Читать книгу Operation Jerusalem - Trauboth Jörg H. - Страница 19
2.1
ОглавлениеIn einer eleganten Rechtskurve schwebte der Regierungsjet in den Queranflug der Landebahn 32 des Aransas County Airport ein. Jane sah den Wechsel zwischen den Lichtern der Stadt Fulton auf der linken Seite und rechts das tiefschwarze Wasser der Aransas Bay, die durch die vorliegende Inselkette eine natürliche Barriere zum Golf von Mexiko erhielt. Aransas County Airport war nach der fast völligen Zerstörung durch einen Hurrikan mit seinen beiden langen Landebahnen wieder in bestem Zustand. Trotzdem blieb er auch weiterhin ein kleiner Flugplatz, ideal für die Nutzung verschiedener Militärflugzeuge und der Privatjets wohlhabender US-Amerikaner, die, wie der Milliardär Halim Mansur, Luxusimmobilien auf Mustang Island ihr Eigen nannten.
Jane versuchte sich etwas zu entkrampfen. Sie legte die Handrücken auf beide Sitzlehnen und schloss die Augen. Es war nicht Flugangst, sondern die Anspannung dessen, was war und der anstehenden Entscheidung. Robert und sie waren in der schwersten Krise ihrer Ehe. Er litt sichtbar darunter, dass er, der Präsidentenberater, bei seinem Schwiegervater so gut wie gar nicht zum Einsatz kam und vergrub sich in Studien oder entschwand, wie auch jetzt, auf eine Auslandsreise.
In den letzten beiden Jahren hatte er sich gänzlich verändert. Sein Charme und seine Gelassenheit waren dahin und seine unverhohlene Abneigung gegenüber seinem Schwager David, der vom Präsidenten bevorzugt wurde, war inzwischen schon peinlich. Bei gemeinsamen Familientreffen schmollte er oder spielte den Kasper. Zudem kam er mit dem gelebten Judentum in dieser Familie nicht zurecht. Die Umwelt tat sein verändertes Verhalten als Midlife-Crisis ab, denn man kannte Robert durchaus anders.
Bevor er nach Europa abgeflogen war, hatte es eine heftige Auseinandersetzung gegeben. Er hatte sie angebrüllt, was mit ihr los sei, ob sie einen Anderen hätte. Sie würde sich ihm seit Monaten entziehen, sie würden eigentlich nur noch funktionieren. Jane hatte versucht, ihn zu beschwichtigen, aber das brachte ihn nur noch mehr in Wut. An diesem Tag war Robert zum ersten Mal handgreiflich geworden.
Jane hörte, wie die Triebwerke leicht gedrosselt wurden und vernahm das bekannte kleine Ruckeln, als das Fahrwerk ausgefahren wurde.
Sie fasste sich an die linke Schulter und spürte sofort den unverändert heftigen Schmerz. Robert hatte nach dem Ausbruch versucht, sich für den Schlag zu entschuldigen, aber sie hatte ihn nur angewidert angeschaut und kurz gesagt: „Es reicht, mein Lieber. Das war ein Schlag zu viel.“
Den ganzen nächsten Tag hatte sie sich zurückgezogen, und als sich die Haut blau färbte, fotografierte sie das Hämatom.
Vor seinem Abflug gab es ein gemeinsames Frühstück mit den Kindern.
„Mom, hast du geweint?“, hatte ihre achtjährige Tochter Florence gefragt. „Habt ihr euch wieder gestritten?“
Ihr zehnjähriger Bruder William hatte nur den Teller angestarrt. Er hatte den Streit gehört und auch, wie Mom die Holztreppe hoch in ihr Zimmer gelaufen war. William hatte entsetzliche Angst, dass die Eltern sich trennen würden.
„Macht euch keine Sorgen“, hatte Robert erwidert, „Mom und ich haben gerade keine gute Zeit. Aber wir haben uns lieb, und wir haben euch lieb. Ich bin jetzt nur ein paar Tage fort, und ihr beiden fliegt mit Mom zu Onkel Halim an den Strand. Und wenn wir wieder zusammen sind, ist alles wieder gut!“
Das Flugzeug glitt wie auf einer Schiene vollkommen ruhig dem Landepunkt entgegen, um nach wenigen Augenblicken sanft aufzusetzen.
Als der Jet die Landebahn herunterrollte, wusste sie, dass sie mit ihren dreiunddreißig Jahren vor einer Lebensentscheidung stand: Ihre Ehe zu beenden oder die intensive geheime Liebesbeziehung mit Halim Mansur.
Oder beides.