Читать книгу Zwischen "nicht mehr" und "noch nicht" - Ulla Peffermann-Fincke - Страница 18

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Lebensstufe 8: Aufstieg und Krise

In dieser Phase sind wir auf der Höhe unserer Schaffenskraft und häufig in unserer Karriere schon ein ganzes Stück vorwärts gekommen. Karriere bedeutet dem Wortsinn nach »Fahrstraße« (lateinisch »carrus« = Wagen). Der Begriff wird heute nicht nur für die berufliche Laufbahn verwendet, vielmehr gibt es auch künstlerische und sportliche Karrieren. In jedem Fall geht es um einen Aufstieg, eine »Fahrstraße« nach oben, oft verbunden mit Konkurrenz und Wettkampf.

Um Erfolg zu haben, wird die Arbeitsstelle häufig gewechselt, manchmal auch die Art der Arbeit. Es gibt dafür materielle Gründe, zum Bespiel, wenn die neue Stelle finanziell Vorteile verspricht. Aber es geht auch um Ehre und Macht. Arbeit hat einen großen Wert, dient nicht nur dem Geldverdienen, sondern gibt dem Leben auch einen Sinn.

Oft ist es dann aber so, dass wir beruflich viel erreicht haben, in einem etablierten Umfeld mit oder ohne Familie leben und eigentlich glücklich sein müssten, stattdessen aber das Gefühl haben, dass etwas fehlt. Es läuft alles irgendwie »zu gut«. Die Spannung lässt nach, alles wird zur Gewohnheit, und wir vermissen Freude und Begeisterung. Diese Entwicklung ist völlig verständlich. Um beruflich voranzukommen, um gewisse Ziele, auch privater Natur, zu erreichen, musste die Energie gebündelt und eben zielorientiert eingesetzt werden. Dadurch wurde vieles ausgeblendet. Wir sind mit Scheuklappen durchs Leben gegangen. Diese Einseitigkeit wird nun schmerzlich bewusst. Alles, was es noch rechts und links am Weg gab, wurde nicht gesehen, nicht wahrgenommen. Vielleicht wurden Freundschaften vernachlässigt, die Entwicklung der eigenen Kinder nicht mehr richtig wahrgenommen oder das Genießen, die Muße kam zu kurz. Man erkennt, dass die Arbeit wertvolle Lebenszeit verschluckt hat. Plötzlich entsteht das Gefühl, vieles verpasst zu haben. Was nun?

Viele versuchen jetzt beinahe zwanghaft, alles Mögliche nachzuholen. Das Problem dabei ist aber, dass wir sind nicht mehr so jung sind. Das Nachholen scheitert meist kläglich oder befriedigt uns nicht wirklich, nicht nachhaltig. Es ist schwer, sich einzugestehen, vieles nicht gelebt zu haben, und zu erkennen, dass es auch nicht immer weiter bergauf geht. Wenn wir diese Tatsache akzeptieren und lernen, unsere Schwachstellen und Schattenseiten, die wir auf unserem Erfolgskurs ausgeblendet haben, anzunehmen, spüren wir trotz schmerzlicher Erkenntnis eine neue Lebensfülle. Wir müssen nicht mehr angestrengt immer besser werden, sondern erlauben uns, mit dem zufrieden zu sein, was ist. Richard Rohr formuliert dies so: Nur wer absteigt, kommt auch an. Biblisch gesprochen: Wer sein Leben verliert, wird es gewinnen.

Wir sollten ehrlich und nüchtern Bilanz ziehen und uns fragen: Wie möchte ich ab heute weiterleben? Was interessiert mich wirklich? Was ist wesentlich für mich, wo schlägt mein Herz? Wofür kann ich mich begeistern? Welche Menschen sind mir wirklich wichtig? Und, den Blick nach vorne gewendet: Was sollte in zehn oder zwanzig Jahren sein? So kommt es in dieser Zeit zu innerlichen und äußerlichen Umbrüchen und Veränderungen. Oft werden Beziehungen beendet und neue aufgebaut. Wir bekommen ein Gespür für das, was stimmig ist, und für die Dinge, die nicht mehr zu uns passen. Viele Menschen nehmen sich eine Auszeit und suchen Abstand, um sich neu zu orientieren.

Eine Neuorientierung steht auch dann an, wenn das Leben überraschend anders läuft als geplant. Arbeitslosigkeit, eine Krankheit oder eine Verlusterfahrung zwingen uns, völlig anders weiterzuleben und neue Wege zu finden, um ein erfülltes Leben zu führen.

Übung

Was bedeutet Karriere für Sie? Was möchten Sie beruflich noch erreichen? Welche Werte sind Ihnen wichtig? Gestalten Sie aktiv ihr Leben? Oder haben Sie das Gefühl, fremdbestimmt zu leben? Was bedeutet für Sie »glücklich und zufrieden« zu leben?

Zwischen

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