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Vorwort

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Angesichts unseres in den letzten Jahrzehnten erheblich gewachsenen Wissens über den Gegenstand dieser Einführung kommt es einer Quadratur des Kreises gleich, eine Geschichte der Religionswissenschaft auf 160 Seiten abzuhandeln. Daher ist Zwang zur Kürze in jeder Hinsicht unerlässlich. Davon ist auch die Bibliographie betroffen. Zitate und bedeutende Thesen sind im Text belegt. Doch macht die Fülle der benutzten Literatur (ca. 500 Titel) deutlich, auf welche – nicht immer im Einzelnen genannte – Leistungen früherer und gegenwärtiger Generationen ich dankbar zurückgreife. Die bibliographischen Klammern im Text habe ich so gering wie gerade noch vertretbar gehalten, um den einführenden Charakter dieses Buches und seine Lesbarkeit zu wahren. Befleißig habe ich mich einer verständlichen Sprache, wie sie bei den ‚Klassikern‘ des Faches noch üblich war.

Diese Einführung behandelt den Zeitraum von der (griechischen) Antike bis in die 1970er Jahre. Die jüngste, vom „cultural turn“ geprägte, auch „entfaltete Postmoderne“ genannte Wissenschaftsgeschichte thematisiere ich nicht mehr. Paradigmenwechsel und Traditionsabbrüche kennzeichnen die vier Jahrzehnte bis zur Gegenwart. Seitdem die Religionswissenschaft um Anschlussfähigkeit zu benachbarten Wissenschaften ringt, denkt sie häufig nicht mehr in eigenen Kategorien, spricht nicht mehr ihre eigene Sprache, sondern reflektiert und redet kommunikations-, sprach-, sozial-, medien-, musik-, kunst-, wirtschafts-, humanwissenschaftlich usw. Darin deuten sich riskante Tendenzen zur Selbstauflösung des Faches an. Der von mir nicht behandelte Zeitraum ist u.a. durch die Verabschiedung ‚klassischer‘ Religionsphänomenologie geprägt, der wohl einzigen eigenständigen Methode des Faches. Wer sich durch die religions-kulturwissenschaftliche, in sich uneinheitliche Großwetterlage nicht vom Kurs abbringen lässt und weiterhin die (kontextuelle) Religionsphänomenologie – ohne metaphysische Verstiegenheiten und ahistorische Generalisierungen –, als eine systematische Methode neben anderen Methoden favorisiert, weiß sich international durchaus in guter Gesellschaft. Die deutsche Entwicklung zeichnet sich methodologisch durch ab- und ausgrenzende, allein seligmachende, neo-orthodoxe Tendenzen aus. Das Sprache, Kunst, Wissenschaft, Technik, Wirtschaft transzendierende ‚Mehr‘ der Religion/en, das Interesse an lebendiger Religion als existentielle Größe drohen mehr und mehr verlorenzugehen. Angesichts eines um sich greifenden methodischen Naturalismus mit seinem reduzierten Erfahrungsbegriff plädiert Wolfgang Gantke zu Recht für die „Transzendenzoffenheit“ der Religionswissenschaft.

Ich widme diese Einführung meiner Frau Monika, mit der ich seit Jahrzehnten auch wissenschaftlich erfolgreich zusammenlebe. Dieses Buch soll das letzte sein, das uns von einem gelingenden Leben jenseits des Schreibtisches abhält.

Bad Münstereifel 8. September 2014
Einführung in die Geschichte der Religionswissenschaft

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