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Wieskirche bei Steingaden, Bayern ...

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Die junge Frau schluchzte. »Der Josef ist ein herzensguter Mensch. Wer tut bloß so etwas Schreckliches?«

»Deshalb sind wir hier«, antwortete Hauptkommissarin Lisa Herrmann. »Wir wollen es herausfinden. Also noch einmal meine Frage, haben Sie gestern oder in der Nacht irgendetwas bemerkt, das Ihnen verdächtig erschien?«

Die junge Frau wischte sich die Tränen von der Wange. »Ich nehme schon seit einer Woche Schlaftabletten, damit ich überhaupt noch einschlafen kann. Vor drei Wochen starb unser Pfarrer und jetzt der Josef. Manchmal glaube ich, dass es überhaupt keinen Gott gibt.«

»Waren gestern viele Besucher in der Kirche?«

Die Frau schluchzte. »Wenn es schön draußen ist, dann kommen jeden Tag mehrere hunderte Leute zur Besichtigung. Gestern dürften es auch an die zweihundert gewesen sein. Die Kirche wird gerne besichtigt. Schließlich gehört sie mittlerweile zum Kulturerbe in Europa.«

Lisa Herrmann nickte. »War in der letzten Woche etwas anders als sonst?«

Die junge Frau blickte die Beamtin mit großen Augen an. »Alles ist anders, seit unser Pfarrer, der liebenswürdige Pater Johannes, von uns gegangen ist.«

»Ich verstehe«, antwortete Lisa einfühlsam. »Aber wir wollen den Mord an dem Kirchendiener aufklären. Dazu benötigen wir Ihre Mithilfe. Es ist wichtig, dass wir einen Ansatzpunkt finden. In die Kirche wurde offenbar nicht eingebrochen. Das Schloss wurde nicht aufgewuchtet. Haben Sie dafür eine Erklärung?«

»Was bedeutet das?«, fragte die junge Frau.

»Das bedeutet«, antwortete Lisa, »wir müssen davon ausgehen, dass der oder die Einbrecher einen Schlüssel verwendet haben, um in die Kirche zu gelangen. Es sei denn, die Tür war nicht verriegelt.«

Die Frau fuhr auf. »Das ist unmöglich«, sagte sie schrill. »Mein Mann geht jeden Abend nach acht noch einmal zur Kirche und macht einen Rundgang. Er schließt jede Tür ab, auch gestern war er draußen, da bin ich mir sicher.«

Lisa nickte. »Gibt es sonst noch jemanden, der einen Schlüssel zur Kirche hat?«

Die junge Frau überlegte. »Mein Mann und ich haben einen, Josef, der Messner, Pater Johannes hatte einen, und im Pfarramt ist noch einer hinterlegt, falls einer einmal verloren geht.«

»Wo ist Ihrer?«

»Mein Mann trägt ihn stets bei sich«, antwortete die junge Frau und warf Lisa einen ungläubigen Blick zu.

»Dann schauen Sie bitte nach, ob der Schlüssel im Pfarramt noch vorhanden ist.«

»Sie glauben doch nicht etwa, dass mein Mann ...«

»Das ist reine Routine«, erklärte die Hauptkommissarin.

Die junge Frau ging zur Tür. Plötzlich blieb sie stehen und wandte sich um. »Vorgestern rief hier ein Mann an, der mit unserem verstorbenen Herrn Pfarrer sprechen wollte. Er sagte, es sei sehr dringend. Es wäre überaus wichtig und ginge um Leben und Tod. Ich sagte ihm zuerst, dass der Pfarrer nicht hier wäre. Er beharrte jedoch auf einem Gespräch mit dem Pfarrer. Ich solle Pater Johannes ausrichten, dass Jean-Luc aus seinem Koma erwacht ist. Er solle unbedingt sofort zurückrufen.«

»Aus dem Koma?«

»Ja, ich wusste nicht, was der Mann meinte. Ich sagte ihm, dass unser lieber Herr Pfarrer, Gott hab ihn selig, einen Autounfall hatte und verstorben ist.«

»Und dann?«

»Der Mann legte einfach auf. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber ich fand den Anruf etwas sonderbar. Ich kannte Pater Johannes schon seit ein paar Jahren und wusste nicht, dass er Bekannte in Frankreich hat.«

»Wieso Frankreich?«

»Der Mann war Franzose«, erklärte die junge Frau. »Zumindest klang sein Akzent französisch.«

Lisa notierte die Angabe in ihrem Schreibblock. »Nannte er seinen Namen?«

»Nein, er sagte nur, dass Jean-Luc aus dem Koma erwacht ist, mehr sagte er nicht.«

»Ist der Schlüssel des verstorbenen Pfarrers nach dem Unfall wieder aufgetaucht?«

Die junge Frau nickte. »Er wurde uns von der Polizei mitsamt dem Schlüsselbund des Paters übergeben. Wir gaben ihn seinem Vertreter.«

»Dem Pfarrer aus Füssen?«

»Ja. Solange noch kein neuer Priester in die Gemeinde gesandt wird, soll er die Amtsgeschäfte weiterführen.«

»Ich verstehe«, antwortete Lisa Herrmann und schaute der Frau hinterher, als sie das kleine und gemütlich eingerichtete Zimmer verließ.

Die Bruderschaft Christi

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