Читать книгу Lucy in the Sky und die Roten Drachen - Ulrich Markwald - Страница 17
ОглавлениеInzwischen in der Schweiz
Nachdem Urs einen Tag Däumchen gedreht hatte, platzte ihm der Kragen. Keiner sprach mit ihm. Es gab keine Informationen für ihn. Er machte sich immer mehr Sorgen um Lucy. Vor allem malte er sich aus, was ihr in China alles passieren könnte. Er stürmte unangemeldet in eine Lagebesprechung des MND (Militärischer Nachrichtendienst), die in einem abhörsicheren Keller stattfand. An der Leinwand wurden gerade mittels PowerPoint-Präsentation die Preise für die Tombola beim traditionellen Hausfest aufgelistet.
Aufbrausend rief Urs in den Raum: Ich weiß nicht, mit was für überlebenswichtigen Sachen von nationalem Interesse sie sich gerade beschäftigen, aber ich will zwei Menschen das Leben retten, deren Informationen von höchstem nationalem Interesse für die Schweiz sind! Über meine Aufgaben müsste Bundesrätin AmBerg vom VBS sie doch schon informiert haben, oder? Und Sie lassen mich in meinem stillen Kämmerli hocken. Ich brauche Ihre Unterstützung! Sofort!
Gut gebrüllt, Löwe! antwortete Brigadier David Krauser, der Chef des MND. Ich wünschte, alle meine Mitarbeiter in unserm Verein hätten diesen Elan, den Sie gerade an den Tag legen.
Ein für Schweizer Verhältnisse recht intensives Schmunzeln ging über die Gesichter der anwesenden zehn Männer und Frauen.
Kommen Sie und setzen Sie sich. An die anderen gerichtet: Unser bunter Abend wird noch ein bisschen warten müssen.
Er drückte eine Taste auf seinem Laptop. Eine Karte von China erschien auf der Leinwand.
Bundesrätin AmBerg hat uns informiert und wir waren auch nicht untätig, erklärte er nun. Wir sammeln gerade alle Informationen zur Lage. Wir haben schon unsere Fühler zu befreundeten Geheimdiensten ausgestreckt.
Bitte legen Sie jetzt alle Smartphones in die kleine silberne Box vor Ihnen. Sie werden gleich Dokumente von höchster Geheimhaltungsstufe sehen. Diese dürfen den Raum nicht verlassen.
Urs war jetzt doch überrascht. Er hätte nicht damit gerechnet, dass schon etwas in die Wege geleitet worden war und legte sein Handy in die Box, die sich von selbst schloss.
Der Brigadier fuhr fort: Wir konnten feststellen, dass das Smartphone von Herrn Michelsen ausgeschaltet wurde, kurz bevor ein Airbus den südafrikanischen Luftraum verließ, Kurs China…
Was ist mit Lucy, äh, ich meine Frau Bucher? unterbrach Urs den Vortrag, sie spielt eine wichtige Schlüsselrolle in dieser Affäre!
Gemach, beruhigte Krauser ihn, dazu kommen wir noch. Zuerst einmal gab es dort ein Flugzeugunglück aufgrund eines Gewittersturmes. Das ließen Aufnahmen von amerikanischen Spionage-Satelliten erkennen. Quellen aus Taiwan gestatten den Rückschluss, dass niemand ums Leben kam.
Urs seufzte hörbar auf. Er fragte: Weiß man etwas über den Verbleib der beiden?
Nein, sie sind wohl untergetaucht. Frau Buchers Handy war nur für circa eine Minute während des Fluges eingeschaltet. Wir vermuten, um eine Abhöreinrichtung darin zu installieren. Und da wir Frau Bucher und Herrn Michelsen nicht kennen, haben wir keine Ideen, wie sie sich verhalten und was sie planen könnten. Da müssen Sie uns weiterhelfen!
Urs überlegte, würde er seine Freunde verraten, wenn er von den Erlebnissen in Pretoria und von ihren Charaktereigenschaften erzählen würde? Andererseits wollte er sie ja lebend wiedersehen. Und wenn es gelänge, sie wohlbehalten in die Schweiz zu bringen, dann war vermutlich allen geholfen.
Und so erzählte er alles, was er von den beiden wusste. Einzige Ausnahme: Das Entsorgen des Chips auf dem Pickup in Südafrika, als sie ihre damaligen Verfolger in die Irre leiten wollten. Das würde ihn vielleicht in ein nicht so gutes Licht stellen.
Anschließend wurde er in die weitere Planung einbezogen. Da die Schweiz nur wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Übersee hatte, mussten sie mit anderen Geheimdiensten kooperieren. Am hilfreichsten waren Frankreich, Deutschland und die USA. Man einigte sich darauf, Urs mit einer Auslandsmission zu betrauen, mit den nötigen Vollmachten auszustatten und ihm ein ordentliches Budget zu geben.
Wenn wir Schweizer international etwas können, dann ist es Geld! rief Brigadier Krauser, und alle lachten.