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Alte Ängste

Sie bekamen wider Evys Befürchtungen ein Zimmer im Hotel. Wendy sagte ihr nicht, dass die Betreiber notfalls Privaträume für sie zur Verfügung gestellt hätten, weil sie schon seit ewigen Zeiten befreundet waren, aber das musste Evy ja nicht wissen, denn sie sollte lernen, dass spontane Entscheidungen nicht zwingend im Fiasko enden mussten. Irgendwann hatte sie das gekonnt, aber dann war ihr jegliche Selbständigkeit aberzogen worden und Wendy begann zu ahnen, dass Evy ihr damals in Julianes Haus immer nur die heile Welt vorspielte, sich ihr aus Angst niemals anvertraute.

-*-

Am nächsten Morgen tastete Evy, als sie aufwachte ängstlich nach Wendy und brach beinahe in Tränen aus, als sie ins Leere griff, fürchtete, die beiden letzten Tage wäre nur ein schöner Traum gewesen und sie im Wahn 500 Kilometer gefahren. Dann öffnete sich die Tür der zum Zimmer gehörenden Toilette und Wendy kam aus dieser, tastete sich im Halbdunkel zurück ins Bett, schmiegte sich an sie und sie begann zu weinen, umarmte ihre geliebte Gefährtin wie eine Ertrinkende.

„Was ist los, Schatz? Warum weinst Du?“

„Weil DU da bist, weil Du bei mir bist und das kein Traum war. Ich… ich bin so glücklich, dass Du da bist.“

„Ich auch, Schatz. Du glaubst nicht, wie sehr ich Dich liebe. Und diese Nacht mit Dir, hier im Hotel… Danke, Schatz. Das war eine tolle Entscheidung.“

-*-

In der Folgezeit versuchte Wendy Evy dahin zu führen, selbständig Entscheidungen zu fällen, indem sie entweder Wünsche äußerte, welche umgesetzt werden wollten, oder Vorschläge unterbreitete, welche Evy letztlich wie eigene Ideen betrachtete und dann in dem Bewusstsein entschied, etwas selber entschieden zu haben. Wendy war zuversichtlich, Evy aus den Krallen der Sklaverei befreien und wieder ein selbstbestimmtes Wesen aus ihr machen zu können, aber sie ahnte noch nicht, dass noch ein harter Weg vor ihr lag, denn sie hatte noch keine Bekanntschaft mit Evys Ängsten gemacht.

Das begann erst zwei Monate später und forderte Wendys Kreativität erheblich.

-*-

17. März 2067, 8: 30 Uhr: Sie saßen beim Frühstück, unterhielten sich entspannt über das am Vorabend besuchte Theaterstück. Evy rutschte beim Schneiden des Schinkens mit dem Messer ab, stieß dabei mit dem Unterarm an ihre Kaffeetasse und diese fiel um.

Sie wurde schlagartig kalkweiß im Gesicht, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Tasse und atmete ächzend durch den halboffenen Mund. Wendy sah sofort, dass ihr Puls zu rasen begann und ihre Halsschlagader hektisch pulsierte. „Entschuldige, das… das habe ich nicht gewollt… das war keine Absicht," sagte sie mit leiser, flehender Stimme.

Langsam hob Wendy die rechte Hand, streckte den Zeigefinger aus und drückte gegen den oberen Rand ihrer Kaffeetasse, bis diese polternd umfiel und sich ihr Inhalt auf die Tischplatte ergoss.

„Ouupsss, was bin ich doch für ein Schussel," sagte sie und drückte langsam gegen das Glas Orangensaft, welches neben der Tasse stand und schließlich gleichfalls umfiel, dabei zerbrach. Dann tauchte sie ihre Fingerkuppe in den Kaffee, malte damit einen großen Smiley auf das Tischtuch.

„So was, ich bin aber auch wirklich schusselig, heute Morgen, oder, Schatz?“

Evy sah sie mit großen Augen an.

„Du… Du bist mir nicht böse?“

„Warum? Warum sollte ich Dir böse sein? Das ist Deine Tischdecke, das sind Deine Tassen auf Deinem Tisch in Deinem Haus. Verstehst Du?," fragte Wendy, schob ihr Top über ihre Brüste nach oben, nahm die Dose Sprühsahne, mit welcher Wendy gerne ihren Kaffee garnierte und besprühte damit ihre Brustwarzen, „und ich mach heut irgendwie nur Ferkeleien, so was aber auch.“

Mit zitternden Fingern nahm Evy die Scheibe Toast, mit Erdnussbutter und Marmelade beschmiert, von welcher sie erst einmal abgebissen hatte, hob sie an und ließ sie neben ihren Teller fallen. Dem ewigen Gesetz des Butterbrotes folgend, fiel die Scheibe natürlich mit der beschmierten Seite nach unten auf die Tischdecke. Evy hob die flache Hand und schlug darauf, so dass die Marmelade darunter über die Tischdecke spritzte.

„Siehst Du, so einfach ist das.“

„Ja, so einfach," Evy erhob sich von ihrem Stuhl, stieg auf den Tisch, schob Geschirr und Brotkörbchen zur Seite, krabbelte über den Tisch, stieß dabei die Kaffeekanne mit dem Knie um und begann Wendys Brustwarzen sauber zu lecken. „Und jetzt auch noch das," kicherte Wendy, zog den Bund ihres Höschens von ihrer Scham weg und sprühte eine großzügige Portion Sahne hinein, garnierte dann Evys Ausschnitt mit dem Inhalt der Flasche, „ich bin heute wirklich total schusselig, oder?“

„Ja, total schusselig.“

-*-

Später, als sie eng umschlungen unter dem Esstisch auf dem Teppich lagen und wieder zur Ruhe kamen, fragte Wendy vorsichtig, warum Evy so heftig auf das kleine Missgeschick reagiert hätte und ob es in den Jahren mit Gunny nie solche

Situationen gegeben hätte, weil sie eigentlich davon ausgegangen war, dass diese unsinnige Angst doch schon lange hätte verschwunden sein müssen. „Komischerweise gab‘s in der Zeit mit Gunny nie solche Situationen und… na ja, ich glaub, sie hätte auch so reagiert. Aber vorhin war da wieder diese Angst, diese unsagbare Angst, Schatz. Weißt Du, wenn wir Glück hatten, gab‘s für so ein Malheur eine saftige Ohrfeige und das Essen war für uns beendet. Aber wenn René oder Juliane schlechte Laune hatten… dann mussten wir auf alle Vier auf den Boden gehen und René schlug uns mit dem Rohrstock senkrecht in die Spalte.“

„Sie schlug Euch wegen einer umgestoßenen Kaffeetasse mit dem Rohrstock längs in die Muschi? Wie krank ist das denn?“

„Krank, ja. Einmal hat sie mich fünf mal so geschlagen, dann mit einem Strap-On gefickt und dann geschlagen, weil ich nicht geil wurde. Das war, als es immer schlimmer wurde, weil sie uns auf die Versteigerung vorbereitete.“

„Mit nem Strap-On? Du meinst so‘n Ding, so nen Penisersatz, den sich Frauen vorne hin schnallen?“

„So ähnlich, die modernere Variante.“

„Ha? Wie sieht die aus?“

„Na, das ist ein, fast im rechten Winkel abgeknickter, Dildo. Die eine steckt sich das kurze Ende in die Scheide und dann fickt sie die andere mit dem längeren. Eigentlich ganz schön, aber nicht, wenn Du vorher fünf mal den Rohrstock auf den Klit und die Schamlippen bekommen hast und alles weh tut.“

„Muss ich mal einen besorgen, klingt interessant, Schatz. Und ich verspreche, ich haut Dich nicht vorher.“

„Möchtest Du‘s probieren?“

„Würde ich mal, ja sicher.“

„Dann musst Du keinen besorgen, ich hab drei verschiedene Größen in der Schublade. Der Mittlere ist im Po ganz angenehm.“

„Hast Du auch Gleitgel?“

„Klar.“

„Und warum sagst Du mir das erst jetzt?“

„Na… Du hast nie irgendwie angedeutet, dass Du was drin haben wollen würdest. Hast ja nicht mal nen Dildo, oder?“

„Stimmt, aber Du hast doch auch Bedürfnisse. Richtig?“

„Ja, schon. Aber…“

„Was?“

„Ich wollt Dich nicht strapazieren.“

„Hä? Jetzt ist aber Schluss, Schatz. Du strapazierst mich doch nicht, wenn Du mir sagst, was Du Dir wünschst. Ich würd die Dinger gerne mal sehen und dann ausprobieren. Du sagst, der Mittlere ist auch im Po angenehm? Das möchte ich probieren.“

„Wirklich?“

„Ja. Ich hatte auch mal nen Strap-On, aber der war zu groß für den Hintern und hat eigentlich überhaupt nur in Marianne gepasst, weil es ein Riese war, den ich just for Fun gekauft hatte.“

„Dann soll ich ihn jetzt holen?“

„Du sollst nix, Schatz. Aber ich würds wirklich gerne probieren. Ich hätt wirklich gerne, wenn Du ihn mir in den Po steckst und mich damit fickst. Nur um mal zu erleben, wie‘s ist.“

„Dann… komm mit ins Schlafzimmer, Schatz. Dann fick ich Dich in den Hintern.“ „Gute Entscheidung.“

-*-

„Woahhh.…“

“Tut weh? Soll ich aufhören?“

„Shit, nein! Mach weiter bitte… das ist woahh, soo geil.“

-*-

23. März 2067: Nach dem Frühstück bewunderte Evy, wie toll Wendy in ihrem neuen, fliederfarbenen französischen Spitzenhöschen aussah und dieser fiel auf, dass ihre geliebte Partnerin bislang nur einmal, für wenige Tage, während ihrer Periode schlichte, weiße Höschen getragen hatte.

„Sag mal, Schatz.“

„Hm?“

„Wieso trägst Du eigentlich nie nen Slip?“

„Mach ich doch.“

„Ja, während Deiner Periode, damit die Slipeinlage nen Platz hat. Aber ansonsten nie, richtig?“

„Ja, stimmt. Bei Juliane war es mir verboten, welche zu tragen. Mein Unterleib musste unter dem Rock oder Kleid jederzeit verfügbar sein.“

„Und… Du bist schon so lange von der Gräfin weg. Hat Gunny es Dir auch verboten?“

„Gunny? Nein. Die hat mir nie was verboten, allenfalls abgeraten, wenn ich im Begriff war, einen Fehler zu machen.“

„Okay… und hat sie nie den Wunsch geäußert, Dich mal in nem hübschen Höschen zu sehen?“

„Hm? Nee. Wir waren ein paar Mal zusammen Dessous kaufen und ich hab diverse Sachen gekauft, aber keine Höschen. Sie hat wohl akzeptiert, dass ich keine trage.“

„Verstehe… Und Du siehst mich auch gern mal in nem frechen Höschen, oder?“

„Ja, sicher. Deinen süßen Hintern in nem hübschen Slip zu sehen, das ist schön.“ „O.k. Und kannst Du Dir vorstellen, dass ich Dich auch gerne mal so sehen würde? Weißt Du, irgendwo unterwegs zu sein und sich vorzustellen, dass Du nix drunter hat, das ist sicher reizvoll, aber immer… Verstehst Du?“

„Du meinst, Du würdest mich gern mal in schicken Höschen sehen, Schatz?“

„Jaa, das wär toll.“

„Hm, kaufst Du mir welche?“

Wendy überlegte kurz. Natürlich wollte sie Evy keine Slips kaufen, sondern diese sollte das selber tun und sie damit überraschen.

,Irgendwie muss ich sie dazu bringen, zu entscheiden, dass sie sich etwas aussucht.‘

„Ach weißt Du, ich weiß doch nicht, was Du magst und… na ja, ich lass mich gerne mal überraschen.“

„Na… ich glaub, ich verstehe. Ich denke, ich gehe einkaufen und überrasche Dich. Was meinst Du?“

„Tolle Idee, Schatz.“

„Dann… dann gehe ich jetzt wohl, oder? Ich such mir was hübsches aus und dann darfst Du gucken. Gefällt Dir das?“

„Jaa, Schatz. Tolle Idee.“

„Und Dir macht es nix aus, nicht dabei zu sein?“

„Huch? Und wo ist dann die Überraschung? Hab ich Dir vorher mein neues Höschen gezeigt? Ist das schön, mich drin zu sehen?“

„Ja, das ist schön. Du hast recht, Schatz.“

-*-

Eine Stunde später erschien Evy im Den svarta katten,3 einer exklusiven Boutique für Damenunterwäsche und Dessous im Herzen Stockholms.

Der Laden war nobel, teuer und vor allen Dingen etwas ganz spezielles, denn die Kundinnen konnten dort jedes erdenkliche Stück problemlos ausprobieren, bevor sie sich zum Kauf entschlossen. In anderen Geschäften konnten die Frauen allenfalls erahnen, wie die Stücke an ihnen aussehen würden, denn sie mussten ihre eigene Unterwäsche während der Anprobe anbehalten. In der schwarzen Katze, konnten die Kundinnen sich in den ausprobierten Teilen ohne störende Unterwäsche sehen, denn sie bekamen auf Wunsch einen speziellen Anzug.

Sie zogen sich in Umkleidekabinen aus, den Anzug, welcher ihren Körper perfekt nachzeichnete und ihre Hautfarbe annahm, an und kamen sich somit nicht nackt vor, konnten sich also frei bewegen, ohne sich vor anderen Kundinnen zu genieren.

Der Catsuit schützte die anprobierten Stücke vor eventuellen Körperflüssigkeiten und diese landeten nach der Anprobe wieder auf den Bügeln und Ständern. Entschied sich eine für ein Teil erhielt sie dann das gleiche in passender Größe, noch original verpackt aus dem Regal.

Das zweite besondere Merkmal der schwarzen Katze, war ihr Personal. Die Frauen die dort die Kundinnen betreuten, verfügten über große Empathie und den Sinn für‘s Schöne. Betrat eine Kundin den Laden das erste Mal, ließen die Verkäuferinnen sie zunächst in Ruhe und beobachteten sie, bis sie in der Lage waren, sie einzuschätzen. Dann kommunizierten sie nach einem einfachen System lediglich mit Mimik und Augen, um untereinander auszumachen, welche sich der Kundin annehmen sollte. Die Kombination Kundin und Fashion-Assistentin, wie sie sich selber nannten, passte dadurch üblicherweise ideal und die meisten Stammkundinnen bestanden darauf, von immer derselben Assistentin betreut zu werden.

So auch Evy. Wenn sie in der Boutique einkaufen ging, wartete sie lieber etwas länger, um von Brunellâ Önksrod beraten zu werden, oder kam, wenn diese frei hatte, an einem anderen Tag nochmal herein.

„Guten Morgen, Evy. Schön, Sie hier wieder begrüßen zu dürfen. Geht es Ihnen gut?“

„Hallo Brunellâ, danke ja. Und Ihnen?“

„Fein," Brunellâ lächelte freundlich und führte Evy in eine der Umkleiden.

„Möchten Sie etwas bestimmtes, oder stöbern?“

„Stöbern, Brunellâ.“

„O.k. Dann hole ich Ihnen einen Anzug. Sie kennen das ja, raus aus den Klamotten.“

„Jaa. Geben Sie zu, es gefällt Ihnen, mich nackt zu sehen, bevor ich den Anzug anziehe.“

„Ich würde lügen, Evy, würd ich das verneinen. Sie sind sehr hübsch; eine Augenweide.“

„Danke für das Kompliment, Sie sind lieb, Brunellâ.“

Brunellâ verließ die Kabine und Evy ließ sich wie üblich Zeit damit, sich auszuziehen, um der anderen Gelegenheit zu geben, in Ruhe einen der Einweg-Anzüge für sie zu holen. Ihr war schon lange bewusst, das die Assistentin gerne nackte Frauen sah und ließ sich den Anzug nicht durch den Vorhang der Kabine reichen, sondern ihn sich bringen, um Brunellâ einen Blick zu gönnen.

„Hier, Evy, bitte sehr.“

„Danke.“

„Und nach was steht Ihnen heute der Sinn?“ Brunellâ betrachtete Evy, während diese den Anzug anzog und musste sich beherrschen, sie nicht zu berühren, nicht die Kontrolle zu verlieren.

„Ach… ich weiß nicht so richtig. Zeigen Sie mir einfach was hübsches, von dem Sie meinen, dass es mir steht. Sie sehen mich mit den Augen einer Frau und können das viel beser beurteilen. Deshalb leg ich ja Wert drauf, dass sie mich bedienen.“ „Hm, O.k. Dann zeig ich Ihnen die neue Kollektion?“

„Gute Idee, aber…“

„Ja, bitte?“

„Auch die dazu passenden Höschen und Höschen überhaupt.“

„Höschen? Sie wollen Höschen kaufen?“

„Ja. Ich möchte Wendy überraschen.“

„Sie sind wieder mit einer zusammen? Das ist schön. Sie waren seit Gunessas Tod nicht mehr hier und ich hab mir schon Sorgen gemacht.“

„Wirklich?“

„Ja, sicher. Sie und Gunessa haben sich sehr geliebt. Das war nur zu deutlich, Evy. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie Sie nach ihrem Tod gelitten haben.“

„Stimmt, ich habe gelitten. Und ich trauere noch immer. Aber jetzt ist Wendy da. Sie hat mich endlich nach all den Jahren wieder gefunden und jetzt dürfen wir uns auch lieben. Und… Sie möchte mich auch mal in nem Höschen sehen.“

„Kann ich verstehen, Ihr süßer Po in nem frechen Höschen. Das kommt sicher gut an.“

„Dann los, überraschen Sie mich, damit ich Wendy überraschen kann.“

-*-

Zwei Stunden später hatte Brunellâ Evy eine ansprechenden Kollektion neuer Dessous zusammengestellt und amüsierte sich im Stillen darüber, dass zum ersten Mal, seit sie einander kannten, auch Höschen dabei waren.

„So, Brunellâ… eins davon zieh ich grad an, um meine Wendy nachher direkt überraschen zu können. Welches würden Sie nehmen?“

„Hm… für eine erste Überraschung, sollte es frech sein, hübsch aussehen, den Po betonen, aber nichts zeigen. Also ein Versprechen sein.“

„Aha?“

„Ja. Deshalb würde ich das apricot-farbene Spitzenhöschen nehmen, dass betont ihren Po wunderschön.“

„Hm… Okay… ich verlass mich da auf Sie, Brunellâ. Also, ich zieh das direkt an.“

Evy entledigte sich des Anzuges und verharrte, wartend bis Brunellâ das Höschen aus den Tragetasche heraus gesucht hatte.

Diese packte es aus und hielt es ihr hin.

„Hier. Bitte sehr.“

„Danke," Evy griff nicht danach, sondern lächelte freundlich, „helfen Sie mir, es anzuziehen?“

„Gerne, natürlich.“

Brunellâ ging vor Evy auf die Knie, sah sie von unten her an und lächelte, „Das linke Füßchen bitte hoch… fein… jetzt das rechte… so ist gut.“

„Und? Steht mir?“

„Bitte umdrehen, Evy.“

„So?“

„Heiß. Ihr süßer Po da drin. Das ist heiß, Evy.“

„Wie schaffen Sie das?“

„Was?“

„Na, jeden Tag all diese Frauen, die sich vor ihnen im Prinzip nackt, in aufreizenden Dessous zeigen. Ihre Anmerkungen, ihre Reaktionen. Sie sind lesbisch.“

„Huch? Erwischt. Aber keine Sorge, ich bin mit Nedla, der Brünetten, welche immer in hellblau rumläuft, verlobt. Wir machen füreinander regelmäßig den Blitzableiter. Sie müssen sich keine Gedanken machen, ich würd hier ständig unbefriedigt aufgeheizt zurück bleiben.“

„O.k. Weil… ich möchte Sie nicht irgendwie quälen.“

„Keine Sorge. Ich würde Sie zwar nicht von der Bettkante schubsen, aber ich komme klar. Letztlich sind alle Fashion-Assistentinnen in der schwarzen Katze lesbisch oder zumindest schwer bisexuell. Wir lernen früh, damit umzugehen.“ „Verstehe. Dann ist das in Ordnung… sagen Sie…“

„Ja, bitte?“

„Wenn ich Ihnen meine Karte da lasse. Ich meine, Sie und Nedla und wir, also Wendy und ich. Wir könnten uns ja mal treffen.“

„Wirklich? Das würden Sie wollen?“

„Ja, sehr gern. Und ich bin überzeugt, dass Wendy auch begeistert wäre.“

„Dann geben Sie mir ihre Karte?“

„Und Sie mir nen Kuss auf den Po?“

„Böses Mädchen. Nochmal umdrehen bitte... so ist brav.“

„Ich betrachte den Kuss als Versprechen, Brunellâ. Ihr besucht uns.“

„Versprochen, Evy. Ich freu mich auf Dich.“

„Fein, ruf vorher kurz an. O.k?“

„Ja, O.k. Mache ich. Soll ich Dir ein Taxi rufen?“

„Nö, ich hab‘s Auto vor der Tür stehen.“

-*-

Evy fuhr in bester Laune heim, freute sich darauf, Wendy zu überraschen, ihr dann zu erzählen, wie es sich mit Brunellâ entwickelt hatte und es bald ein Treffen geben würde. Das war ihr Entschluss und sie würde sich dafür einsetzen, Wendy notfalls überzeugen. Auf dem Weg kam sie in die Rush-Hour und stand eine ganze Weile im Stau, begann langsam zu bedauern, den von Brunellâ angebotenen Schampus angenommen zu haben, denn ihr Blase meldete sich mit Nachdruck. Sie fuhr schließlich mit quietschenden Reifen auf ihren Parkplatz vor dem Haus, sprang aus dem Wagen, packte die Einkaufstüten von der Rückbank, sprintete auf den Eingang zu und war froh, dass die Schließanlage biometrisch gesichert war, sie sofort erkannte und die Haustür öffnete.

Sie sprintete durch den Flur, ließ ihre Taschen fallen, kickte die Pumps von ihren Füßen, rannte die Treppe hinauf in das erste Obergeschoss und stürmte in das Bad. Dann, mit einem gellenden, entsetzten Schrei blieb sie wie angewurzelt stehen, senkte langsam, mit weit aufgerissenen Augen den Kopf und gab einen gequälten Laut von sich.

Wendy saß im Wohnzimmer auf dem Sofa, hörte, wie Evy zur Tür herein und die Treppe hinauf stürmte und dachte sich, dass sie dringend auf die Toilette musste. Sie grinste fröhlich, denn ihr selber ging es oft genug genauso. Dann erscholl der panische Schrei und sie fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch, rannte zum Badezimmer, fürchtete, ihre geliebte Gefährtin hätte sich verletzt oder eine große Spinne im Bad entdeckt.

Sie stürmte in das Bad und prallte zurück, sah Evy dort stehen, zwischen ihren Füßen auf dem Boden eine kleine – vielleicht etwas mehr als ein Schnapsglas – Pfütze sich ausbreiten und an der Innenseite ihres rechten Beines einen kleinen Tropfen Urins am Nylonstrumpf herab rollen.

,Shit! Noch so ne bescheuerte Angst?‘

„Schatz? Alles klar?“

„Bitte, das… das war ein… ich hab nicht mehr… sei bitte nicht böse…“

„Schatz, alles ist gut.“

Wendy trat hinter Evy, streckte sich auf die Zehenspitzen und küsste sie sanft in den Nacken.

Evy schien es nicht zu realisieren, zuckte zusammen.

„Bitte… ich hab das nicht gewollt.“

Wendy umrundete die andere, öffnete den Deckel der Toilette, trat dann an ihre Freundin, griff unter deren Kleid und ertastete das Höschen. Sie schob es ihr über den Po nach unten auf die Knie, griff sie dann sanft an den Schulten und drehte sie, schob sie auf die Toilette.

„Erst machst Du jetzt mal Pippi, Schatz.“

Evy schien durch sie hindurch zu blicken, hatte die Augen weit aufgerissen, registrierte aber irgendwie die Anweisung, entspannte, leise weinend, die Beckenmuskulatur und erleichterte sich, zitterte dabei aber wie Espenlaub.

,Und wie krieg ich Dich jetzt von dem Pferd runter, Schatz?‘

Wendy überlegte einen Moment, kicherte dann und baute sich mit leicht gespreizten Beinen vor Evy auf, benötigte einen Moment, um sich zu lockern und ließ es dann einfach laufen. Verwirrt beobachtete Evy, wie sich Wendys Höschen im Schritt dunkel färbte, die Flüssigkeit dann den Stoff durchdrang und zu Boden tropfte.

„Huch? Jezt hab ich doch glatt Pippi ins Höschen gemacht. So was aber auch. Hm… aber das kommt wohl vor, Schatz. Oder?“

Entsetzt, bis ins Mark erschüttert, sah Evy, wie Wendy offenbar den kompletten Inhalt ihrer Blase auslaufen ließ und sich zwischen ihren Füßen eine große Pfütze bildete. Als ihre Blase entleert war, entledigte Wendy sich ihres Höschens und warf es ins Waschbecken, kniete sich dann vor die Toilette, zog Evy die Nylons und das Höschen aus, legte die Textilien zu ihrem Höschen und ließ warmes Wasser darüber laufen.

Dann zog sie Evy hoch und ihr das Kleid aus, schob sie danach unter die Dusche und duschte sich selber und sie mit warmen Wasser ab. Danach trocknete sie beide Körper mit einem großen Badetuch ab und führte Evy ins Wohnzimmer auf das Sofa. Evy sah zu, wie sie die kleine Kammer neben dem Bad öffnete, Wischmopp und Eimer daraus nahm und dann die kleine Schweinerei im Bad aufwischte.

„Weißt Du, Schatz… manchmal passiert so ein kleines Malheur und dann nimmt man hinterher den Mopp und macht sauber. Und wenn notwendig spült man das Höschen und die Strümpfe lauwarm aus und hängt sie dann zum trocknen auf. Alles kein Problem… zumal das ja Dein Haus ist, oder?“

Evy schien aus einer Trance zu erwachen, sah sie mit großen Augen an.

„Du hast einfach ins Höschen gemacht?“

„Du doch auch. Was Du kannst, kann ich auch, oder?“

„Und… und Du bist mir nicht böse?“

„Hö? Warum sollte ich Dir böse sein?“

„Na... weil ich... das schöne neue Höschen, ich habs doch extra für Dich angezogen.“

„Und? Du hast im Stau gestanden und es ist ein Malheur passiert. Und mir ja auch, oder?“

„Und...“

„Vielleicht gehst Du jetzt nach unten, holst Deine Einkaufstüten, gehst ins Schlafzimmer und räumst Deine Einkäufe ein?“

„Und… und dann überrasche ich Dich mit nem anderen Höschen?“

„Wenn Du magst. Ich halte das für ne tolle Idee.“

„Und Du bist nicht böse?“

„Warum sollt ich böse sein? Weil Du in Deinem Haus in Deinem Badezimmer in Dein Höschen gepieselt hast? Schatz, mit welchem Recht dürft ich böse auf Dich sein?“

„Die haben mich immer wieder stundenlang nicht auf‘s Klo gelassen und wenn ich es dann nicht mehr halten konnte…“

„Ja, aber ich bin nicht die. Verstehst Du das? Manchmal, wenn ich niesen muss, geht auch was ins Höschen. Und? Haust Du mich deswegen?“

„Nein.“

„Und hau ich Dich? Hab ich Dich je gehauen?“

„Nein.“

„Gut, Du hast gesehen, wie ich den Mopp genommen, aufgewischt und unsere Slips gewaschen hab?“

„Ja.“

„Und, was bleibt noch zu tun?“

„Mir was hübsches für Dich anziehen?“

„Jetzt hast Du es kapiert, Schatz.“

-*-

„Schatz?“

„Ja?“

„Danke.“

„Nix zu danken, Schatz. Dich in dem süßen blauen Höschen zu sehen… Shit, ist das schön.“

„Ich meine, dass Du…“

„Ja. Aber ich bin nicht die. Du gehörst mir nicht, aber ich liebe Dich.“

„O.k. Und… in dem Dessous-Laden… die…“

„Was? Raus mit der Sprache, Schatz.“

„Also die Fashion-Assistentin da, Brunellâ… die ist süß.“

„Ja? Magst Du sie?“

„Würd Dich das ärgern?“

„Ist sie wirklich nett ?“

„Ja.“

„Dann nicht, Du gehörst mir nicht. Wann willst Du sie wieder sehen?“

„Ich… ich hab ihr meine Karte gegeben. Sie und ihre Verlobte besuchen uns vielleicht.“

„Ja? Cool. Ist sie wirklich süß?“

„Du… Du bist nicht verärgert?“

„Blödsinn, Schatz. Ich freu mich. Du hast ne Entscheidung gefällt. Toll.“

„Öh… ja. Und sie hat mir nen Kuss auf den Po…“

„Wirklich? Klasse, Schatz. Ich bin gespannt auf sie und ihre Verlobte.“

-*-

Brunellâ und Nedla meldeten sich einen Tag später für Sonntagmittag an und Evy war vollkommen aus dem Häuschen, aufgeregt, wie lange nicht mehr. Wendy musste sie wiederholt beruhigen, sonst wäre sie wahrscheinlich vor Aufregung kollabiert oder durchgedreht.

„Schahaatz, es ist nur Besuch. Kein Staatsempfang und selbst für den würd ich keine Aufregung machen.“

„Ja, schon klar. Aber ich hab doch gar nicht damit gerechnet, dass Brunellâ tatsächlich kommt.“

„Nicht? Du hast doch gesagt, Du hast ihr Deine Karte angeboten und dann habt Ihr Euch mit Du angeredet. Für mich war das klar, dass sie schon bald hier erscheint, oder zumindest ein Treffen zum Essen irgendwo arrangiert.“

„Meinst Du?“

„Sicher, Schatz. Also komm runter von der Palme und beruhige Dich.“

Evy beruhigte sich schließlich und, um zu verhindern, dass sie wieder begann durchzudrehen, überließ Wendy es ihr komplett, das Mittagessen für Sonntag zu planen. Auf die Frage, „Was wollen wir Sonntag essen?," antwortete sie lediglich: „Dein Haus, Deine Gäste, Schatz. Lass Dir was einfallen und sag Bescheid, wenn ich beim Einkaufen helfen soll.“

Evy verstand der heimlichen Wink mit dem Zaunpfahl, stürzte sich mit Eifer in die Planung und Vorbereitung, ließ es sich nicht nehmen, selber einzukaufen.

-*-

Brunellâ und Nedla erschienen am Sonntagmittag pünktlich und alle waren einander sofort sehr sympathisch, sodass es kein betretenes Schweigen oder Unwohlsein gab. Sie plauderten entspannt miteinander und Evy servierte Champagner in ihren besten Gläsern. Die beiden Besucherinnen wussten, dass Evy eine der reichsten Frauen Schwedens war und waren dann angenehm überrascht, als diese sich irgendwann erhob, weil in der Küche ein Timer klingelte. „Der Braten ist fertig, entschuldigt mich bitte. Die Klöße dürften jetzt auch fertig sein. Ihr könnt ja schon mal im Esszimmer Platz nehmen, ich bin gleich soweit.“ „Huch?“ Brunellâ sah sie mit großen Augen an, „Du kochst selber?“

„Klar doch. Ich koche wirklich gerne. Warum fragst Du?“

„Na ja… Ich hätte gedacht, dass eine Frau wie Du Personal für so etwas hat.“

„Ah? Nö. Mein einziges Personal ist der Gärtner, der sich um den Garten und den Pool kümmert. Hier im Haus mach ich alles selber.“

„Cool, ganz ehrlich. Ich hab Kundinnen, die sind, finanziell an Dir gemessen, kleine Lichter und erzählen mir ständig von ihren Problemen mit ihrem Hauspersonal.“

Evy lachte fröhlich.

„Nee, brauch ich nicht. Das bisschen schaff ich auch allein und meinen Burgrunderbraten krieg eh nur ich so hin, wie ich ihn haben will.“

Sie wandte sich ab und ging in die Küche, während Brunellâ amüsiert bemerkte, dass Nedla und Wendy heftig miteinander flirteten. Ihr war das sehr recht, denn Nedla umkreiste sie üblicherweise wie ein Satellit und hatte nur Augen für sie, kam nur selten aus sich heraus, hätte sich niemals getraut, ein solches Angebot einer Kundin anzunehmen.

Plötzlich klirrte es in der Küche und Evy stieß einen schrillen, kurzen Schrei aus. Sofort war Wendy alarmiert, sprang vom Stuhl auf und sprintete in die Küche, weil sie eine neue Krise befürchtete. Auf dem Boden lag eine zerbrochene Servierplatte aus Porzellan, welche Evy aus der Hand gerutscht war, weil sie mit dem Ellenbogen an eine offene Schublade stieß, als sie die Platte aus einem der Unterschränke holte. Evy stand regungslos da, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Scherben, war mal wieder weiß wie eine Wand und zitterte am ganzen Leib.

Hinter Wendy drängten Brunellâ und Nedla in die Küche, weil Wendys Blitzstart sie aufgeschreckt hatte und betrachteten verwundert die Szene.

„Deshalb schreit Evy so?“

„Ja. Sie hat ne üble Erziehung genossen und die Angst sitzt ganz tief. So ne zerbrochenen Servierplatte, hätte früher harte Schläge zur Folge gehabt.“

„Shit, nicht gut. Und wie gehst Du damit um?“

„Meist recht radikal," antwortete Wendy und grinste frech, „passt auf.“

Sie griff in den noch offenen Unterschrank, nahm eine weitere Servierplatte aus diesem und drückte sie Evy in die zitternden Hände.

„Los, Schatz. Dein Geschirr, Dein Haus. Wirf die Platte auf den Boden, mach sie kaputt. Es ist Deine Platte.“

Evy erwachte aus ihrer Starre und ihre Augen nahmen wieder ein normales Aussehen an. Sie legte die Platte auf den Tresen, schüttelte den Kopf und nahm Handfeger und Kehrblech zur Hand.

„Entschuldige bitte, Schatz. Ich geb mir Mühe, das zu kontrollieren. Sei mir bitte nicht böse deswegen.“

„Kein Sorge, dafür liebe ich Dich zu sehr. Wir bekommen das in den Griff, Darling. Das verspreche ich Dir.“

-*-

Situationen wie diese wurden nach diesem Ereignis zunehmend seltener. Dadurch, dass Evy selbständiger und selbstverantwortlicher wurde, mehrten sich zwar zwangsläufig Situationen, welche geeignet gewesen wären, Panik und Angst in ihr auszulösen, aber sie arbeitete hart an sich und bekam das Problem zusehends in den Griff.

3 Die schwarze Katze

Unheiliges Leben

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