Читать книгу Unheiliges Leben - Udo Meeßen - Страница 26
ОглавлениеIch gehöre Dir
Evy ließ es sich niemals nehmen, Gunnys Grab täglich zu besuchen und gestattete sich nur Ausnahmen, wenn sie mit Wendy verreiste. Im Januar 2071 heirateten die beiden und Evys Leben verlief in geordneten Bahnen, weil sie vor allen ihre unnötigen Ängste endgültig überwunden hatte und wirklich selbstbestimmt lebte. Das änderte sich am 7.Juli 2074, als islamistische Terroristen in der Leipziger Innenstadt an fünf verschiedenen Stellen um 8: 30 Uhr in der Früh, mitten in der Rush-Hour, Bomben zündeten. Wendy befand sich an diesem Tag in ihrer alten Heimat, da sie ihren Catering-Service nicht grundsätzlich unbeaufsichtigt lassen konnte und sich zumindest gelegentlich in der Chefetage blicken lassen musste, um dafür zu sorgen, dass man nicht hinter ihrem Rücken mit krummen Touren begann. Schlicht und ergreifend nach dem Motto:
,Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser‘.
Sie hatte ihre Verwaltungsräume in der siebten Etage des City-Hochhauses am Kurt-Masur-Platz.
In den Tiefgeschossen des Hauses zündeten pünktlich auf die Minute 25 Sprengladungen an präzise berechneten Position in genau eingestellter Zündkraft. In der Summe detonierten 1.200 Kilogramm Sprengstoff und brachten den ganzen Bau binnen Sekunden dazu, in sich zusammenzufallen.
Noch bevor der Lärm der Detonation von den im Gebäude Anwesenden richtig registriert wurde und sich Panik ausbreiten konnte, sackte das Haus in sich zusammen. Wendy war eine von fast 1.400 Personen, welche sich zur Zeit des Attentates dort aufhielten. Sie hatte, wie all die anderen, absolut keine Chance und wurde von Trümmern erschlagen.
Es dauerte eine Woche, bis ein wahres Heer von freiwilligen und hauptberuflichen Helfern aus dem ganzen Bundesgebiet sich relativ sicher war, alle Leichen aus den fünf zerbombten Gebäuden geborgen zu haben und man mit der Identifizierung der Toten begann. Zu diesem Zeitpunkt war Evy sich schon sicher, dass Wendy tot war, denn diese hatte am Morgen des Tages noch gesagt, sie wäre am Abend wieder daheim und war seit der verheerenden Detonation nicht mehr erreichbar. Deshalb kam die Mitteilung über die Identifizierung ihrer Frau als eines der Opfer nicht überraschend. Weinen konnte sie da schon nicht mehr, denn sie war mental bis in die Grundfeste erschüttert und destabilisiert.
Von da an besuchte sie jeden Morgen zwei Gräber, zwischen welchen nur ein schmaler Pfad lag, denn sie ließ Wendy neben Gunny bestatten.
-*-
Am 19. Januar 2075 saß sie mal wieder in ihrer Stammkneipe im Herzen Stockholms und hoffte darauf, endlich eine kennenzulernen, welche bereit war ihr zuzuhören, um sich endlich ihren Schmerz von der Seele reden zu können.
Sicher, in Kneipen wie dieser war es kein Problem, Frauen kennenzulernen, aber die waren üblicherweise nur auf Abenteuer und schnellen, unverbindlichen Sex aus. Aber vielleicht – das war ihre Hoffnung – fand sich ja doch eine, die Gefühle für sie entwickeln konnte. Schließlich hatte sie in einem anderen Leben ja auch Juliane in so einem Etablissement getroffen und es wurde, zumindest ihrerseits, Liebe daraus.
Sich erneut mittels einer Anzeige eine neue Herrin zu suchen, kam ihr nicht mehr in den Sinn, denn an Wendys Seite war aus ihr eine selbstbestimmte Frau geworden, welche ihr Leben selber in die Hand nahm und ihre eigenen Regeln schrieb. Deshalb hoffte sie einfach nur, noch immer attraktiv zu sein und vielleicht die eine zu finden.
Die eine hieß Lukretia, war wie sie selber eine Mittdreißigerin und in Evy Augen wunderschön. Sie war 175 Zentimeter groß, hatte runde, vollschlanke Formen, ein ebenmäßiges, apartes Gesicht mit sinnlichen Lippen und großen, braunen Augen, sowie bis auf den Rücken reichende dunkelbraune Haare.
Sie betrat die Kneipe, sah sich um, grüßte die Bedienung hinter der Theke und orderte einen Cognac. Dann wandte sie sich Evy zu und kam schnurstracks zu deren Tisch.
„Hi, ist hier noch frei?“
„Hi… wow… jaa, setz Dich. Ich bin Evy.“
„Hallo Evy, ich bin Lukretia. Bist Du alleine hier?“
„Ja. Ich bin immer alleine hier.“
„Hm… Du bist Evy de Blondstråem, richtig? Ich kenn Dich aus den Nachrichten. Schlimm, was mit Deinen Frauen passiert ist.“
„Bin ich schon so bekannt?“
„Scheint so. Die Zeitungen waren voll von der Sache in Leipzig und da wurde Wendy erwähnt, weil sie ja Deine Frau war und es gab Bilder von Euch beiden.“
„Oh, verstehe. Ja, ich bin die Evy aus der Zeitung.“
„Und jetzt… suchst Du Zeitvertreib, oder was Neues.“
„Kein Zeitvertreib. Wenn Du ein Abenteuer suchst, bin ich nicht die Richtige für Dich. Ich such jemand, mit dem mehr drin ist und bei dem ich mich auch mal ausheulen kann.“
„Hm, ich such nicht zwingend nach nem Abenteuer. Ich such nach einer, die meine Freundin werden will. Ich bin‘s satt mit immer wieder was Frisches zu suchen. Und… ich mag Dich.“
„Wirklich? Du magst mich? Oder sagst Du das jetzt nur, um mich in die Kiste zu kriegen.“
„Huch? Du bist ganz schön gezeichnet, hm? Ich sag Dir was. Ich bleib jetzt ne Weile hier sitzen, wir trinken zusammen ein Schlückchen und dann gehe ich. Und morgen bin ich wieder hier und warte auf Dich.“
„Klingt nach nem Plan. Was trinkst Du?“
„Cognac, hab aber schon bestellt. Danke für die Einladung. Die nehm ich beim nächsten Glas gerne an.“
Sie unterhielten sich drei Stunden lang, tranken ein paar Drinks und Lukretia gab Evy genau das, was sie wollte, ein offenes Ohr und Mitgefühl, ließ zu, dass sie sich ihren Frust von der Seele redete.
Danach lächelte sie freundlich, rief nach der Bedienung, um zu zahlen und sagte: „Wie gesagt, ich suche kein Abenteuer, Evy. Ich geh jetzt heim und bin morgen wieder hier. Gleiche Zeit wie heute. Schlaf gut, Süße.“
„Ja, Du auch… Süße. Ich freu mich auf Dich.“
-*-
Evy schlief in dieser Nacht sehr unruhig, hatte seit Wendys Tod zum ersten Mal wieder erotische Gedanken und in deren Mittelpunkt stand Lukretia. Irgendwann, schon sehr spät, als sie endlich einschlafen konnte, wünschte sie sich, in Lukretias Armen zu liegen und sie zu lieben. Am nächsten Morgen fühlte sie sich wie gerädert, musste sich aufraffen, um sich anzuziehen und auf den Friedhof zu gehen. Irgendwie erschien es ihr nicht mehr wirklich wichtig, das zu tun. Als sie das erkannte, weinte sie lange und bat die beiden später an deren Gräbern inständig um Verzeihung.
Nach dem Besuch auf dem Friedhof ging sie in das Café, aß dort ihren Kuchen und trank Kaffee. Beides, der tägliche Besuch am Grab Gunnys und das rituelle Stück Kuchen, waren Sachen, welche sie damals, als Wendy sie endlich fand, einstellen wollte, aber Wendy hatte darauf bestanden, das Andenken Gunnys zu wahren und, dass sie es nicht aufgeben dürfe. Danach ging sie wie fast jeden Tag kurz nachhause, nahm ein Bad und fuhr dann in die Innenstadt, suchte die Kneipe auf. Lukretia war am Vortag um 15: 00 Uhr erschienen und hatte beim Abschied gesagt, sie käme zur gleichen Zeit wieder, aber sie war um 15: 30 Uhr noch immer nicht da und Evy wurde wieder schwermütig, dachte sich, dass es mit ihr doch nicht so weit her sein könne. Dann, kurz nach 16: 00 Uhr betrat Lukretia die Kneipe und steuerte zielstrebig auf sie zu.
„Hallo, Süße. Wartest Du schon lange?“
„Öh, hallo. Nee, nur gestern warst Du früher.“
„Ja? Passt halt manchmal nicht so ganz. Ich hatte noch ne Vorstandssitzung und die hat sich gezogen wie Kaugummi. Aber… tataaa, jetzt bin ich da.“
„Ja, schön, dass Du da bist.“
Lukretia bestellte sich wieder einen Cognac und als die Bedienung diesen gebracht hatte, sah sie Evy durchdringen an.
„Was siehst Du mich so an?“
„Ich überleg, ob das mit uns was werden könnte, Süße.“
„So?“
„Ja, ich hab den ganzen Abend nicht mehr richtig denken können, bin schlecht eingeschlafen und hab nicht wirklich gut geschlafen.“
„Und warum?“
„Weil ich Dich nicht mehr aus meinem Köpfchen bekomme. Ich… ich glaub, ich hab mich in Dich verliebt.“
Lukretia senkte den Kopf und die Stimme.
„Aber schon klar, Deine Wendy ist noch kein Jahr unter der Erde. Vergiss es einfach... War ne dumme Idee.“
„Wieso dumme Idee? Ich hab auch von Dir geträumt.“
„Wirklich?“ Lukretia sah sie mit großen Augen an, „hab ich Chancen?“
„Ja, hast Du. Du… Du hast was in mir geweckt, etwas, das mit Wendy verschwunden war. Ich sehn mich nach Dir.“
„Nee… Nimm mich bitte nicht auf den Arm.“
„Tu ich nicht, Lukretia. Ich hab von Dir geträumt und sehne mich nach Dir. Als Du um 15: 30 Uhr noch immer nicht da warst, hatte ich das Gefühl in ein tiefes Loch zu fallen.“
„Ups… Sorry, das wollte ich nicht.“
„Macht doch nix. Jetzt bist Du ja da und… und ich bin happy.“
„Und…," Lukretia schien unschlüssig, ob sie schon so weit gehen dürfe, „und... möchtest Du auch so gern mit mir schlafen, wie ich mit Dir?“
„Willst Du mit mir schlafen?“
„Ja.“
„Ich auch. Also, ich meine, ich möchte mit Dir schlafen.“
„Aber kein Abenteuer. Da geb ich mich nicht mehr für hin.“
„Ich auch nicht. Ich hab mich in Dich verliebt.“
-*-
Sie verbrachten eine wunderschöne, heiße, sehr erfüllende Nacht miteinander und Lukretia badete Evy förmlich in Zärtlichkeiten. Irgendwann, erst spät, schliefen sie schließlich eng aneinander gekuschelt ein und das letzte, was Evy von Lukretia hörte, war:
„Ich liebe Dich, Evy. Lass mich nie mehr los, bitte.“
Am Morgen verschlief Lukretia dann fast, musste sich beeilen und verließ das Haus, kaum, dass sie sich angezogen hatte. Dann am frühen Abend schickte sie eine Message:
,Komme hier nicht weg, Krise im Vorstand. Wir sehen uns morgen. Ich liebe Dich <3‘
Evy verging an diesem Abend fast vor Sehnsucht und am nächsten Morgen auf dem Friedhof hielt sie stille Zwiesprache mit Gunny und Wendy, hoffte auf Absolution dafür, dass sie sich so schnell wieder verliebt hatte. Schließlich vermeinte sie aus dem Rauschen des Windes Zustimmung der beiden heraus zu hören und verbrachte den Rest des Tages damit, unruhig auf Lukretia zu warten.
Am späten Nachmittag schließlich, erhielt sie erneut eine Message:
,Bin total im Eimer, hab keine Kraft mehr zu fahren.
Ich geh in meine Wohnung und warte da auf Dich. Ich liebe Dich <3‘
Einen Moment später erschien Lukretias Adresse auf dem Display ihres Smartphones und sie antwortete kurz und bündig:
,Ich komme, Schatz. Bis gleich.‘
-*-
Lukretia empfing sie offensichtlich sehr müde, aber mit einem fröhlichen Lächeln an der Tür ihres Hauses, umarmte sie stürmisch und drängte sich an sie.
„Schön, dass Du da bist, Schatz. Komm rein. Ich freu mich so.“
Sie führte Evy durch einen kurzen Flur in ihr Wohnzimmer und dort stand eine junge Frau, Mitte zwanzig, barfuß, in einem knappen, schwarzen Minikleid mit kurzen schwarzen Haare.
„Das ist Nikita," sagte sie, „zeig ihr Deine Titten.“
Verwirrt blickte Evy sie an.
„Was, bitte?“
Lukretia trug am Ringfinger der rechten Hand einen Ring aus Platin und in diesen war auf der Handinnenseite ein kleiner Brillant eingelassen. Als Lukretia Evy hart auf die linke Wange schlug, hinterließ der Stein eine kleine, blutende Wunde.
„Ich sagte, zeig Nikita Deine Titten. Ich sagte nicht, wir können darüber diskutieren. Du zeigst Nikita jetzt Deine Titten, oder Du gehst und wir sehen uns nie wieder.“
Evy sah Lukretia mit Tränen in den Augen flehentlich an, aber diese schüttelte stumm den Kopf, hob die Hand erneut. Deshalb senkte sie den Kopf, griff in den Bund ihres Top, schob es und dann den BH nach oben, entblößte ihre Brüste für die andere.
„Auf die Knie, Kleine," sagte Nikita.
„Nikita ist meine Nummer Eins," sagte Leukretia, „füge Dich, oder geh für immer.“
Evy sank auf die Knie und Nikita hob den Saum ihres Kleides hoch über ihre nackte Scham.
„Komm, Kleine, leck mir die Spalte.“
Lukretia nahm eine Haushaltsschere, schnitt Evys Rock und Slip auseinander, sodass sie auf den Boden fielen und ihr Unterleib entblößt wurde.
„Wenn Nikita Dir etwas sagt, fügst Du Dich," sagte sie und nahm eine in Öl getränkte Reitgerte, schlug wohl dosiert zu. Der Schlag tat weh, hinterließ einen roten Strich auf Evys Hintern, erzeugte aber keine Wunde.
„Sie sagt, Du sollst ihr die Spalte lecken. Füge Dich, wenn Du meine Liebe willst.“
„Ja, Herrin.“