreiben wäre. Wenn Sie darüber etwas wissen wollen oder zumindest eine plausible wissenschaftliche Sichtweise zur Kenntnis nehmen wollen, dann sollten Sie diese Studie unbedingt lesen.

Mit diesem Band liegt eine Studie über „hochreligiöse Jugendliche“ vor. Es ist ­unseres Wissens die erste deutsche Studie, die sich speziell diesem Segment christlicher jugendlicher Religiosität widmet.

Hochreligiöse Jugendliche sind dem Verständnis der Studie zufolge keine religiös abgefahrenen Sonderlinge und sie sind, allermeist jedenfalls, keineswegs vornehmlich in irgendwie gearteten fundamentalistischen Zirkeln mit entsprechenden Ideologiemustern aufzuspüren. Es handelt sich hier um jugendliche Menschen, die in kultureller Zeitgenossenschaft stehen, für die aber ihr christ­licher Glaube inhaltlich und in ihrer Glaubenspraxis einen hohen, oft zentralen Stellenwert besitzt und spürbar lebensprägende Auswirkungen hat.

Außerdem bildet das Segment der hochreligiösen Jugendlichen einen gewichtigen Teil derjenigen evangelischen Jugendlichen, die ein dezidiert positives ­Verhältnis zu Religion und christlichem Glauben aufweisen – und ein positives Verhältnis auch zu ihrer jeweiligen Kirche. Gerade Letzteres hat der Studie und ihrem Titel zufolge durchaus erhebliche Auswirkungen auf die „Zukunft der ­Kirche“. Genauer: auf die Zukunft der evangelischen Kirchen im Plural. Denn nicht nur die Volkskirche evangelisch-landeskirchlicher Prägung, sondern ­genauso die evangelischen Freikirchen beheimaten der Studie zufolge viele junge Menschen, die als hochreligiös einzustufen sind – und die, gerade weil sie mit ihrem christlichen Glauben hochidentisch sind, signifikante Mitarbeits-Bereitschaften aufweisen und ein erhebliches Potential für tragende und prägende ­Rollen in ihren Kirchen bilden – auch als zukünftige Hauptberufliche und Ehrenamtliche.

Der Titel der Studie „Generation Lobpreis“ überrascht zunächst. Natürlich vereinfachen und verschlagworten die Etikettierungen von Jugendgenerationen zwangsläufig. Aber wir kennen durchaus eine Vielzahl von Jugendlichen, die hochreligiöse Glaubensmuster aufweisen, aber dennoch keineswegs ihr geistlich-spirituelles Leben auf die Ausdrucksform des gottesdienstlichen und privaten Lobpreises fokussieren oder reduzieren. Auch unter Hochreligiösen dürfte die Vielfalt religiöser Gestaltungsformen groß sein.

Die vorliegende Studie trägt dieser Erkenntnis allerdings Rechnung und simplifiziert bzw. reduziert ganz und gar nicht. Sie differenziert die in sich unterschiedlichen Glaubensmuster und Typen der hochreligiösen Jugendlichen gewissenhaft. „Generation Lobpreis“ steht dabei nicht nur für eine unter diesen Jugendlichen fraglos auch verbreitete Anbetungspraxis als eine Art „Liturgie der Postmoderne“ – der Begriff kennzeichnet darüber hinaus auch ein viel weiter ­reichendes gegenwärtiges Glaubens- und Lebensgefühl, das religiöse Intensitäten übergreift und für eine Vielzahl junger Menschen gilt. Markierungen dieses Lebensgefühls sind vor allem Subjektivierung und Emotionalisierung, verbunden mit einer umfassenden Ästhetisierung von Leben und Glauben. Darüber ­hinaus deutet der Begriff eine tiefe Ernsthaftigkeit des Glaubens und der Gottes­beziehung an. Genau darum geht es!

Wir wünschen dem Band kritische, aber vor allem neugierige und für neue ­Erkenntnisse und Impulse aufgeschlossene Leser*innen.


Mike Corsa

(Generalsekretär) bei der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend

in Deutschland e.V. (aej)

Michael Freitag

(Referent für Theologie und Jugendsoziologie) bei der Arbeitsgemeinschaft

der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej)

Generation Lobpreis und die Zukunft der Kirche

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