Читать книгу Pfarrer Gustav und das Inferno von Mainz - Tommi Tunker - Страница 16
Kapitel 1.12.
ОглавлениеIn seiner Pfarrei in Mainz-Gonsenheim hatte derweil ein junger Küster die Vertretung übernommen, der machte das auch ganz gut. Schon vom Äußeren konnte dieser Mann niemals etwas anderes als Pfarrer werden, er war der Pfarrer schlechthin: Dicke Brille, volles lockiges Haar, voller, lockiger Bart, Stricksocken (vermutlich selbst gestrickt) und Gesundheitssandalen, Sommer wie Winter. Dazu das unvermeidliche, glückselige Grinsen, das alle Religiösen draufhaben, egal welcher Religion sie angehören... außer den Islamisten, die gucken immer schön streng böse, sie müssen ja die böse Welt bekehren, mit allen Mitteln, und natürlich fängt man mit großem Zorn über die Ungläubigen an, guckt böse und zieht mit großem Geschrei in den "heiligen Krieg" .
Aber dies ist eine andere Geschichte, unser junger Küster war jedenfalls einer der glückseligen Dauergrinser. Er hatte schon vorher lange mit Pfarrer Gustav zusammengearbeitet, und der Gemeinde die Geschichte erzählt, dass Pfarrer Gustav sich bei einer Reise den Fuß gebrochen hätte (richtig!) und dass er diese Gelegenheit nutzen wollte, während der Genesungsphase in Klausur in ein Kloster zu gehen (auch richtig, Kompliment!). Insofern war die Gemeinde über die mehr als dreimonatige Abwesenheit nicht allzu beunruhigt.
Dennoch war die Aufregung unter den klerikal interessierten 70ig-jährigen groß, als es hieß, dass Pfarrer Gustav zurück sei und nun wieder er die Messe halten würde. Es kamen an diesem Sonntag sieben Besucher mehr als sonst, was die Zahl der durchschnittlichen Kirchenbesucher mehr als verdoppelte und einen Rekordeintrag in das Kirchenbuch bescherte.
Statistisch gesehen war mit diesem Besucherstrom diese Gemeinde schon jetzt die erfolgreichste in der gesamten Region Mainz und Umgebung, was ihr einen saftigen WKZ, einen Werbekostenzuschuss seitens der Amtskirche bescheren würde. Sie hatte damit sogar ein Anrecht, einen Kardinal als Stargast einzuladen, der dann quasi am lebenden Modell demonstrieren sollte, warum die heilige römische katholische Amtskirche sowieso die Beste aller Kirchen ist.
Darauf verzichtete allerdings Pfarrer Gustav. Denn erstens hätte er sämtliche Reisekosten erste Klasse tragen müssen, und noch konnte der Kardinal leider nicht selbst fliegen, und zweitens wäre sicher der Agot Ludwig dagewesen. Und Pfarrer Gustav hatte starke Befürchtungen, dass der Kardinal dem Agot gegenüber rhetorisch und intellektuell einfach nicht gewachsen sei.