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Kians Liebe

Shung entließ die beiden und Kian führte die drei Mägde in den Weinkeller, zeigte ihnen die beachtliche Auswahl und alle nahmen jeweils eine Flasche an sich. Whui hatte, als sie noch in den Geschäften im Ort aushalf, schon einige teure Weine gesehen und sie schätzte, dass die Flasche kalifornischen Rotweines, welche sie wählte, um die 100 US-Dollar gekostet haben dürfte.

Kian schickte die Mädchen auf ihre Zimmer, durchsuchte die Unterkunft des Gärtners, brachte Geld und Wertgegenstände, welche sie fand, zu Mi Lei, gab sie ihr und sagte ihr, dass Meister Shung wolle, dass sie sie bekam. Dann brachte sie ihre Flasche auf ihr Zimmer, dachte einen Moment nach und ging zu Whuis Zimmer, klopfte dort an. Whui öffnete die Tür und im nächsten Augenblick versetzte Kian ihr einen harten Schlag mit der flachen Hand auf die linke Wange.

„Was hast Du gemacht, dummes Ding?!“

Entsetzt starrte Whiu sie an, der Schlag hatte Kians Fingerabdrücke auf ihrer Wange hinterlassen, schmerzte sehr und sie war zutiefst erschrocken, brach in Tränen aus.

„Warum schlägst Du mich? Was habe ich getan?“

„Du dummes Ding," sagte Kian und schob sie zurück in ihr Zimmer, hob drohend die Hand, „Du hast Meister Shung ein Angebot gemacht.“

„Was? Nein, habe ich nicht.“

„Nicht? Aha? Und warum will er, dass Du mit ihm frühstückst? Das macht er nur, wenn Du Dich ihm angeboten hast. Und wenn Du das hast, dann ist Dein Weg vorgezeichnet. Du wirst mit ihm frühstücken, dann wird er Dich mit in sein Schlafzimmer nehmen, es mit Dir treiben und Dich dann ins Gesindehaus schicken.“

„Nein, ich habe nichts gemacht," Whui setzte sich auf ihr Bett, schlug die Hände vor‘s Gesicht und weinte.

„Wirklich nicht?“

„Nein, ich könnte niemals etwas mit einem Mann anfangen.“

Whui erzählte, immer wieder weinend, ihre ganze Geschichte, vom Missbrauch durch ihren Vater und dem Drogendealer, davon, dass sie beruflich nicht weiter kam, weil sie nicht ‚nett‘ zu anderen Männern sein wollte.

Kian sank vor ihr auf die Knie, nahm ihr Gesicht sanft in ihre Hände.

„Du armes Ding. Entschuldige, dass ich Dich geschlagen habe. Ich war so wütend, ich dachte, Du hättest ihm ein Angebot gemacht, wärest so dumm gewesen. Ich mag Dich doch, Kleines und ich möchte nicht, dass Du als Sex-Sklavin im Gesindehaus und dann in einem Bordell landest.“

Whui sah sie mit großen Augen durch einen Schleier von Tränen an, erinnerte sich, dass sie bei der Wahl des Nachthemdes einen Moment an Kian gedacht hatte.

„Du magst mich?“

„Ja, Kleines, sehr.“

Verwirrt nahm Whui die bereits angebrochene Flasche Wein vom Nachttischschränkchen, setzte sie an, trank einen großen Schluck und hielt sie Kian hin.

Kian nahm die Flasche, trank ebenfalls.

„Kannst Du mir die Ohrfeige verzeihen, Kleines. Ich… ich war doch einfach nur wütend.“

„Schon gut, Kian. Nur bitte… das nächste Mal frag erst, bevor Du zuschlägst. Das tut immer noch weh.“

„Ja, sicher. Verzeih.“

Sie leerten die Flasche und Kian ging kurz auf ihr Zimmer, holte ihre und sie teilten auch diese. Dann spürte Whui den ungewohnten Alkohol und kicherte.

„Schon zum zweiten Mal an einem Tag beschwipst. Ich muss jetzt schlafen, Kian.“ „Sicher.“

Kian drückte Whui sanft auf das Bett, deckte sie zu und beugte sich über sie, gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie wollte sich schon abwenden, als Whui die Hand ausstreckte, sie vorsichtig am Handgelenk griff.

„Ich mag Dich auch, Kian. Du glaubst nicht, wie sehr. Und… das rosa Hemdchen steht Dir wirklich gut. Du… Du bist sehr schön.“

„Findest Du?“

„Jaa. Bleibst Du noch?“

Kian war verwirrt und dann schoss ihr ein irrationaler Gedanke durch den Kopf. „Diese kreisrunde, weiße Stelle links auf Deiner Scham, wo kommt die her?“

„Die?“ Whui schlug die Decke zur Seite, schob das Nachthemd hoch über ihren Schoß und den Slip runter auf ihre Knie, „die ist Dir aufgefallen? Du hast ja ganz genau hingesehen.“

Kian errötete und nickte.

„Mein Vater hat da mal eine Zigarette drauf ausgedrückt, weil ich meine Periode hatte und mich weigerte.“

Entsetzt sah Kian sie mit großen Augen an.

So ein mieses Dreckschwein."

Dann wanderte ihr Blick wieder zurück zu Whuis Scham, wurde davon förmlich gefesselt.

Whui kicherte leise, als ihr bewusst wurde, dass die andere unverhohlen auf ihren nackten Unterleib starrte, spreizte die Beine ein wenig und hob kurz den Po.

„Ich mag es, wenn es Dir gefällt. Schau es Dir ruhig genau an.“

„Würdest Du mit mir…“

„Jaa, mit Dir jederzeit, Kian.“

Kian richtete sich auf, zog den rosa, zum Hemdchen passenden, String aus und legte sich dann neben die andere auf das Bett.

„Ich… ich hab noch nie mit einem Mädchen…“

„Ich auch nicht. Küss mich doch einfach, Schatz.“

„Gute Idee, ein guter Anfang.“

Sie küssten einander, erst zaghaft das Neuland betretend, dann intensiv und leidenschaftlich, während ihre Hände begannen, den Körper der anderen sanft zu erkunden, die Rundungen zu ertasten, die weiche, warme Haut zu spüren. Schließlich fanden die Finger die Scham der jeweils anderen und sie wussten plötzlich genau, was zu tun war, drängten sich aneinander und streichelten sich sanft bis auf den Gipfel, kamen dort fast zeitgleich an.

Manchmal überkam es ihren Vater und er leckte sie, aber das war hart, fordernd und tat ihr immer wieder weh, brachte ihr keinen Genuss, nicht den, den er hoffte in ihr zu erzeugen und sie blieb kalt dabei.

Jetzt, als Kian an ihr entlang glitt, ihre Beine sanft auseinander drückte und dann mit ihrem Gesicht zwischen ihren Oberschenkeln versank, brüllte alles in ihr danach und fieberte der Berührung entgegen. Kian hatte schon am Morgen, als sich Whui verschämt vor ihren Augen mit weit gespreizten Beinen auch die Haare im Schritt entfernte, ein unbestimmtes, warmes Gefühl im Unterbauch gehabt und jetzt verstand sie, dass es Hunger, Hunger nach dem weichen, feuchten Fleisch war. Sie hatte das noch nie getan, es sich aber manchmal vorgestellt und sich gefragt, wie es wäre, ihre Zunge in die Muschi einer Frau zu stecken. Jetzt verstand sie, dass der Wunsch schon immer, schon mit Beginn der Pubertät in ihr nistete und was es war, wenn der Anblick ihrer nackten Freundin unter der Dusche nach dem Sportunterricht sie schwindelig machte.

Sie wusste plötzlich genau, was zu tun war, wie sie Whui mit Lippen und Zunge berühren musste, um diese auf die Reise zu schicken und tat es hingebungsvoll, zärtlich fordernd. Danach wusste auch die andere, was zu tun war, genoss es, die Muschi ihrer Freundin zu verwöhnen und sie zu schmecken. Eng aneinander gekuschelt lagen sie danach noch lange wach, erzählten einander aus ihrem Leben und schworen sich schließlich, immer aufeinander aufzupassen. Irgendwann schliefen sie dann, einander in den Armen liegend, ein und hätten am nächsten Morgen fast verschlafen.

-*-

Whui schaffte es gerade noch rechtzeitig ins Wohnzimmer, hätte fast vergessen, den Slip wieder anzuziehen, stellte sich an ihren Platz und begrüßte den Meister. „Guten Morgen, Meister Shung.“

„Guten Morgen Whui. Hast Du gut geschlafen? Hat Kian Dir gegeben, was Du brauchst?“

„Meister?“

„Kian war nicht in ihrem Zimmer, nicht bei Danielle und auch nicht bei Mi Lei. Ich wollte Kian noch etwas fragen, habe sie gesucht und dann stand ich vor der Tür Deines Zimmers, habe Euch reden gehört.“

Whui lief knallrot an, stammelte, „Meister, wir…“

„Schon gut," Shung lachte leise, „es war Eure Freizeit und ich habe nichts dagegen. Es ist gut, dass Du Dich so schnell in den Haushalt fügst und ich gönne Euch den Spaß. Ich bin, was auch immer Du von mir halten magst, kein Unmensch.“

Sie fand langsam ihre Fassung zurück, beschloss, sich nicht für das, was am Vorabend geschehen war, zu schämen.

„Danke, Meister Shung.“

„Gut, dann bitte zu Tisch, hübsche Whui. Die Brötchen schmecken am besten, solange sie noch warm sind. Möchtest Du Kaffee oder Kakao?“

„Kaffee, bitte, Meister Shung.“

Der Meister ließ sich Zeit mit dem Frühstück, schien Whui das Gefühl geben zu wollen, mehr als eine einfache Bedienstete, mehr als nur ein Objekt zu sein und ließ es sich nicht nehmen, für sie die Brötchen zu schmieren. Während sie aßen, erzählte er einige lustige Anekdoten aus seinem Leben und schien erfreut darüber, dass sie aufmerksam zuhörte.

Um acht Uhr schickte er sie dann auf ihr Zimmer, wo sie ihre Uniform anziehen sollte. Als Auftrag für den Vormittag wartete das Entstauben der Bücher im großen Regal an der Westwand, links und rechts der Nische mit der gläsernen Toilette auf sie.

Es fiel ihr leichter, den Apfelwein zu trinken und sie hielt es nicht mehr krampfhaft ein, folgte dem Ruf der Natur wiederholt, versuchte das Schamgefühl zu ignorieren, als er sie immer wieder dabei beobachtete. In ihren Augen war er irgendwie pervers, degeneriert und ein Teil ihres Verstandes versuchte permanent zu ergründen, was bei ihm falsch lief. Sie konnte sich durchaus vorstellen, dass ein Mann es genoss, sich mit Frauen zu umgeben, deren nackter Unterleib jederzeit für ihn sichtbar war. Und sie konnte sich, wenn auch sehr diffus, vorstellen, dass es Männer gab, auf welche der Anblick einer urinierenden Frau erregend wirkte.

Aber er zeigte keinerlei Anzeichen von Erregung, blieb beängstigend ruhig, beobachtete sie lediglich eindeutig interessiert, ließ aber nicht erkennen, was er dabei empfand. Sie gewöhnte sich daran, dass er ihr unentwegt auf die Scham und den Hintern starrte und, als sie auf der Leiter stand, um die Bücher in den obersten Regalen zu entstauben, unter ihr stand und ihre Scham förmlich mit den Augen aufsaugte.

Die Frage, was in seinem Kopf vorging, beschäftigte sie die ganze Zeit über und während sie gegenüber der ständigen, auf ihr Geschlecht fixierten, Beobachtung eine gewisse Gleichgültigkeit entwickelte, ließ das Nachdenken über seine Motivation die Zeit schneller vergehen.

-*-

Als sie sich nach dem Mittagessen wieder präsentierte, drückte er wieder auf den Knopf an seinem Schreibtisch und Kian erschien unmittelbar danach, stellte sich neben sie. Er nahm zwei flache, sicher nicht billige, Handtaschen von seinem Schreibtisch und hielt sie ihnen hin.

„Nehmt. In den Täschchen stecken Schreiben, welche aussagen, dass Ihr zu meinem Haushalt gehört. Damit könnt Ihr Euch frei in der Stadt bewegen.“ Verwundert und irritiert nahmen die beiden die Handtaschen entgegen und sahen ihn fragend an.

„Ihr zwei dürft an Eurem freien Tag ab sofort das Haus verlassen und in die Stadt gehen. Deshalb die Handtaschen und die Schreiben. Ihr habt ab sofort immer Mittwochs frei.“

Die philippinischen und somalischen Dienstmädchen in der Metropole waren letztlich nicht mehr als moderne Sklavinnen. Von ihrem vereinbarten Lohn erhielten sie üblicherweise nur einen Bruchteil bar von ihren Arbeitgebern, welche sie zudem üblicherweise kaum das Haus oder die Wohnung alleine verlassen ließen. Die meisten wurden tatsächlich dauerhaft eingesperrt, waren der Willkür, körperlicher und sexueller Gewalt ihrer Herren und Herrinnen schutzlos ausgeliefert und sahen den verdienten Lohn üblicherweise niemals.

Die Arbeitgeber zahlten den Lohn in der Regel direkt an die Agenturen, welche ihn treuhänderisch verwalteten. Meistens war ein gewisser Anteil als Zahlung an Verwandte in der Heimat vereinbart und den überwiesen die Agenturen auch immer pünktlich. Das was dann, nach Abzug eventueller Vorschüsse, den Kosten für die Ausbildung und Vermittlung und der Auszahlung an die Verwandten übrig blieb, wurde dann auf Konten angespart, auf welche die Dienstmädchen selber ohne eine Unterschrift eines Mitarbeiters der Agentur keinen Zugriff hatten. Und natürlich, es gab immer einen Grund, der Dienstmagd den Zugriff berechtigt‘ zu verweigern und irgendwelche zusätzlichen Kosten in Abzug zu bringen.

Viele der Frauen, die mit den schönsten Versprechungen in die Sklaverei gelockt wurden, sahen, nachdem sie Martyrien in den Haushalten erlitten, tiefe Wunden in Körper und Seele davon trugen, absolut nichts von ihrem Lohn und konnten froh sein, wenn sie nach der Beendigung ihres Arrangements ihre Papiere zurück erhielten.

Es gab zwar in den meisten asiatischen Metropolen, in welchen es üblich war, dass sich auch kleine, weniger wohlhabende Haushalte ein Dienstmädchen leisteten, Organisationen, welche sich für die Rechte dieser Frauen einsetzten und zuweilen auch Erfolge erzielen konnten, aber die meisten dieser gequälten Seelen waren zu sehr eingeschüchtert und wurden von Mitarbeitern der Agenturen auch nach ihrer Entlassung noch deutlich bedroht.

Den, aus den südamerikanischen Staaten illegal in die USA einwandernden Frauen, welche in den Südstaaten gerne als Haushälterinnen und Kindermädchen arrangiert wurden, ging es vergleichsweise gut, denn ihre Dienstherren brachten ihnen üblicherweise einen gewissen Respekt entgegen und zahlten den vereinbarten Lohn relativ regelmäßig in Bar auf die Hand. Die US-Amerikaner hatten die verfassungsgemäß garantierten Menschenrechte und die Würde des Menschen bis zu einem gewissen Grad verinnerlicht und bezogen die illegalen Einwanderinnen in dieses Denken mit ein. Nicht selten wurden die Frauen dabei vollkommen in die Familie integriert und lebten viele Jahre in den Haushalten, wurden förmlich unersetzlich.

Die Philippinas in den asiatischen Staaten und die Somalierinnen, welche hauptsächlich in den wohlhabenden Nordafrikanischen Staaten im Nahen und Mittleren Osten dienten, waren schlicht und ergreifend rechtlos und ungeschützt. Und daran änderte auch die Tatsache, dass sich die UN schon um 2010 auf die Fahne schrieb, die moderne Sklaverei zu verhindern und den Dienstmädchen zu ihren Rechten zu verhelfen, vergleichsweise wenig. Zahllose der jungen Frauen zerbrachen am System, landeten in der Gosse oder Bordellen und fristeten dort ein freudloses, der Willkür ausgesetztes Leben.

Hebammen und Krankenpflegerinnen philippinischer Herkunft, bewegten sich zeitgleich absolut frei und respektiert in denselben Städten in denen ihre Landsfrauen unter Schikane, sexuellem Missbrauch und Rechtlosigkeit litten. Und doch, weil die Wahrheit nur selten die Philippinen erreichte, riss der Nachschub, entstehend aus der großen Armut der Bevölkerung, nicht ab, zogen die großen Versprechungen der straff organisierten Agenturen weiterhin.

Gestützt wurde dies dadurch, dass Dienstmädchen auf den Philippinen per Gesetz dazu verpflichtet waren, einen Lehrgang zu machen, um ein behördliches Zertifikat und somit die Berechtigung zur Ausübung des Gewerbes zu erwerben. Dadurch bekam das ganze einen offiziellen Anstrich für die gutgläubigen Bewerberinnen. Für den Staat indes waren nur die für das Zertifikat anfallenden Gebühren interessant. Das Schicksal ihrer Bürgerinnen interessierte die Regierung in Manila nicht die Bohne.

Meister Shungs Bedienstete hatten in dieser Hinsicht schon einen gewissen Vorteil. Er zahlte an die Agenturen nur die anfallenden Gebühren und vereinbarten, für die Zahlung an die Verwandtschaft vorgesehenen, Beträge aus, ließ sich sogar den

Empfang und auch die Weiterleitung des Geldes immer bestätigen. Das, was den Mädchen danach von ihrem Lohn blieb, verwahrte er treuhänderisch und führte darüber genau Buch. Die Frauen hatten bei ihm zwar einen freien Tag in der Woche – welchen er jeweils am Montag Morgen willkürlich für jede der vier einzeln festlegte -, aber das Grundstück der Villa verlassen, durften sie nicht.

Da Kian nicht nur die erste Dame im Haus, sondern auch die Köchin war – dies nur im Rande bemerkt – ließ er den Haushalt an deren freien Tagen von einem exklusiven Catering-Sevice mit Speisen versorgen. Essen, gutes und wertvolles Essen, war ihm sehr wichtig und er lebte nach der Devise, dass gutes Personal auch gut ernährt werden musste. Deshalb hatten seine Bediensteten zuweilen auch Speisen auf dem Tisch, von denen andere Zeit ihres Lebens nur träumen konnten. Zurück zum Geld: Hatte eine seiner Mägde ein bestimmtes Bedürfnis, einen Einkaufswunsch, so musste sie ihm das sagen und er ließ die Artikel dann beschaffen, belastete ihre Guthaben entsprechend und war, weil er alle Belege akribisch erfasste, jederzeit in der Lage, auf den Cent genau Auskunft zu geben. Schied dann eine regulär aus dem Dienst aus, rechnete er korrekt ab, zahlte das Guthaben in Bar aus und gab ihr auch ihre Papiere zurück. Wünschte sie es, organisierte er für sie sogar ein günstiges Flugticket in die Heimat und ließ sie vom eigenem Chauffeur zum Flughafen begleiten, sowie in die Maschine setzen. Ein ordentliches, wohlwollendes Zeugnis für ihre Dienste gehörte grundsätzlich dazu. Jene, welche, warum auch immer, in Ungnade bei ihm fielen, landeten im sogenannten Gesindehaus, einem großen, von Stacheldraht umgebenem Komplex, wurden dort durch regelmäßige Vergewaltigungen und Misshandlungen gefügig gemacht und dann an gut betuchte Abnehmer, die russische Mafia, oder Bordelle verkauft. Den lokalen Behörden war das durchaus bekannt, unternommen wurde indes nichts, denn Shung schmierte gut und ab einer gewissen Stellung in der Hierarchie erhielten die Beamten auch eine persönliche Sex-Sklavin, damit sie den Mund hielten.

Kian war inzwischen fast neun Jahre Shungs erste Dame und genoss ein gewisses Vertrauen, wurde von ihm im Lauf der Zeit bis zu einem gewissen Grad auch informiert und wusste deshalb, womit er sein Geld verdiente und was aus gefallenen Engeln‘ wurde. Sie hatte im Lauf der Jahre einige gesehen, welche in Ungnade fielen, sich nicht an seiner Regeln hielten und dann über Nacht verschwanden, konnte sich sehr gut vorstellen, was ihnen widerfuhr und deshalb überraschten sie seine Worte zutiefst.

„Kian, Du wirst für Euch beide hübsche Straßenbekleidung ordern. Für jede einige Garnituren. Sie können durchaus hübsch und modisch sein, dürfen aber nicht den Eindruck erwecken, Ihr wäret leichte Mädchen.“

„Ja, Meister Shung. Also adrette Kostüme und Hosenanzüge.“

„Richtig, und für die heißeren Tage auch gerne hübsche Sommerkleider, schicke Pumps und Sonnenbrillen. Nur… anständig muss es aussehen.“

„Verstanden, Meister Shung.“

„Gut, sehr schön," er lächelte gönnerhaft, „da es wenig Sinn macht, einen freien Tag in der Stadt zu verbringen, ohne etwas Geld in der Tasche zu haben, bekommt Ihr beide außerdem jeden Mittwoch 100 Dollar aus Eurem Guthaben. Dann könnt ihr mal ein Eis essen, ins Kino gehen oder auch ein Gläschen in einer Bar trinken.“

Die beiden sahen ihn mit großen Augen verwundert an. War das wirklich wahr?

„Das ist Dein Verdienst, Kian. Du dienst mir schon so lange treu und ergeben, hast Dir meinen Respekt verdient. Und… ich habe das Leuchten in Deinen Augen gesehen, die Art, wie Du heute Morgen Whui angesehen hast. Und auch Du Whui, Du siehst Kian auf sie selbe Weise an. Ich sehe genau, dass Ihr Euch liebt und ich habe ein großes Herz. Deshalb habe ich Euch auch nicht dafür bestraft, dass Ihr die Nacht in Whuis Bett verbracht und damit eine Regel gebrochen habt. Im Gegenteil, ich werde Euch ein größeres Zimmer geben, welches ihr gemeinsam beziehen dürft.“

„Danke, Meister Shung," kam es unisono von den beiden, welche noch immer Probleme damit hatten, das ganze zu glauben.

„Und jetzt, hop hop. Bringt die Handtaschen auf Eure Zimmer und dann macht Euch an die Arbeit. Kian in die Küche und Du, Whui, wirst heute Nachmittag die Teppiche hier saugen. Ich bin außer Haus und erwarte Euch pünktlich zum Gute-Nacht-Gruß. Und bitte, erfreut einen alten Mann, macht Euch dafür hübsch und kommt gleichzeitig um acht Uhr her.“

„Ja, Meister Shung.“

Die beiden wandten sich ab, gingen zur Tür und hielten unwillkürlich Händchen dabei. Er sah ihnen hinterher, lächelte milde und goss sich dann ein Glas Bourbon ein. An diesen beiden würde er sich noch lange Zeit erfreuen können. Dessen war er sich sicher.

Unheiliges Leben

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