Читать книгу Lucy in the Sky und die Roten Drachen - Ulrich Markwald - Страница 5
ОглавлениеEntführt
Gut, die chinesischen Schriftzeichen am Flugzeug hätten ihr gleich verdächtig vorkommen sollen. Aber sie war ein bisschen benebelt gewesen. Schön, dass sie sich bei den beiden netten Männern im Anzug einhaken konnte. Sie gingen rechts und links neben ihr und trugen sogar ihr Handgepäck.
Nach ihrem Vortrag über neue Möglichkeiten der Resozialisierung in der Universität von Pretoria hatten sie Lucy angesprochen und ein Upgrade für ihren Rückflug nach Berlin angeboten: First-Class! Zwischenlandung in Zürich. Obwohl sie nur ungern flog und eigentlich gar nicht auf diese Art von Luxus stand, dachte sie sich, dass sie vielleicht in der ersten Klasse ihre Flugangst besser überwinden könnte. Warum gaben sich die Männer überhaupt diese Mühe? Sie war doch keine VIP. Die Anzugträger hatten sich als Mitglieder einer japanischen Delegation ausgegeben, die größtes Interesse an ihrem soziologischen Know How hatte. Sie fühlte sich ein wenig geschmeichelt…
Im Wartebereich des Flughafens hatten sie ihr Cola mit Whisky spendiert, oder war es Whisky mit Cola? Und woher wussten sie von ihrer Vorliebe für dieses Getränk? Auf jeden Fall schwebte sie nun in die First-Class des Fliegers. Asiatische Menschen mit lächelnden Mienen wollten ihr alle Wünsche von den Augen ablesen. Aber sie hatte keine Wünsche. Sie sank einfach in die weichen Polster und fühlte sich seltsam leicht. Musik erklang von irgendwo her. Leise asiatische Weisen mit Wohlfühlfaktor ließen sie immer entspannter werden.
Man schien nur auf sie gewartet zu haben, denn die Trieb-werke heulten auf, ein sanfter Schub drückte sie in den Komfortsessel und schon waren sie in the Sky. Wieder einmal. Ihr Vater hatte den Beatles-Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ so gemocht. Sie selbst hatte ziemlich Flugangst. Lucy schaute sich in der Lounge um und entdeckte Justus in einem weiteren Sessel. Er hatte die Augen geschlossen und lächelte sanft in sich hinein. Justus war der nette junge Mann, der mit seinem Team in Berlin das 10x-Gen erfunden hatte, jenes Gen, das Bäume und eigentlich alle Pflanzen, 10mal schneller wachsen ließ. Dieses Gen schien sehr begehrt zu sein. Auf dem Hinflug nach Pretoria in Südafrika war sie deshalb in viele abenteuerliche und gefährliche Situationen gekommen. Hatte Justus da nicht auch irgendwie mitgewirkt? Sie erinnerte sich nicht mehr. Überhaupt fiel ihr das Denken immer schwerer. Sie wollte auf jeden Fall wieder nach Deutschland zurück und freute sich auf ihr Zuhause in Berlin.
War Greg eigentlich auch da? Der war so süß gewesen, und sie hatte sich irgendwie in ihn verknallt. Hihi, wie das klingt. Sagt man das heute noch? Verknallt? Und wo war Urs, dieser aufdringliche Schweizer Geheimdiensttyp? Er hatte gesagt, er flöge bis Zürich mit. Der sagte am Ende fast jeden Satzes: oder? Irgendwie… alles merkwürdig … aber sie wurde so schön schläfrig … jetzt nur ein wenig ausruhen … die letzten Tage waren soooo anschtrengend gewesen …sie hadde essich verdient …war da noch was annneres inner Gola oder im Wissgi gewesen? Ersma schlaaaafen…