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Lucy in the mud

Flucht, Flucht! Nur weg von hier! Panik erfasste Lucy, als das Flugzeug zum Stillstand gekommen war. Mehrere schrille Alarmsignale tönten durch die Lounge. Beißender Rauch quoll aus dem vorderen Teil des havarierten Flugzeugs. Eine Tür im hinteren Teil öffnete sich automatisch. Mit einem Knall entfaltete sich eine orangefarbene Rutsche.

Raus, los raus, schrie auch Justus, und sie fassten sich bei der Hand. Sie stolperte über ihr Bordcase, das heruntergefallen war. Schlagartig war Lucy klar im Kopf, sie schnappte das kleine Case und rannte vorbei an den bewusstlosen Chinesen, sprang in die Rutsche und landete unsanft auf einer Wiese. Das Kreischen wurde lauter und inzwischen waren auch einige Crewmitglieder auf die Beine gekommen. Instinktiv rannten alle weg vom Flugzeug, einfach ins Dunkle hinein.

Ohne sich umzudrehen hetzte Lucy in die Ungewissheit. Justus blieb direkt hinter ihr. Das musste er auch, denn zusätzlich hatte ein dichter Nieselregen eingesetzt, dass sie kaum etwas sehen konnten. Nur Blitze erhellten ab und zu die Landschaft, und so konnten sie sich ein wenig orientieren.

Erst als sie eine Atempause einlegen mussten, weil sie vor Seitenstechen nicht weiterkonnten, drehten sie sich um. Das Flugzeug wurde nun von Einsatzfahrzeugen beleuchtet, die inzwischen mit Blaulicht und Sirenengeheul herbeigeeilt waren. Ein Hubschrauber kreiste knatternd über der Unglücksstelle. Es gab bisher kein Feuer, sodass auch die anderen Insassen hoffentlich unbeschadet davongekommen waren.

Sie setzten ihren Weg fort, jetzt auf einem kleinen Pfad, auf dem sie nicht befürchten mussten zu stürzen oder in ein Loch zu fallen. Irgendwann ließen ihre Kräfte nach. Die klatsch-nasse Kleidung und das Wasser in den Schuhen behinderten ein schnelles Vorankommen.

Dann hörten und sahen sie, wie der Hubschrauber immer größere Kreise über der Unglücksstelle zog. Mit einem scharfen Scheinwerferstrahl. Wurden sie schon gesucht? Sie mussten sich verstecken! Sie liefen ein paar Schritte weg vom Pfad und landeten in einer großen Schlammpfütze. Weiter, nur weiter, Sie stolperten immer wieder über Wurzeln und Steine, als sie den Pfad verließen. Mittlerweile hatte das Flugzeug doch begonnen zu brennen. Die Flammen erleuchteten ein wenig das ansteigende Gelände. Sie bekamen kaum noch Luft und liefen langsamer. Ihre Bordcases hinderten sie auch am Vorankommen. Sie blickten sich um, aber niemand folgte ihnen. Die Leute waren selbst damit beschäftigt sich in Sicherheit zu bringen. Ein stärkerer Regen hatte eingesetzt. Gut, dass es warm war. Auf welchem Breitengrad waren sie hier wohl unterwegs?

Sie stolperten weiter. Warum eigentlich? Sie hätten doch auch das Angebot der freien Rückreise annehmen können. Aber hätten sie diese Freiheit wirklich gehabt? Hätte man sie unbehelligt gehen lassen?

Ehe sie weiter darüber nachdenken konnten, hörten sie wieder das Geräusch des Hubschraubers. Er hatte nun weitere Suchscheinwerfer eingeschaltet und fahndete wohl nach ihnen, denn er umrundete die Absturzstelle in immer größer werdenden Kreisen.

Hoffentlich haben sie keine Wärmebildkameras, flüsterte Justus.

Du brauchst nicht zu flüstern, Mikrofone werden sie vermutlich nicht haben, rief Lucy. Aber so richtig zum Lachen war ihr nicht zumute. Sie wäre jetzt eigentlich schon in Berlin, wahrscheinlich sogar in ihrem eigenen Bett, könnte sich in ihre Kissen kuscheln und bei einem Glas Rosé Netflix schauen. Oder sie würde alle Freundinnen anrufen. Oder Greg? Mensch Greg, wo bist Du, wenn ich Dich so dringend brauche?!

Inzwischen hatte sich die Landschaft in ein einziges Matsch-gelände verwandelt. Es roch nach Gülle und Tieren. Sie konnten allerdings keine Gebäude, Stallungen oder Tiere entdecken. Dafür wateten sie inzwischen durch knöcheltiefen Schlamm und waren damit beschäftigt, ihre Schuhe nicht zu verlieren. Das Knattern des Hubschraubers kam näher.

Mist, rief Lucy, die haben uns gleich.

Justus antwortete: Los wir werfen unser Gepäck unter diesen Busch und uns in den Schlamm und decken uns damit zu!

Was, in dies stinkende Zeug? Lucy ekelte sich, weil sie nicht einmal genau sah, in was sie sich da reinlegen sollte.


Der Hubschrauber kam immer näher und seine Scheinwerfer streiften schon fast über sie hinweg. Justus gab ihr einen Stoß, warf Schlamm über sie und tauchte dann selbst in die dunkle, weiche Masse ein. Der Hubschrauber flog eine ganze Weile über ihrer Gegend herum, blieb auch immer wieder einmal stehen, weil er scheinbar irgendetwas entdeckt hatte. Justus und Lucy ahnten noch nichts von den Tieren in dieser Gegend. So wurden sie von den Wärmebildkameras nicht entdeckt. Der Schlamm war warm, der Geruch aushaltbar. Ihr fiel ein Song ein: DIRT. Darin wächst alles Leben aus dem Schlamm heraus. Was sie wohl werden würde, wenn sie eine Pflanze wäre?

Es wurde still, nur ein paar Grillen zirpten noch, und bald schliefen sie erschöpft ein.

Lucy in the Sky und die Roten Drachen

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