Читать книгу Jagd mit Freunden - Udo Lau - Страница 18
ОглавлениеSAUENTRAUMA
April 1991
Das alte Jagdjahr geht, das neue kommt. Am 1.April werden aus Frischlingen Überläufer und die Jahresringe des Jägers sind wieder einer mehr geworden.
Kein Grund, den Drilling kalt und den Jagdschein alt werden zu lassen – also neu gebucht und frisch geladen!
Der Vollmond im April lässt hoffen; das Rehwild kommt spät und ist eh noch zu, die Sauen kommen noch später. Der Standortwechsel von der „Steinleiter“ zu „Schrader Rotts Wiese“ erweist sich als richtig.
Bei leichtem Ostwind bleibe ich gleich vorne bei der Wald-Wiesenecke an der Picknickbank mit dem klobigen Eichentisch sitzen. Zwar fehlt hier der erhöhte Blick von einer Leiter, aber die Sicht reicht aus. Gemütlich ist es auf der Bank, eigentlich fehlt nur noch eine deftige Brotzeit. Ich genieße die Ruhe der abendlichen Dämmerung, die heute durch keinen späten Spaziergänger auf dem „Rippchen Trail“ zu Wollenwebers Gasthaus gestört wird.
Als um 21: 45 Uhr immer noch nichts auf der Pläne erschienen ist, entschließe ich mich, den Heimweg anzutreten und schwenke mit dem Glas ein letztes Mal über die Wiese. Da…!!! drei dunkle Flecken geradeaus vor mir an der linken Waldkante, nur schemenhaft zu erkennen, aber Sauen! Überläufer, keine Frage, unter 50 kg. Die könnten passen.
Doch nicht bei dieser Sicht. Wolken haben sich vor den ohnehin schwachen Mond geschoben und die Entfernung schätze ich auf etwa 80 bis 90 Meter. Die Konturen verschwimmen ineinander und die dunklen Punkte lösen sich in diffuses Grau auf. Aus dem koffergroßen Wutz bleibt nur noch ein Bierdeckel kleines Fleckchen übrig, der Rest ist erahnte Zielfläche.
Dennoch, nicht geschossen ist auch vorbei, ich will es wagen. Sorgfältig lege ich den Rucksack auf den Eichentisch, die Lodenkotze noch als Erhöhung obendrauf und verschaffe mir so eine halbwegs passable Auflage für meinen zuverlässigen Drilling.
Ruhig richte ich alles ein, der Oberkörper in Dreipunktlage auf den schweren Eichenbohlen…alles ist bereit, aber wo sind die Sauen?
Mit dem Doppelglas kriege ich sie wieder rein. Das rechte Auge tränt bereits vom angestrengten Zielen. Jetzt steht eins breit und frei, was heißt hier breit? Links oder rechts? Egal, eine letzte Kontrolle und der Zeigefinger krümmt den eingestochenen Abzug. Knall, Feuerblitz, geblendet versuche ich den flüchtenden Sauen durchs Zielfernrohr nachzuschauen. Vergeblich suche ich das „getroffene“ Stück, aber kein schwarzer Fleck, nichts – Mist, das ist immer die größte Enttäuschung, wenn nach dem Schuss die Bühne leer ist.
Ich meine doch gut abgekommen zu sein? Egal, eine Nachsuche ist morgen fällig. Auf dem Nachhauseweg treffe ich Klaus, meinen Försterfreund und Jagdmentor. Er hat es besser gemacht, seine Sau liegt, aber er meint, meinen Kugelschlag gehört zu haben. Eine vage Hoffnung für eine unruhige Nacht.
Eigentlich ruft mich die Unterrichtspflicht in die Schule. Aber ein Anruf bei meinem vertrauten Hallenwart regelt die Sache, er übernimmt die beiden ersten Stunden auf kurzem Dienstweg.
Klaus und ich sind derweil mit unseren beiden Dackelrüden längst im Revier. Hunde und Herrchen suchen über eine Stunde nach Schnitthaar, Schweiß, Anschuss oder Wundfährte – nichts, aber rein gar nichts. Weder auf der Wiese noch im angrenzendenden Stangenholz oder der Eichendickung auch nur ein winziger Hinweis. Bogen für Bogen gehen wir ab, schnallen die Hunde, keine Spur einer einzigen Borste geschweige denn ein Tröpfchen roten Lebenssaftes.
Abbruch, Aufgabe, Fehlschuss, Enttäuschung! Vielleicht doch zu dunkel und zu weit? Wir werden es nicht erfahren. Aber die Schüler fragen neugierig nach, als ich dann kurz vor Ende der Sportstunde doch noch auftauche. Mein Nachsuchen Outfit verrät ihnen sofort den Grund meines späten Erscheinens, aber sie hatten dafür eine entspannte Fußballstunde anstelle einer anstrengenden Bodenkür.
Ich will`s wissen! Am nächsten Abend bin ich wieder draußen. Ich muss mir Sicherheit verschaffen. Kommen drei oder zwei, war`s ein Fehlschuss oder nicht? Um 21: 00 Uhr sitze ich, aber diesmal auf dem Ansitzbock direkt mittig an der linken Waldkante, sodass ich die ganze Wiese aus erhöhter Position vor mir habe.
Rehwild, Hase, Fuchs, alles ist auf der Pläne, hutwurfnah, nur keine Sauen, auch nicht bis 22: 00 Uhr. Dennoch, meine Zweifel lassen mir keine Ruhe und ich halte bis 23: 00 Uhr aus. Aber auch bis dahin kein Pürzel, keine Borste. Aber eigentlich auch kein Wunder, wenn ich am Abend vorher Feuer bekommen hätte, würde ich auch am nächsten Abend nicht zur Wiederholungsvorstellung kommen.
Eine halbe Stunde gebe ich mir noch, halb zwölf, dann soll`s gut sein. Kaum ist der Entschluss gefasst, da knackt es schon im Unterholz. Eine heiße Welle pulst durch meine Adern und im nächsten Augenblick steht der erste Klotz links vor mir an der Waldkante. Nur einer? Nein, vier deutlich kleinere kommen hinterher. Aber was für welche – drei davon wie gefleckte Katzen, zweifellos eine Mischung aus Wollenwebers Hausschweinen und der Lichtenhagener Wildpopulation.
Eine Bache mit vier Frischlingen, die so um die 25 kg. haben, aber leider 120 Schritt entfernt, da nützt auch die größte Mondscheibe nichts hinter den Eichen. Einer, der ganz schwarze, der würde gehen, weil am besten zu erkennen, aber noch ehe er meine Versuchung kitzelt, verschwindet er im Wald. Die Bache steht da wie ein Klavier und weiß um ihre Sicherheit, aber ihre drei Gescheckten heben sich kaum vom taufeuchten Gras der Wiese ab, also nicht nochmal ein Risiko, der Finger bleibt gerade.
Der Zeiger der Uhr geht auf Mitternacht und im Stangenholz rumort es hinter mir noch verheißungsvoll. Ich glaube es nicht – da stehen sie plötzlich draußen, die „Drei von der Tankstelle“, die Überläufer von gestern Abend! Ich glaube es nicht, mein Puls geht schlagartig auf 180, also doch vorbei. Immerhin die Gewissheit, ich habe keine Sau krank geschossen, denn sie sind alle munter und wohlauf…noch! Und heute sind sie dichter dran, keine 50, 60 Meter.
Also Udo, reiß dich zusammen und mach die Sache heute besser, jetzt gilt`s. Den Püster hoch, die Hand zwischen Schaft und Auflage, einstechen, entsichern. Als Haltepunkt merke ich mir den weißen Fleck vom Salzleckstein, etwa vierzig Schritt hinter dem Stück, so dass ich den Anschuss später leichter finde.
SCHRADER-ROTTS-WIESE … DIE 3.
Letzte Vergewisserung, ausatmen, Schuss!
Alle drei Sauen sehe ich durch das Mündungsfeuer links von mir im Unterholz verschwinden, eine etwas langsamer, leicht abseits von den anderen, Einbildung, Wunschtraum? Dann Knacken, Grunzen, Blasen wie ein letzter Schnaufer, nochmal, leiser aber nahe, dann ist Ruhe.
Liegt sie? Kann eigentlich gar nicht anders sein, bei dem ruhigen Schuss und dem sauberen Abkommen auf der gepolsterten Auflage und den Nachgeräuschen. Ich bin zuversichtlich.
Trotz des guten Gefühls verbringe ich wieder eine unruhige Nacht. Morgen ist schulfrei, also keine Vertretungssorgen. Um 7: 00 Uhr bin ich schon im Revier, heute allein mit Fussel, Gummistiefeln und der großen Hoffnung auf eine erfolgreiche Nachsuche. Ich bin sicher, die Beute nur noch einsammeln zu müssen.
Als erstes den Anschuss suchen. Der Salzleckstein hilft mir die Richtung zu finden. 5 Meter davor, dahinter, daneben, rechts, links, nichts! . Das gibt`s doch nicht, das ist unmöglich! Da…endlich, ein Riss in der Grasnarbe, die Kugel! Die Kugel, nachdem sie den Überläufer durchschlagen hat, nur so kann es sein. Also muss der Anschuss davor sein. Suchen, Zentimeter für Zentimeter, nichts! Verzweiflung macht sich breit.
Da wo ich massenweisen Schweiß erwarte, finde ich nur Rostflecken auf dem Sauerampfer. Enttäuscht gehe ich zum Kugelriss zurück. Das einzige was ich aus dem feuchten Boden herauspule ist der Rest des Kupfermantel Hohlspitzgeschosses, kein Schweiß, kein Schnitthaar und im weitem Umkreis des Anschusses keine erlegte Sau!!
Niedergeschlagen und frustriert breche ich die Nachsuche ab und berichte Klaus von meinem Unglück. Er tröstet mich und sagt, das komme mal vor und empfiehlt mir einen Probeschuss mit dem Drilling zu machen…mein Drilling, mein treuer Jagdbegleiter, mein Vertrauter, er hat mich noch nie im Stich gelassen. Aber Klaus hat Recht, ohne einen Probeschuss würden meine Sicherheit und mein Vertrauen nicht zurückkommen.
Wir hatten uns ohnehin für den Nachmittag zu Revierarbeiten im Wald verabredet, wollten Ansitze und Leitern kontrollieren, Pirschwege säubern und die Fangplätze der Fallen überprüfen und sie für den Sommer sichern und abdecken. Das war gleichzeig eine gute Gelegenheit für einen Probeschuss.
„Schrader Rotts Wiese“, Kanzel, Pappscheibe, 100 m. Distanz…der erste Schuss mitten drin, der zweite nur einen Zentimeter daneben! Also, am Drilling lag es nicht! Udo Lau, brauchst du eine Brille? Klaus bestätigte mit seinem dritten Schuss die Treffgenauigkeit der Waffe und beseitigte damit alle Zweifel, die ich unberechtigter Weise meinem „Magic Drilling“ in die Läufe schieben wollte.
Was blieb, war mein Unbehagen und die offene Frage, was diese beiden Fehlschüsse am Ende ausgelöst hatte und welche Folgen sie bei mir hinterlassen würden? Diese Unsicherheit konnte sich schnell zu einem kleinen Trauma hochschaukeln. Und solange die Ursache nicht geklärt war, würden mich Zweifel und Bedenken verfolgen und beschäftigen. Die arme Jägerseele.
Insolchen Augenblicken ist es so wichtig und hilfreich, einen verständnisvollen Freund an seiner Seite zu haben. Kein Vorwurf, keine Besserwisserei, ja nicht einmal der Hauch einer Kritik kam über seine Lippen. Im Gegenteil, die Einladung zu einem Wochenendbierchen bei Wollenweber und ein deftiges Stümpelessen brachten mich und uns auf andere Gedanken und lenkten den Blick nach vorn.
Unsere Freundschaft hatte eine so unerschütterliche Grundlage, dass wir uns in hundert ähnlichen oder anderen Situationen immer auf sie und uns verlassen konnten. Ich war stolz, sein Jagdeleve gewesen zu sein, von ihm gelernt zu haben und mit ihm durch jagdliches und persönliches Dick und Dünn gegangen zu sein. Und er war sich sicher, dass unsere gemeinsamen heimatlichen Wurzeln dazu beigetragen haben, ein Bündnis auf Dauer mit mir eingehen zu können.
…einen Monat später.
Es ist ruhig geblieben, jagdlich hat sich nichts getan, nur der Mond steht wieder kurz davor, seine helle Scheibe zu vervollständigen. Mittwochabend, das traditionelle Bläsertreffen, Übungsabend bei Glenn mit Wildschweinpastete – wie passend – und magenfreundlicher Schafswurst… So kann der Tag nicht zu Ende gehen!
Kurzentschlossen melde ich bei Klaus einen Ansitz an. Er hat bereits damit gerechnet, ahnt er doch, was mich seit vier Wochen quält. Ich mache mich gerade fertig, da kommt die kleine Riekemaus, mein 16-jähriges Töchterchen, sie möchte gern mit raus! Ein seltener Wunsch, umso mehr freue ich mich, und fünf Minuten später sind wir beide fertig. Jeder ein Glas, warm angezogen, ein Sitzkissen, denn es ist frisch draußen, sozusagen maikühl, und auf geht`s
Mich plagen immer noch das ungute Gefühl und die Erinnerung an die beiden Fehlschüsse vom April; ein unbewältigtes Problem und ein Grummeln in der Magengegend.
Um 21: 00 Uhr sitzen wir an „Schrader Rotts Wiese“, dem Ort der Schande. Wenn ich meine Unsicherheit und Zweifel verlieren will, dann an diesem Platz! Ich nehme wieder die offene Leiter und überlasse Rieke die Kanzel, rechts von mir am Waldweg, sodass wir beide Blickverbindung haben. Auf der Fahrt ins Revier habe ich ihr von meinem Unglück erzählt und sie selbst ganz nervös gemacht.
Drei Hasen tummeln sich schon beim Angehen auf der Naturweide herum, ansonsten bleibt es eine knappe Stunde ruhig und beschaulich. Da höre ich das erste Knacken links hinter mir im Stangenholz. Elektrisiert zucke ich zusammen, sollten sich die Ereignisse auf eine merkwürdige Weise wiederholen? Wie im Film läuft die Erinnerung vor meinem geistigen Auge ab und wie eine Kopie legt sich die Realität darüber; mich beschleicht ein seltsames „Déjà-Vu“ Gefühl und verstärkt meine Aufregung. So etwas habe ich vorher nie erlebt!
Munter und völlig vertraut erscheinen sie – auf die Minute pünktlich – „die Drei von der Tankstelle“ – um 22: 00 Uhr. Langsam lösen sie sich aus dem dunklen Schatten der Waldkante, ziehen auf die helle Fläche und bearbeiten den Boden auf der Suche nach tierischem Eiweiß. Es sind definitiv die drei Gesellen vom letzten Vollmond, die zweimal von mir beschossenen, die doppelt gefehlten… eine kleine Wut baut sich in mir auf, ein Zorn über mein eigenes Unvermögen.
Sie unterscheiden sich nur wenig in Farbe und Größe, vielleicht haben sie etwas an Gewicht zugelegt und könnten so knapp über 50 kg. wiegen. Was geht mir da alles für ein Schwachsinn durch den Kopf? Beende endlich dein Trauma, muss die Devise lauten.
Wie im Lehrbuch bereite ich mich dieses Mal noch akribischer vor. Der Lodenmantel lag längst gefaltet auf der vorderen Schießauflage, den Körper hatte ich in das Holzgeviert des Ansitzkorbes regelrecht verkeilt, die Waffe lag fest an der Schulter, alle Abläufe wie immer, aber dennoch ein wenig bewusster.
Was Rieke wohl jetzt machte? Ob sie die Sauen wohl auch im Glas hatte und sich fragte, was wohl gleich passieren würde? Sie hatte eine solche Situation noch nie erlebt…
Ich zwang mich zur Konzentration, jetzt durfte mich nichts mehr ablenken!
Einstechen, entsichern, den rechten Zeigefinger noch lang am Schaft, warten bis der Kleinste Richtung offene Wiese frei und breit steht, , den Hintergrund für alle Fälle fixiert, nochmalige Kontrolle, ausatmen, mittig vorn drauf, Finger am Abzug, ruhig durchgezogen…Bautz!!
EINE SKITZE DER SCHANDE
Laut hallt der Schuss von den Waldkanten zurück. Ich schaue durch den Schuss und präge mir minutiös die Reaktion der Sauen ein: zuerst flüchten die beiden größeren Stücke, dann mit geringer Verzögerung das beschossene, alle drei auf gleicher Fluchtfährte links in den Wald. Ich merke mir die Stelle, etwa 15 Meter vor der Salzlecke, und gleichzeitig fluche ich laut vor mich hin: „Verdammte Sch…..“, warum liegt der Bursche nicht? Bitte nicht schon wieder dieses Theater!
Warum wird meine Seele so gequält, mein Trauma noch weiter malträtiert? Mich hält nichts mehr auf der Leiter. Entgegen aller Vernunft baume ich ab, ich muss zum Anschuss!
Friederike rufe ich zu, sie soll kommen und mir die große Taschenlampe bringen. Hastig und am ganzen Körper zitternd kommt sie quer über die Wiese gerannt, stolpert vor Aufregung fast über ein paar Maulwurfshügel und sprudelt los wie ein Wasserfall: „Papi, Papi, ich wusste du würdest schießen, ich habe alles genau gesehen, ich bin ja so aufgeregt!“
Dann beruhigt sie sich ein wenig und erzählt mir genau, auf welches Schwein ich geschossen habe, dass es so im Zick-Zack weggelaufen sei und dass es das linke gewesen sei. Und sofort müssten wir es suchen, es liegt bestimmt ganz vorne im Wald!
Die Süße, ich könnte sie drücken und tue das auch. Nicht nur weil sie alles so erstaunlich gut beobachtet hat, sondern weil sich alles mit meinen Eindrücken deckt. Vor allem aber. Dass sie so mutig sein will, die Sau jetzt auch noch zu finden.
Ich kann sie kaum bändigen und dieser Eifer entspricht genau ihrem Naturell. Langsam versuche ich ihr den weiteren Verlauf zu erklären und gemeinsam suchen wir den Anschuss. Erstaunlich, wie ruhig und besonnen sie dabei mit mir vorgeht und meine Hinweise ernst nimmt.
Und es ist tatsächlich Friederike, die in dem hellen Strahl der Taschenlampe den ersten Schweißtropfen auf einem trockenen Eichenblatt entdeckt! Vorsichtig hebe ich das Blatt auf, markiere den Punkt mit einem frischen Reiser, spieße ein Stück Tempotaschentuch daran und suche weiter. Nach wenigen Metern ist die Fährte nicht mehr zu übersehen und verdichtet sich zu hellrotem Lungenschweiß.
Die Sau muss liegen. Eine Zentnerlast fällt mir vom Herzen. Weitermachen oder nicht? Es gibt ein Für und Wider. Ich wäge ab: die Situation ist so einmalig und ungewöhnlich und die Aussicht die Sau schnell zu finden und Friederike dabei zu haben kommt vielleicht nie wieder…also weitermachen! Außerdem habe ich Sorge, dass der Fuchs das Stück über Nacht anschneidet und es unverwertbar macht.
Die einzige Konzession ist noch eine kleine Wartezeit. Die nutzen wir, unsere Sachen einzusammeln, zum Auto zu gehen und den Wagen noch ein wenig näher ranzuholen.
Keine fünfzig Meter im Altholz liegt das Stück mausetot und mit einem sauberen Schuss ins Leben. Friederike erlebt das alles zum ersten Mal und hält sich erstaunlich tapfer. Während sie mir beim Aufbrechen die Taschenlampe hält und sich doch das eine oder andere „Ihh und Ohh…“nicht verkneifen kann, verrichte ich die Rote Arbeit und spüre, wie sich meine innere Anspannung langsam legt und mein verlorenes Selbstvertrauen allmählich zurückkehrt. Aber vor allem die Freude über dieses gemeinsame Erlebnis mit meiner Tochter setzt einen Adrenalinstoß an Stolz und Glück frei, der das Sauentrauma für immer verdrängt.
Nur schade, dass es davon keine Fotos gibt…