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Kapitel 1.1.

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Pfarrer Gustav stand wieder auf. "Verdammt" murmelte er innerlich, immerhin war es nach eins am Samstag abend, nein eigentlich Sonntag morgen, und demzufolge musste er heute früh um sechs Uhr die erste Morgenandacht feierlich feiern. Um fünf Uhr morgens kam seine Haushälterin zum Wecken, bis um vier musste er spätestens die Predigt fertig geschrieben haben. Er fröstelte bei dieser Vorstellung, immerhin hatte gerade der Dezember begonnen mit seiner kalten und dunklen Witterung, allerdings war eben der Dezember auch so etwas wie die Saison für Pfarrer Gustav und alle anderen Pfarrer dieser Welt. Schon mehrfach hatte er sich gewünscht, dass "Big Junior" vielleicht auch im Sommer hätte auf die Welt kommen können, aber gut - es war eben nicht so.

Im Dezember war Saison. Es war und es ist einfach so!

Bis um vier musste er fertig sein, um fünf kam die Haushälterin. Die Stunde dazwischen hoffte er, wieder einigermaßen normal zu werden.

Eigentlich wollte er die Predigt schon am Samstag abend fertig haben - aber wie so oft, oder - eigentlich wie immer - war sie es nicht. Richtig fertig war sie sogar noch lange nicht.

Er hatte wie immer während dem Schreiben - auch das war seine pfarrerische Aufgabe - den Messwein für morgen probiert; fand ihn auch gut, war sich allerdings nicht so ganz sicher. Er schraubte die Flasche auf und goss sein Glas noch einmal voll.

Korkte der? Gibt’s das? Ein Messwein aus dem offiziellen Laden "Heiligen Sankt Blasius"? Er wusste von vielen Pfarrerkollegen, die den Messwein über dunkle gedungene Strohkäufer von Aldi bezogen, anschließend in die leere Sankt Blasius Flasche umfüllten und mit der Pfarrei den teureren "Heiligen-Sankt-Blasius-Wein" über Scheinrechnungen abrechneten, aber von der Sorte war Pfarrer Gustav nicht. Er bezog den "Heiligen-Sankt-Blasius" von der einzigen päpstlich autorisierten Vertriebszentrale "St-Blasius-ltd" auf den Bermudas, die den offiziellen römisch-katholisch-geweihten guten und amtlich blutroten Messwein auch offiziell vertrieb.

Von dort kam jedenfalls immer die Rechnung.

Der Wein kam über die Bermudas aus Hofheim. Aber das wussten die Wenigsten.

Übrigens genau in der amtlichen Farbe HKS 13, das wurde von original-römischen-Blutrotkennern genau geprüft und dies an die gesegneten römischen Werbeagenturen weitergegeben. Die wussten nämlich genau die damalige Blutfarbe Christi in das moderne Farbsystem der heutigen internationalen Werbeszene umzusetzen. Großartige sakriphele und medienwirksame Forschung, was die Jungs da geleistet haben, und deshalb war der Wein auch den Mehrpreis für den päpstlich-zertifizierten St-Blasius aus Hofheim wert - das alles schoß Pfarrer Gustav durch den Kopf, als er nachdenklich das Etikett des 98ers St. Blasius studierte...

Dennoch: Korkte der? Das musste er wissen, er wollte sich doch nicht blamieren im traditionellen Weinland Rheinland-Pfalz, wo er seit einiger Zeit eine kleine Gemeinde in Mainz-Gonsenheim mit ihrem kleinen, aber schmucken Kirchlein seelsorgerisch betreute.

Er hatte schon vor einigen Jahren eingeführt, dass zur Liturgie nicht nur die obligatorische Oblate gereicht wird, sondern auch ein Schluck Wein in kleinen Einweg-Schnapsgläschen. Für die Antialkoholiker und die Kinder gab es Johannisbeersaft. Aber der blieb meist übrig, während der Messdiener vom Wein oft nachreichen musste. Er hatte schon öfter aus dem Augenwinkel beobachtet, dass der Agott Ludwig fast immer zwei Schnapsgläschen nahm. Und nicht nur der! Pfarrer Gustav hatte sich von dieser Neuerung einen größeren Zulauf der Kirchbesucher erwartet, immerhin kamen jetzt fast zehn Gläubige zur Messe am Sonntag.

Pfarrer Gustav und das Inferno von Mainz

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