Читать книгу Survival Guide Norddeutschland - Ulfert Becker - Страница 16
TIPP: SEIEN SIE IMMER MISSTRAUISCH, WENN NORDDEUTSCHE UNGEWÖHNLICH VIEL REDEN!
ОглавлениеUm die Gesprächshoheit bei Konversationen mit Ureinwohnern immer zu bewahren, sollte Ihr Wissen um regionale Fachwörter möglichst umfangreich sein. Sollten Sie dennoch einmal unsicher sein: Zögern Sie nicht, – diskret! – im Wörterbuch Ihrer Expedition oder (falls dies nicht zur Hand ist) im Internet zu recherchieren! (Mobiler Netzempfang ist inzwischen tatsächlich in der norddeutschen Tiefebene oft möglich – allerdings dauert der Aufbau einer Seite manchmal noch zwei Tage …) Tun Sie danach so, als sei der umstrittene Ausdruck einer der ersten, den sie überhaupt erlernt haben – denn der Norddeutsche schätzt Wissen und Sachkompetenz! So macht man sich hier Freunde, bekommt ein Lütt un Lütt ausgegeben oder wird unverhofft mit einer Bürgermeistertochter vermählt!
Im Fall der Duckdalben sollte man seine Erwiderung also ungefähr so formulieren:
Duckdalben? Das ist doch so eine Gruppe von ins Wasser gerammten Pfählen, an denen man im Hafen die Schiffe festmacht.
Gut, es gibt auch ein paar Leute, die sagen »Dalbe«, »Dalle«, »Düükdalv« »Dälbe« oder noch anderes dazu. Aber die meisten dieser Pfähle stehen nun mal in Hamburg – und da sagt man zu den Dingern eben Duckdalbe.
Ursprünglich stammt der Ausdruck jedoch nicht aus dem Hamburger Platt, sondern aus der anderen großen Seefahrersprache, dem Niederländischen. Darin bedeutet ducken nämlich sich neigen, eintauchen. Und dallen sind einfach: Pfähle. Was zusammengenommen so etwas wie eingetauchte Pfähle ergibt – worum es sich ja auch tatsächlich handelt.
Duckdalbe klingt aber besser als Tauchpfahl – oder?
Exotisch, speziell, etwas spleenig … also genau so, wie der Norddeutsche mit seinem feinen Sprachgefühl einen Fachausdruck schätzt!
Hübsch ist auch der folgende Duckdalbenfall: Auf einem Schriftstück aus dem Jahre 1740 werden die schnöden Pfähle mit keinem Geringeren als dem Herzog von Alba – besser bekannt als Duque d’Alba bzw. Duc d’Alba – in Verbindung gebracht. Dieser hatte Mitte des 17. Jahrhunderts im Auftrag der spanischen Krone einen Aufstand in den Niederlanden (damals zu Spanien gehörig) brutal niedergeschlagen und danach das Land mit äußerst fester Hand regiert. Ein paar Jahrzehnte später erhielt er posthum von den Hamburgern die fragwürdige Ehrung, dass sie ihre Festmacher im Hafen spöttisch Duc d’Alben nannten …
Nu aber: Prost!*
*Grundsätzlich immer ein eleganter Abschluss für längere Ausführungen!