Читать книгу Als das Hoffen auf ein Morgen alles war was blieb - Tobias Melcher - Страница 6

Donnerstag, 30. Dezember, 21:45 Uhr

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Es ist Abend, ich habe ein paar Bier getrunken und nun finde ich endlich wieder Zeit, dieses Buch zu füllen. Der Schneefall hat heute etwas nachgelassen, aber laut dem Wetterbericht soll es die nächsten Tage wieder stärker werden... Mal gucken, ob sie dieses Mal recht behalten.

Ich habe mich heute Mittag sehr über deine Nachrichten gefreut. Stichwort: Europa. Auch wenn ich da vielleicht ein bisschen den rationalen Kerl habe raushängen lassen... Klar, natürlich würde ich auch gerne mit dir nach Europa! Wer träumt nicht davon? Müssen wir dann aber gut planen und vorbereiten. Am besten haben mir die Fotos von den Schlössern in Schottland gefallen.

Meine direkten Nachbarn, Alex und John, waren letztes Jahr in Europa. Für ganze fünf Wochen! Und die braucht man scheinbar auch, wenn man alles Wichtige sehen möchte. Aber ihre Fotos hättest du sehen müssen. Die hatten damals für die Nachbarn so einen Abend mit Diashow und Snacks organisiert. Und ein ganz heißer Tipp von den beiden: Budapest, Hauptstadt von Ungarn! Waren sehr angetan, denke die Stadt könnte uns auch gut gefallen.

Wir sollten also auch mindestens so fünf Wochen ins Auge fassen und das erfordert viel Planung. Nimm es mir also nicht übel, wenn ich da ein bisschen auf die Bremse getreten habe. Wir werden das machen, versprochen. Aber es muss eben alles gut überlegt sein.

Gut überlegt muss auch sein, wo ich dieses Tagebuch verstecke. Rebecca hätte es vorhin beinahe gefunden und da sie Hauptmieterin ist, könnte sie mich einfach so rauswerfen. Vielleicht würde sie es auch nicht machen, keine Ahnung. Ich denke immer noch, sie weiß, dass es dort jemand anderen in meinen Leben gibt. Wir haben uns seit nun gut neun Monaten nicht mehr angefasst. Und sie scheint auch kein Interesse daran zu haben, das zu ändern. Die ersten Wochen und Monate haben wir noch darüber diskutiert, wo die Leidenschaft hin ist. Aber spätestens, nachdem ich dich kennengelernt hatte, wollte ich sie eh nicht mehr.

Als wir vorhin zusammen gekocht haben, war sie recht wehmütig und irgendwie bedrückt. Ich habe versucht, sie aufzumuntern. Immerhin hat sie mir ja eigentlich nie was Böses getan. Gelungen ist mir das aber eher nicht. Und dann hat sie wieder von irgendwas Wissenschaftlichem geredet.

Irgendwo in Russland haben die wohl im Permafrost einen Virus gefunden, der dort zigtausend Jahre verborgen war. Sie hat sogar ihr blödes Magazin geholt und mir den ganzen (!) Artikel vorgelesen! Es drohe wohl der Untergang der Welt und so Kram. War ganz froh, als mir eingefallen ist, dass ich den Müll noch rausbringen musste. Sonst hätte sie mir ihre Gedanken zu dem Thema auch noch erläutert und mir erklärt, wieso diese Viren aus dem Permafrost für uns so gefährlich sein können und was dieser sogenannte Klimawandel damit zu tun hat.

Ich vermisse es, mit dir zu reden, mit dir gemeinsam einzuschlafen, dich zu riechen, dich zu küssen.

Hoffe, wir sehen uns bald wieder. Dein Alan.


Als das Hoffen auf ein Morgen alles war was blieb

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