Читать книгу Pfarrer Gustav und das Inferno von Mainz - Tommi Tunker - Страница 8

Kapitel 1.4.

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Dabei schlug er kokett seine Beine übereinander, wobei die Spitzen der roten Pumps unter seiner Abend-Soutane sichtbar wurden. Anfangs hatte er diese Schuhe auf Befehl getragen. Nun war das anders. Er liebte diese Schuhe, vor allem in Verbindung mit den feinmaschigen Netzstrümpfen, die er gerade trug, und dem String-Tanga. Das fühlte sich richtig gei.... t´schuldigung, richtig gut an. Auch wenn die Schuhe beim Gehen durch den 10 Zentimeter-Pfennigabsatz furchtbar unbequem waren und auch ein bißchen drückten, vor allem vorne, im Zehenbereich. War ja auch kein Wunder: Dieser Zehenbereich war Spitze pur! Und er hatte große Füße – er war ja auch groß - und vor allem lange Zehen, und er hatte sich diesbezüglich auch lange von Pater Pedestrius beraten lassen, der hatte ihm genau das Modell empfohlen. Aber was soll´s, Schönheit muss leiden..

Dieses Modell wurde über den Versandhandel "Lila Stola" aus Holland vertrieben. Die hatten wirklich alles, was der moderne Pfarrer heute so braucht, inklusive Internet-Shopping. Das Angebot ist wirklich riesig: Vom Talar über die Stola bis zur Soutane und zu den diversen Kopftrachten: Die quer gespaltenen Kasperlsmütze gibt es ebenso wie die aerodynamische einfache weiße Sportradkappe am Hinterkopf für ebenso bescheidene zweihundert Euro.

Praktisch war auch, dass dort jede Soutane in zwei Längen angeboten wurden: Für normale Schuhe oder eben 10cm länger für die High Heels. Auf diese Weise war Pfarrer Gustav mittlerweile eingedeckt mit Soutanen in jeweils zweifacher Ausführung: Die Kurzen für den Tag und die gleich gemusterten langen Abendsoutanen.

Besonders beeindruckend fand Pfarrer Gustav immer die dreitägige Messe "Interstolar" in Holland, die er deshalb jedes Jahr gern besuchte. Dort war natürlich auch "Lila Stola" mit einem großen Stand vertreten. Jeder Pfarrer aus seinem Bekanntenkreis ging dort gern hin, vor allem wegen der Modenschauen, wo knackige, muskulöse Jungpriester mit Kreuzigungs-Tatoos an den Arschbacken die neuesten Weihegewänder mit Schlitzen bis zur Achselhöhle links und rechts vorführten. Bei den Serienmodellen waren dann die Schlitze nicht mehr vorhanden, aber so war das immer mit Prototypen und Serienmodellen.

Die Schlitze hatten aber auch den Vorteil, dass man gleich einen Blick auf die modische Unterwäsche der Jungpriester werfen konnte. Da waren die Stringtangas aus Leder, die dienten - wie jeder Anwesende natürlich wusste und auch akzeptierte - dazu, dass fleischliche Gelüste der Fleischwurst mangels Platz gleich geplatzt sind, es gab die geschnürten Römersandalen über eingeölte Waden - kurz und gut, die "Lila Stola"- Shows waren immer sehr aufregend. Deshalb hatte er auch immer eine Bildungsreise nach Holland beantragt und auch immer vom Bistum genehmigt bekommen.

Dort bekam man auch das Passwort für die Internetsite des Benediktiner - Paters Beatus Usus, der auf seiner Site die etwas weniger offizielle Freizeitmode für Pfarrer offeriert. Da gibt es alles: Von kleinen Peitschelchen für die tägliche nötige Selbstkasteiung bestimmter Körperteile, um die Buße zu vervollkommnen bis hin zu Intimschmuck mit Kreuzanhänger, sowie alle möglichen Tatoo - Vorlagen.

Sehr begehrt ist übrigens das Tatoo - Motiv von Mariae Empfängnis, allerdings weicht diese Darstellung auch leicht von der Schilderung der Amtskirche ab. Aber nur leicht. Lediglich das Stichwort "unbefleckt" hat man ein klein wenig anders und vor allem detaillierter interpretiert.

Über all das sinnierte Pfarrer Gustav so nach, kokett mit den überschlagenen Beinen wippend, wobei die Schuhspitzen rhythmisch und erotisch ins Gesichtsfeld des Pfarrers wippten. Dabei nippte er immer wieder am Wein, sofern er sich konzentrieren konnte, wobei er die Frage des Korkens nie eindeutig klären konnte, und strich immer wieder Passagen seiner Predigt durch.

Er kam und kam nicht weiter.

Pfarrer Gustav und das Inferno von Mainz

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