Читать книгу Zwischen "nicht mehr" und "noch nicht" - Ulla Peffermann-Fincke - Страница 16

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Lebensstufe 6: Sehnsucht nach Liebe und Zugehörigkeit

Die nächste Lebensstufe beginnt mit dem Ende der Schulzeit. Neun bis dreizehn Schuljahre liegen dann hinter uns und haben uns geprägt. In den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Ende der Schulzeit häufig nicht gefeiert. Es galt als altmodisch. Ich habe zum Beispiel mein Abiturzeugnis im Vorzimmer des Schulrektors von der Sekretärin ausgehändigt bekommen. Als ich danach draußen stand, hatte ich ein komisches Gefühl – das war nun alles? Den anderen Abiturienten ging es genauso.

Heute ist uns bewusster, wie wichtig es ist, das Ende von Lebensphasen zu feiern und für alles, was war, Dank zu sagen. Es tut der Seele gut, sich noch einmal zu vergegenwärtigen, was alles in den vergangenen Jahren geschehen ist. Wie viele Stunden der Angst es gab, dass die Noten nicht genügen, oder des Stolzes, wenn es gut lief. Die Freundschaften mit Klassenkameraden kommen aus der Erinnerung hoch, ebenso an die unerfüllten Sehnsüchte, aber auch die erfüllten Zeiten. Es ist gut, sich das noch einmal bewusst zu machen und dann davon Abschied zu nehmen. Den Blick wenden von dem, was war, zu dem, was kommt.

Heute gibt es eine Renaissance der Tradition, »auf der Walz« zu sein, also als Handwerksgeselle von zu Hause wegzugehen, auf eigenen Beinen zu stehen, Neues zu lernen, den Horizont zu erweitern und Klarheit über den eigenen Weg zu finden.

Viele wollen deshalb auch nach dem Abitur einen »Break« und nicht gleich studieren, sondern ein Jahr etwas anderes erleben und sehen, häufig auch eine Zeitlang arbeiten. Ein solches Jahr ist für die Persönlichkeitsentwicklung sehr wichtig. Das Bewältigen von schwierigen Situationen gehört zum Erwachsenwerden dazu. Pippi Langstrumpf sagt es so: »Oh, das hab ich ja noch nie gemacht. Na, dann wird es wohl gelingen.«

Als unsere Tochter nach dem Abitur nach Tansania ging, haben wir uns tränenreich verabschiedet. Sie ging durch die Gepäckkontrolle am Flughafen und hat sich nicht mehr umgedreht. Sie wusste nur den Namen eines Mönches, der sie am Flughafen in Daressalam abholen sollte.

Irgendwann beginnen dann aber alle ein Studium oder eine Ausbildung und machen somit weiter mit dem Lernen. Es hat aber jetzt eine andere Qualität: ernsthafter und selbstbestimmter. Der junge Mensch wird erwachsen. Einerseits ist das Studentenleben von einer Freiheit geprägt, die es so im späteren Leben nicht mehr gibt. Andererseits gehen viele Studenten neben dem Studium noch arbeiten, um sich Wohnung und Unterhalt leisten zu können. Daher ist das Studium teilweise eine sehr anstrengende Zeit, die viel Disziplin erfordert.

Die meisten jungen Erwachsenen suchen zudem in dieser Lebensphase nach einer festen Beziehung, einer Liebe, die tiefer geht und länger hält als die Beziehungen zuvor und auch schwierige Phasen übersteht. Ob in einer festen Beziehung oder nicht, es gibt ein starkes Bedürfnis nach Zugehörigkeit, entweder zu einer bestimmten Person oder in verschiedenen Kreisen vernetzt zu sein. Ein fester Freundeskreis, ein Verein oder eine Interessensgemeinschaft geben Halt in einer Lebensphase, in der vieles noch ungewiss ist: die endgültige Berufswahl oder der weitere berufliche Werdegang, ebenso, wo und wie ich leben möchte. Viele Menschen, leben auch jenseits der Studentenzeit in WGs oder wählen andere Formen des gemeinsamen Lebens.

Übung

Denken Sie an Ihre erste große Liebe. Erinnern Sie sich an die Glücksgefühle, aber auch an die schmerzlichen Gefühle, an die Angst, diese Liebe zu verlieren? Wie sind Sie mit den Ambivalenzen in dieser Zeit umgegangen? Was hat Ihnen geholfen? Hatten Sie vertrauensvolle Freunde? Was war Ihnen in dieser Zeit wichtig in Bezug auf ihre Lebensgestaltung?

Zwischen

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