Читать книгу Zwischen "nicht mehr" und "noch nicht" - Ulla Peffermann-Fincke - Страница 11

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Lebensstufe 1: Urvertrauen versus Misstrauen

Jedes Kind hat ein Bedürfnis nach Nahrung, Geborgenheit, Nähe zur Mutter oder anderen Bezugspersonen. Während der Schwangerschaft ist der Fötus auf besondere Weise geborgen, so, wie es das Kind später nie mehr sein kann. Der Fötus ist durch eine Symbiose der lebenswichtigen Systeme – Herz-Kreislauf, Stoffwechsel – mit der Mutter in der Gebärmutter verbunden. Es ist wie ein Leben im Paradies. Aber es kann nicht immer so sein. Beide spüren: Es muss etwas Neues geben, die Zeit im Mutterleib ist begrenzt.

Wenn das Kind dann außerhalb des Mutterleibes erfährt, dass das Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit trotzdem erfüllt wird, und es spürt, es wird nicht alleingelassen, kann es ein tiefes Vertrauen entwickeln, dass auch die neue, unbekannte, kalte Welt zu einem Zuhause werden kann. Ja, diese neue Welt ist aufregend, will erkundet werden.

Dazu ist es nötig, dass der Säugling auch das Misstrauen kennenlernt. Die Mutter oder der Vater können nicht immer sofort da sein, weil sie zum Beispiel etwas im Haushalt tun müssen oder mit Geschwistern oder anderen Menschen beschäftigt sind. Das Kind muss auch die Frustration ertragen, dass seine Wünsche nicht sofort erfüllt werden. Diese Zeiten, in denen das Neugeborene alleine ist, fördern sein Misstrauen. Es ist wichtig, dass ein Kind Vertrauen und Misstrauen kennenlernt. Entscheidend für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung aber ist, dass sich das Vertrauen stärker entwickelt als das Misstrauen. Die Erfahrungen in dieser Lebensphase sind prägend für unser ganzes Leben. Ramona Rudolf, eine junge Hebamme, äußert sich hierzu folgendermaßen: »Die Entstehung von Urvertrauen ist viel diskutiert. Ich denke, dem Neugeborenen geht es um die Befriedigung seiner Bedürfnisse. Davon hat es wenige: Nahrung, Geborgenheit und Zuwendung. Diese Bedürfnisse kann es nur über Körpersprache und das Schreien kundtun. Urvertrauen entsteht dann, wenn die Eltern diese Aufgaben zuverlässig wahrnehmen. Sie erkennen ein Bedürfnis und erfüllen es. Dann lernt das Kind, dass für es gesorgt wird, wenn es etwas braucht. Des Weiteren wollen Kinder sich geliebt fühlen. Dieses Gefühl entsteht durch häufigen Körper- und Hautkontakt. Meist können die Bedürfnisse nicht prompt erfüllt werden, weil die Eltern oft noch gar nicht wissen, was dem Kind fehlt. Insofern kommt es zu einer geringen Verzögerung der Bedürfniserfüllung. Wenn diese Verzögerung im Rahmen bleibt, wirkt sich dies aber nicht negativ auf die weitere Entwicklung des Urvertrauens des Kindes aus.«

Kleine Kinder sind gute Beobachter, aber schlechte Interpreten. Sie nehmen wahr, dass die Eltern unruhig, in einer schlechten Stimmung sind oder keine Zeit haben. Sie erleben in dieser Situation mangelnde Zuwendung und leiden daran. Die kindliche Seele ist sehr verwundbar. Was uns trösten kann, ist die Erfahrung, dass die neugeborenen Kinder einen Schutz haben. Die Seele des Kindes ist gewissermaßen von einer schützenden Hülle umgeben. Diesen Schutz können wir den kleinen Kindern noch nicht erklären, aber wir können sie später für sie durch Bilder, Lieder und Gebete erfahrbar machen.

Zwischen

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