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Kapitel 1.7.

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Nicht ganz so gern dachte Pfarrer Gustav an den schwierigsten Auftrag zurück, den er für Iriel übernahm. Er sollte nämlich berichten, was Männer auf den Sitzaborts von Bahnhofstoiletten für Artikel in den Zeitungen lasen, und das Ergebnis sollte er in einer Excel-Tabelle abliefern.

Seinen bescheiden Einwand nach dem Sinn und Zweck hatte Iriel sofort mit donnernder Stimme hinweg gefegt: Er solle sich ja nicht erdreisten, den Sinn von himmlischen Aufträgen zu verstehen, er solle sie nur erfüllen! Schließlich hatte sich Joseph damals auch nicht gewundert, dass Maria plötzlich schwanger war obwohl er noch gar nicht dran war, als sie damals den Spezialagenten einschleusten! Basta!

Das war natürlich ein Zitat, das die ganze Dimension des kirchlichen Weltbildes in eine völlig neue Dimension rückte.

Aber er verstand plötzlich! Und jetzt war die ganze Geschichte schon logischer! Dann war der Heilige Geist vermutlich Iriel, und Jesus war der Spezialagent - klar: Der konnte ja auch viel: übers Wasser gehen, Wein in Wasser verwandeln und so weiter, Jesus war so eine Art James Bond des himmlischen Geheimdienstes, „Jesus Bond“ wohl! Zum ersten Mal fiel ihm auch auf, über wie viele gemeinsame Buchstaben die Namen „Jesus“ und „James“ verfügten. Und die Heiligen Drei Könige und Joseph, das waren alles Bodendienstler! Und der Ochs und der Esel bestimmt auch, in Spezialtarnung! Und der Stern von Bethlehem war somit vermutlich der heimfliegende Iriel!

Das war es: So betrachtet, bekam die ganze Geschichte plötzlich einen absolut logischen Sinn!

Aber das bedeutete auch: Pfarrer Gustav stand damit seit seiner neuen Beschäftigung in einer Linie zu seinen Kollegen Maria, Joseph, Ochs und Esel und sogar zu - Jesus! Jesus Bond!

Wahnsinn!

Der absolute, helle WAHNSINN!

Umso weniger dachte er in diesem Zustand über den Sinn und Zweck Irielscher Aufträge nach, ganz im Gegenteil: Mit Feuereifer ging er an die Umsetzung!

Dennoch war dieser Auftrag schwierig, sehr schwierig sogar. Immerhin war Pfarrer Gustav noch nicht so hoch in die Riege der Agenten gerückt, dass er von einem geheimen Labor, das auch irgendwie existieren musste, so Spezialmittelchen bekam, die wohl auch Jesus bekommen haben musste. Und so waren auch die ganzen Tricks zu erklären! Aber er hatte nichts außer seine roten Pumps, und die halfen ihm bei der Lösung herzlich wenig.

Es half auch nichts, dass er den Ort des Geschehens an irgend einem Bahnhof vorher in zivil mit labbriger Jeans und Sonnenbrille mit normalen Schuhen inspizierte, auch war er kein Elektronikfachmann, dass er eben schnell mal irgendwelche Mini-Kameras installieren hätte können.

Das Ganze - so einfach es auch klang - war äußerst schwierig umzusetzen.

Und so verstand Pfarrer Gustav mehr und mehr den Sinn dieser Aufgabe: offensichtlich war der Engel Iriel nicht so sehr auf die Informationen dieses Auftrags an sich aus - das war ganz eindeutig ein Test für Pfarrer Gustav! Und zwar ein Test, der Eines zeigen sollte:

Ob er zur Elite des Bodenpersonals gehören sollte oder nicht! Ob er irgendwann einmal in die Ebene von Jesus treten könnte, dem James Bond der Klerikalen, mit der Lizenz zum Stöckeln!

Wobei er sich gerade fragte, ob Jesus auch in roten Pumps und Netzstumpfhose aufgetreten ist. Vermutlich schon.... Nur stand das natürlich nirgends, da der Superagent das bestimmt perfekt getarnt hatte. Na klar doch!

Auf jeden Fall wollte er zur Elite gehören!

Und nachdem er diesen Aspekt des engel´schen Auftrags durchleuchtet hatte, wollte er ihn auch mit aller gebotenen Clevernis erfüllen. Doch selbst diese Erkenntnis brachte ihn noch um kein Stück weiter, wie er den Auftrag praktisch bewerkstelligen sollte.

Anfangs dachte er darüber nach, einen doppelspiegeligen Wagen zu bauen, den er unter die Tür schob und dann mit Hilfe eines kleinen Opernglases die Zeitungen ablesen konnte...... aber eben nur die Titelseiten, nicht das, was die Delinquenten wirklich lasen. Das war also nicht die Lösung, also verwarf er die Idee wieder und überlegte, ganz einfach eine Umfrage vor dem Häuschen-Ausgang zu initiieren.

Auch das verwarf er wieder, gerade wegen des James-Bond-Pfarrer-Outfits. In Zivilkleidung hätte sich vielleicht die eine oder andere Story wie etwa "Meinungsforschungsinstitut" ausdenken lassen, aber so?

Also verwarf er auch diese Idee wieder, es blieb ihm nichts anderes übrig, als die einzig durchführbare Idee umsetzen, die es gab: Auf die Klobrille zu steigen und über die Trennwand zu lugen, mit einem Opernglas bewaffnet, wegen der Entfernung.

Gut, gut, wenn es so sein muss, dann muss es sein, eine bessere Lösung gab es eben nicht. Er dachte sich noch eine schlaue Tarnung aus, indem er in alte Schuhe - normale Herrenschuhe - Pappröhren klebte, die er aus einer Druckerei bekam, in der er immer seine Liederblätter drucken ließ. Diese Pappröhren schnitt er auf eine gewisse Länge ab und klebte sie mit Heißkleber in die alten Schuhe. Über diesen Pappröhren schob er dann eine heruntergelassene alte Hose nebst Unterhose. So sollte seine Tarnung für die unten Durchguckenden funktionieren, während er auf dem Rand der Kloschüssel stand und versuchte, die gewünschten Informationen einzuholen.

Pfarrer Gustav und das Inferno von Mainz

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