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7.5 Die „dunklere Seite der Renaissance“
ОглавлениеDer jamaikanische Soziologe Stuart Hall (1932–2014), ein Begründer der Cultural Studies, brachte die Beziehungen zwischen europäischer Forschung und den „Anderen“ auf die Formel The West and the Rest. Dabei wies er auf den Zusammenhang von „Diskurs und Macht“ hin (Hall 1992). Auch Walter D. Mignolo (geb. 1941), prominenter Autor der lateinamerikanischen Dekolonialismus-Debatte, machte auf diese „dunklere Seite der Renaissance“ aufmerksam. Anhand von Renaissancetexten wies er die große Bedeutung von Schrift und Buch gegenüber den mündlich überlieferten Traditionen der erforschten Völker auf. Mignolo setzte sich mit den Implikationen der europäischen Sicht auseinander, dass nur Inhaber von Schriften eine Geschichte haben, beschrieb die europäische „Kolonisierung des Raumes“. Auch thematisierte er die Implikationen von Eroberung und Zerstörung durch die (europäische) Sprache. Seit Renaissance und Humanismus versteckt sich hinter Modernität die dunklere Seite der Kolonialität.