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2 Rom, die Heilige Stadt ...

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Kardinal Giuliano Borghese legte die Zeitung zurück auf den mächtigen Mahagonischreibtisch und kratzte sich mit der Hand an seinem scharlachroten Birett. Mit fragendem Blick musterte er den Mann hinter dem Schreibtisch.

»Professor Raful hat seine Thesen bereits vor drei Jahren in einer archäologischen Zeitschrift veröffentlicht«, erklärte Pater Leonardo De Michele, der Sekretär des Sanctum Officium. »Er ist uns kein Unbekannter. Er ist bekennender Atheist. Seine verrückten Ideen nimmt die Welt überhaupt nicht mehr wahr.«

Der Kardinal schüttelte den Kopf. »Ich bin mir da nicht so sicher. Diese Applike, die bei den Ausgrabungsarbeiten gefunden wurde, könnte uns gefährlich werden. Außerdem spricht er davon, dass er noch weiteres Material zu finden hofft, das seine These untermauert und beweist, dass Jesus Christus nicht in Jerusalem beerdigt wurde.«

»Selbst wenn es so wäre«, entgegnete der Sekretär. »Unsere Kirche hat schon schwerere Stürme überstanden. Was will ein einzelner Mann schon ausrichten. Bruder Giuliano, es sind schon so viele Geschichten um geheime Verschwörungen im Umlauf, dass es auf eine mehr oder weniger nicht ankommt. Freimaurer, Geheimbünde, Logen, all diese Legenden und Mythen ziehen sich durch die Jahrhunderte, dennoch haben sie es nicht vermocht, unsere heilige Mutter Kirche zu erschüttern.«

»Gleichwohl sollten wir auf der Hut sein«, erwiderte Kardinal Borghese. »Wir sollten unsere Augen und Ohren auf Jerusalem richten. Was auch immer dort am Fuße des Tempelberges gefunden wird, wir sollten es zuerst erfahren, damit wir rechtzeitig angemessen reagieren können.«

Pater Leonardo erhob sich und ging hinüber zum Fenster. Draußen schien die Mittagssonne. Er schaute hinaus und betrachtete nachdenklich das Wappen des Vatikans, das im Grün des Parks gegenüber dem Regierungspalast den kurz geschnittenen Rasen zierte.

»Ich muss zugeben, dass ich Gefallen an dieser Idee finde«, sagte Pater Leonardo. »Ich werde dem Kardinalpräfekten empfehlen, einen stillen Beobachter nach Jerusalem zu entsenden.«

»Es wäre gut, wenn wir an der Ausgrabung teilnehmen könnten«, schlug Kardinal Borghese vor. »So würde unserem Vertrauten nichts entgehen, und es ließen sich rechtzeitig Maßnahmen einleiten, falls es notwendig wird.«

Der Pater schmunzelte. »Und an welche Maßnahmen dachten Sie, Kardinal Borghese?«

Der Kardinal runzelte die Stirn. »Wir müssen jederzeit angemessen reagieren können, und die Intensität unserer Reaktion hängt von der Brisanz der Funde ab, die sich noch in der heiligen Erde verbergen.«

Pater Leonardo wandte sich um und schritt über den schweren Läufer zurück zu seinem Schreibtisch.

»Ich kenne nur einen, der diese Angelegenheit in unserem Interesse regeln könnte.«

»Worauf warten Sie dann noch, Pater?«

»Sollte nicht der Präfekt entscheiden?«

Kardinal Borghese schüttelte den Kopf. »Wir verlieren nur Zeit. Es dauert noch eine ganze Woche, bis der Präfekt nach Rom zurückkehrt. Und ihn über Telefon zu informieren, halte ich für keine gute Idee. Als Mitglied des Rates sehe ich es als dringend erforderlich, rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Also, Pater, kontaktieren Sie Ihren Mann und machen Sie ein Treffen mit ihm aus.«

Pater Leonardo überlegte. Schließlich nickte er und griff zum Telefonhörer. Bedächtig wählte er die Nummer. Kardinal Borghese klopfte ungeduldig mit dem Finger auf die Schreibtischplatte. Das Gespräch dauerte nur kurz. Nachdem Pater Leonardo aufgelegt hatte, blickte ihn der Kardinal ungeduldig an.

»Und? Haben Sie etwas erreicht?«, fragte er gespannt.

»Sie stehen in dieser Sache hinter mir und werden auch vor dem Präfekten Ihre Anordnungen wiederholen?«, fragte Pater Leonardo eindringlich.

Kardinal Borghese erhob sich. Er war eine imposante Erscheinung. Mit seinen beinahe zwei Metern und seinen einhundertdreißig Kilogramm wirkte er wie der Fels in der Brandung.

»Ich wäre nicht zu Ihnen gekommen, Pater, wenn es mir nicht ernst wäre«, antwortete er kalt.

Der Pater nickte. »Ich fahre in einer Stunde zum Flughafen.«

»Sie treffen sich in Jerusalem?«

»Das ist keine gute Idee, mein Kontaktmann erwartet mich in Paris«, entgegnete der Pater. »Wenn wir den Dingen zu viel Aufmerksamkeit zuwenden, machen wir sie selbst zu einer bedeutsamen Sache. Und das sollten wir wirklich vermeiden. Ich denke nicht, dass wir zu den Ausgrabungsarbeiten und zu Rafuls Theorien überhaupt Stellung beziehen sollten. Wir werden in anderer Weise eine Möglichkeit finden, um unsere Interessen zu wahren.«

»Ich hoffe nur, dass Ihr Einfluss wirklich weit genug reicht«, seufzte der Kardinal.

»Darauf können Sie sich verlassen«, erwiderte Pater Leonardo De Michele.

Die Bruderschaft Christi

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