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5.2 Neue Medienkonstellation durch Internet
Оглавлениеdrei Umwälzungen durchs Internet
Heute steht das Internet an der Spitze dieser Entwicklung. Zum ersten Mal in der Mediengeschichte ist es möglich, fast alle bisherigen (analogen) Medien und die entsprechenden Kommunikationsformen in digitaler Version auf ein und derselben technischen Plattform auszuführen, nämlich auf weltweit vernetzten Computern. Das bringt drei tiefgreifende Umwälzungen in der Konstellation unserer Medien mit sich. (1) Erstmals können sämtliche Modi und Kommunikationsformen zusammengeführt und miteinander verknüpft werden. (2) Damit wird die im 19. und 20. Jahrhundert gewohnte Grenze zwischen Massenmedien (Presse, später Hörfunk und Fernsehen) und interpersonalen Medien (vor allem Briefe, später auch Telefon) durchlässig. (3) Durch die Erfindung von Hypertechnik (s. Kap. 11.1) kann außerdem von jedem Zeichen unmittelbar zu jedem anderen Zeichen gesprungen werden, so dass die gewohnte linear festgelegte Anordnung längerer in sich geschlossener Botschaften ergänzt und/oder ersetzt werden kann durch beweglichere modulare Anordnung und Rezeption kleinerer einzelner Stücke.
Diese drei Umwälzungen strahlen auch auf die alten Medien aus. (1) Klassische Massenmedien (Presse, Hörfunk, Fernsehen) nutzen das Internet für ergänzende Angebote oder steigen ganz darauf um. Teilweise orientieren sie sich auch äußerlich (vor allem optisch) an neuen Trends der digitalen Welt, zumal sie auch bei klassischer Übertragungsform (z.B. auf Papier) digital produzieren. (2) Zwischen herkömmlichen Massenmedien und herkömmlichen interpersonalen Medien entstehen vielfältige Misch- und Zwischenformen. (3) Modularisierende Darbietungsformen und selektive Rezeptionsweisen gab es – etwa bei Illustrierten und Magazinen – auch schon vor dem Internet, doch dieser Trend nimmt weiter zu.
Tabelle 1 in Kap. 1 gibt in den fünf mittleren Spalten einen Überblick über aktuelle Modusverknüpfungen.
Heute lassen Medien alle nur erdenklichen Varianten von Kommunikation sowie Kombinationen von Geräten und Kommunikationsformen zu. Weltweit werden die Kommunikationssysteme so vielfältig, differenziert und massenweise genutzt, dass technisierte Kommunikation sehr tief in die weiterhin existierenden nicht-mediatisierten Alltagsgespräche integriert ist. Die meisten Individuen nutzen und bespielen täglich viele Kanäle und Medien, nicht selten auch parallel; und traditionell getrennte Modi und verschiedene Medien konvergieren zunehmend auf wenigen technischen Geräten und Plattformen (derzeit vor allem Smartphones und Computern). Das alles zeitigt natürlich unmittelbare Folgen für die verwendeten sprachlichen Formen. Eben das zu untersuchen ist Aufgabe der Medienlinguistik.