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Fribourg in der Schweiz, das Couvent Saint-Hyacinthe der Dominikanerbruderschaft in der Rue du Botztet ...

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Wohin hatte diese liberale Welt die Menschheit gebracht? Sogar im Sanctum Officium saßen liberale Freigeister und breiteten sich langsam aus wie ein Krebsgeschwür. Wenn diese Kirche nur noch ihre Feinde belächelt und nicht bis aufs Blut bekämpft, dann wird sie eines Tages untergehen!

Kardinal Borghese konnte es noch immer nicht fassen, mit welcher Leichtigkeit Pater Leonardo die Nachrichten von den Ausgrabungen in Jerusalem aufgenommen hatte. Als Sekretär des Sanctum Officium war es eigentlich seine heilige Pflicht, alles zu tun, um eine Gefahr für die Kurie, für den Glauben und für das Seelenheil der Menschen abzuwenden. Und was antwortete Pater Leonardo darauf? Er werde sich darum kümmern, aber er sehe keine Gefahr in den Ausgrabungsarbeiten Chaim Rafuls. Die Kirche habe schon schwerere Stürme unbeschadet überstanden. Ja, sie hatte schon schwere Stürme überstanden, jedoch hatte sie für ihren Fortbestand jedes Mal einen hohen Blutzoll entrichtet.

Chaim Raful, dieser Ungläubige, dieser jüdische Hexenmeister, der alles daransetzte, die römische Kirche dort zu treffen, wo sie am empfindlichsten war, dieser Teufel in Menschengestalt würde wieder eine breite Bresche in die Reihen der Gläubigen schlagen, bis außer lauter Zweiflern niemand mehr übrig wäre. Und Pater Leonardo lächelte nur und tat die Attacke dieses Kirchenfeindes mit einer einfachen Handbewegung ab. Gerade so, als könne man Raful wie eine lästige Fliege verscheuchen.

Kardinal Borghese kochte innerlich, wenn er nur darüber nachdachte. Was war nur aus dieser Kirche geworden? Immer mehr Bänke blieben in den Heiligen Messen unbesetzt, immer weniger Menschen trieb es in das Haus Gottes, um sich dem Herrn zu unterwerfen. Und was machten die hohen Beamten in Rom? Sie schliefen und träumten weiter ihren Traum von Macht und Einfluss, während Leute wie Raful oder auch dieser Deutsche, dieser Drewermann, alles daransetzten, das Haus, das Petrus vor zweitausend Jahren errichtet hatte, zum Einsturz zu bringen.

Kardinal Borghese saß stumm an seinem Schreibtisch und blickte gedankenverloren durch das Fenster hinaus in den trüben und regnerischen Tag.

Das dumpfe Klopfen riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. Ein brüchiges »Ja!« kam über seine Lippen.

Ein Dominikanerbruder in schwarzem Mönchsgewand öffnete die Tür.

»Eure Eminenz, Monsieur Benoit ist angekommen und wartet in der Bibliothek.«

Der Kardinal erhob sich. »Danke, Jacques, ich komme. Bereiten Sie uns bitte einen Tee. Monsieur Benoit ist sicherlich müde. Er benötigt ein Nachtlager. Kümmern Sie sich darum!«

Der Dominikaner verneigte sich, ehe er die Tür schloss. Kardinal Borghese zupfte sich seine Soutane zurecht. Endlich konnte er mit jemandem reden, der seine Sorge teilen würde.

Die Bruderschaft Christi

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