Читать книгу Operation Jerusalem - Trauboth Jörg H. - Страница 20
2.2
Оглавление„Marion, was ist passiert?“, fragte George F. Summerhill.
„George, hast du einen Augenblick? Wir müssen reden.“
Der Präsident zuckte unwillkürlich zusammen. Sollte etwa jemand von gestern etwas mitbekommen haben? Unmöglich! Nur seine Sekretärin wusste, wer zu seinem bilateralen Jour Fix im Weißen Haus gekommen war.
Der Fehltritt mit Anne Brown, der Sprecherin des Repräsentantenhauses, war unverzeihlich. Beide schätzten sich, beide lebten allein in dem Washingtoner Machtzirkus, der keinen Raum für Ehrlichkeit oder gar eine versteckte Zweitbeziehung ließ.
Es war nach dem Essen mit einem sechs Jahre alten toskanischen Rotwein einfach passiert. Da waren zuerst Blicke, dann flüchtige Berührungen. Er konnte noch nicht einmal sagen, wer als erster aufgestanden war, um in das Schlafzimmer zu gehen.
Sie war im Bad, während er sich entkleidete und dabei kurz darüber nachgedacht hatte, was sich hier abspielte. Es war kein politisches Kalkül, überhaupt nicht. Anne war eine bezaubernde, hocherotische Frau. Er begehrte sie einfach in diesem Augenblick. Es war der Wunsch nach Sex. Mehr nicht. Als sie nackt aus dem Bad gekommen war, lag er bereits im Rosenholzbett und fand sie unglaublich attraktiv. Er wusste, dass er kein begnadeter Liebhaber und auch ziemlich aus der Übung war. Sie waren nicht einmal eine halbe Stunde zusammen. Währenddessen hatte er den Eindruck, irgendetwas an der Tür gehört zu haben. Er wollte zu seiner Brille greifen, aber gab mit Anne im Arm auf und verdrängte das Geräusch. Sie versprachen einander sofort danach, dass es nie wieder vorkommen sollte.
„Bilde dir nicht ein“, hatte sie noch im Hinausgehen gesagt, „dass ich dich jetzt politisch schonen werde.“
Er hatte ihre Hand geküsst und sich verabschiedet: „Es wird mir eine Freude sein, Mrs. Sprecherin.“
Danach hatte er ein extrem schlechtes Gewissen und wusste, dass ihm das nie hätte passieren dürfen.
Marion und George hatten schon seit Jahren keinen Sex mehr miteinander. Trotzdem hatten sie einen Status für einen liebevollen und wertschätzenden Umgang gefunden. Jeder lebte sein Leben, nur eben nicht zu eng. Er schätzte sie so ein, dass sie sich im Zweifelsfall bei Bekanntwerden des unverzeihlichen Ereignisses hoffentlich mehr um seine Reputation als Präsident Sorgen machte, als um das Ereignis an sich. Sie ließ in den Medien und den vielfältigen Pflichten keinen Zweifel aufkommen, dass sie sich trotz der räumlichen Abwesenheit als First Lady verstand, aber auch als eine Person mit Recht auf Privatleben, wenngleich das in der Klatsch- und Tratsch-Szene und Washington immer wieder zu Diskussionen führte.
„Es geht um unsere Tochter, Darling. Sie hat mich angerufen und meint, ihre Ehe stände wohl vor dem Aus.“
George fühlte augenblickliche Erleichterung, die aber sofort in echte Sorge wechselte. Jane und seine beiden Enkelkinder waren sein Ein und Alles. Er wusste, dass es seit langer Zeit zwischen Jane und Robert nicht gut lief; ein Grund mehr, warum er ihn vom Oval Office überwiegend fernhielt. Eheprobleme gehörten nicht in die Administration. Abgesehen davon, konnte er mit seinem verbissenen, viel zu ehrgeizigen und intellektuell auch nicht gerade begnadeten Schwiegersohn als Berater ziemlich wenig anfangen. Er hatte ihm den Job nur gegeben, weil Jane ihn so sehr darum gebeten hatte.
„Darling, was ist passiert?“
„Ich kann es nicht genau beurteilen. Die beiden haben sich offensichtlich auseinandergelebt! Es gab wohl auch eine handfeste Auseinandersetzung. Jane wollte aber nicht über Einzelheiten sprechen. Robert ist auf einer Dienstreise, wie du sicher weißt. Sie ist mit den Kindern Richtung Golf in das Resort der Mansurs.“
George wusste sofort, wovon sie sprach.
„Das kann ich bestätigen, Marion. Robert nimmt als Beobachter an einer Nahost-Konferenz in Genf teil, und mein Stabschef hatte mich bereits informiert, dass Jane ein Flugzeug für Aransas braucht. Ich muss sagen, dass ich das Engagement der Mansurs sehr schätze. Hoffentlich kommt Jane dort etwas zur Ruhe. Natürlich habe ich gesehen, dass es ihr schon länger nicht gut geht.“
„Ich weiß nicht, George, ob diese kurze Auszeit reicht. Wir müssen auch an unsere Enkel denken. Ein Ende der Ehe wäre für beide, besonders für Florence, eine Katastrophe. Jane braucht dringend unsere Hilfe. Was denkst du?“
George überlegte kurz, ob er für ein Familientreffen an seinen Wohnsitz nach Savannah fliegen sollte. Aber seit Tagen liefen Nachrichten bei ihm ein, dass sich im Iran etwas zusammenbraute und im Weißen Haus schnelle schwierige Entscheidungen anstehen könnten. Er musste in unmittelbarer Nähe des Lageraumes bleiben.
„Ein gemeinsames Gespräch halte ich für sehr sinnvoll, was immer dabei herauskommt. Hier ist es etwas schwierig, wegzukommen. Ich kämpfe an verschiedenen Schauplätzen, und einer ist eine tickende Zeitbombe. Was hältst du davon, wenn wir uns mit den beiden im Weißen Haus treffen? Ich hätte dich und auch die Kinder wieder einmal vor Ort, und nebenbei machen wir ein schönes Pressefoto von uns allen und von den spielenden Kindern in meinem Arbeitszimmer. Ich kann gute Publicity gebrauchen.“
„Du meinst sicherlich so ganz zufällig unter dem Resolute Desk? Da war doch schon einmal so etwas bei einem deiner Vorgänger“, legte sie lachend nach.
„Du sagst es, und das bringt mich zu dem netten Foto mit dir und deinem Ski-Verehrer. Wer hat das denn geschossen?“
„Seine Frau aus unserer Vierergruppe, Darling. Und sie hat es an einige Freundinnen geschickt. Ich hoffe, du konntest die Wogen glätten!“
„Sally hat das wie immer souverän erledigt. Eine Frage noch, Marion, gibt es bei Jane oder Robert jemand Anderen? Das wäre wichtig für unser Gespräch mit den beiden Kampfhähnen.“
„Ich habe sie das natürlich auch gefragt, und sie hat es klar verneint.“