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Chinesische Polizei

Am nächsten Morgen checkten sie aus, nicht ohne sich nach dem nächsten Ort mit Bahnverbindung zu erkundigen. Es waren zwei Stunden zu Fuß. Da sie nun keine Rollkoffer mehr hatten, ließ es sich leichter laufen. Mit ihren unauffälligen Umhängen, Strohhüten und Stofftaschen, die sie inzwischen eingetauscht hatten, sahen Lucy und Justus gar nicht mehr so aus wie Touristen. Als sie einen Hügel hinunterliefen, erblickten sie die Stadt Xingfuang, wie ein Schild auch in lateinischen Schriftzeichen angab. Von weitem sah sie schon ziemlich groß aus, vielleicht einige zehntausend Einwohnerinnen. Trotz ihrer Kleidung wurden sie sogleich als Fremde erkannt. Hier schaute man nicht so freundlich wie in dem kleinen Dorf, aus dem gerade sie kamen. Lucy meinte, während sie in die Innenstadt vordrangen:

Wir müssen uns eine Strategie überlegen. Zum Beispiel, wie finden wir das nächste deutsche Konsulat? Wo wollen wir heute übernachten? Wie bezahlen wir? Was ist der Sinn des Daseins?

42***, rief Justus, und da hinten ist ein kleines Hotel.

Woher weißt Du das? Kannst Du Chinesisch?

Noch nicht, antwortete er, aber ich lerne es gerade. Ich konnte schon immer gut Sprachen lernen. An dem Gebäude da drüben stehen Zeichen, die die Gastfreundschaft beschreiben. Und ich habe sie an weiteren Häusern gesehen, die wie Hotels aussahen.

Sie betraten das Hotel, das einen sauberen Eindruck machte. Während Lucy von einer Frau zu einem kleinen Zimmer unterm Dach geführt wurde, verhandelte Justus mit dem Hotelmanager, der unbedingt ihre Pässe sehen wollte. Es gelang ihm, den Mann zu überzeugen, dass diese gestohlen worden waren. Dafür versprach er, abends das hoteleigene Restaurant zu besuchen, was der Hotelier gerne sah.

Nachdem sie sich eingerichtet hatten, gingen sie hinunter und setzten sich an einen freien Tisch in dem sehr kleinen Restaurant. Einige andere Plätze waren ebenfalls besetzt und sie wurden unverhohlen angeschaut. Justus meinte, nachdem er eine Weile den Gesprächen an den Nachbartischen gelauscht hatte:

Ich weiß jetzt was Ausländer heißt: Wàiguó rén.

Wie bekommst Du das hin? fragte Lucy, bist Du hochbegabt?

Sorry, das stimmt, und ich gehe manchmal Leuten damit auf die Nerven, aber beim Fremdsprachenlernen ist es gut, oder?

Oder? äffte Lucy ihn nach, Du redest schon wie Urs. Aber ich bin beeindruckt. Hast Du so auch das 10x-Gen gefunden?

Naja, da war diese Begabung nützlich. Aber andere hätten es mit der Zeit auch gefunden – vielleicht in 10 bis 20 Jahren. Er lächelte etwas verlegen.


Wenn er so schaut und lächelt, sieht er wie ein Welpe aus, und man möchte ihn knuddeln, dachte Lucy.

Zum Essen gab es verschiedene gekochte Gemüse, Hühnchenfleisch und diverse scharfe Saucen. Den Reis gab es interessanterweise erst zum Schluss. Und jede Menge Tee wurde immer wieder gebracht. Im Hintergrund lief chinesische Popmusik. Es klang ziemlich westlich, aber in chinesischer Sprache. Mandarin oder Kanton? Wie konnte sie die beiden Sprachen unterscheiden?

Zahle mit Dollar? fragte der Hotelier, der auch gleichzeitig Kellner war, in gebrochenem Englisch, vielleich auch gleich fü Zimme?

Eigentlich hätten sie da schon Verdacht schöpfen können. Hatte er sie bei der Polizei verpfiffen? Wollte er deshalb gleich schon die Rechnung beglichen haben? Jetzt könnten sie erneut flüchten, aber sie waren so müde und vollgegessen, dass sie mit den restlichen Dollar, die sie noch von ihrer Südafrikareise hatten, bezahlten.

Sie gingen bald zu Bett, nicht ohne noch einmal zu überlegen, wie es am nächsten Tag weitergehen sollte. Ob sie sich besser tarnen könnten? Oder bräuchten sie endlich Visa?

Morgens, es begann gerade zu dämmern, spürte Lucy wie eine Zunge über ihr Gesicht schleckte. Sie murmelte:

Justus, wir hatten doch ausgemacht … Boh, Du stinkst aber ganz schön aus dem Mund!

Sie öffnete die Augen und sah einen großen Hundekopf vor sich. Ein lauter Schrei entfuhr ihr. Dahinter tauchten mehrere Polizisten auf, die nicht wussten, ob sie ernst gucken mussten oder lachen durften. Iiiihhh, ein Polizeihund hatte sie wachgeleckt! Da stürmten weitere schwere Schritte die Treppe hinauf. Noch mehr Polizisten drängten sich ungeschickt in das Zimmer, weil jeder der erste sein wollte, um die Verhaftung vorzunehmen. Dann erschien von unten schnaufend eine stämmige Polizistin, die wohl die Vorgesetzte war. Sie gab kurze Befehle und alle wichen zur Seite. Jetzt setzte sich auch Justus im Bett auf und sagte:

Guten Morgen – Zǎoshang hǎo! Es klang wie Schau hau!

Die Chefpolizistin sagte streng in perfektem Englisch: Ausweise! Wenn Sie Ihre Ausweise beim Einchecken verweigen, vestoßen Sie gegen das chinesische Touristengesetz. Sie habe sich strafba gemacht! Ich verhafte Sie! Sie müssen mitkommen!

Sie konnten sich gerade noch anziehen, dann legte man ihnen Handschellen an und geleitete sie unter großem Stimmgewirr zu zwei Polizeiautos und fuhr los. Nach etwa zehn Minuten hielten sie an einem grauen Gebäude. Die rote chinesische und eine weitere Flagge, vermutlich die der Provinz, flatterten vor dem Tor. Sie wurden direkt in getrennte Zellen gebracht. Ihre Taschen wurden ihnen nicht wieder ausgehändigt.

Lucy in the Sky und die Roten Drachen

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