Читать книгу Da! - Ulrich Wessinger - Страница 15

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Monsterbabies

Immer wieder nehme ich Sophies Hände in meine, halte ihre Daumen von meinen Händen umschlossen, halte sie warm wie in einer schützenden Höhle und manchmal bete ich, dass sie bald wieder gesund werden. „Ein bisschen besser ist es schon“ sagt sie.

Ein kleines Kind ist ständig in Gefahr von Krankheitskeimen überschwemmt und ins Grab gezogen zu werden, besonders in den östlichen Regionen Chinas, wo die Luft im Sommer so heiß und feucht ist, so Sophies Credo. Also muss geimpft werden. Zehn Impfungen stehen auf dem staatlichen Programm, die zwar nicht absolute Pflicht, also Gesetz sind, aber doch dringend empfohlen werden, Impfungen gegen alle möglichen Arten von Kinderkrankheiten, auch Kinderlähmung, Tuberkulose, Gehirnhautentzündung....

Ich trage tiefsitzende Abneigung und Widerwillen gegen pharmazeutischen Erzeugnissen in mir und mache mich sofort an die Arbeit, Berichte zum Impfen im Internet zu finden, die meinen vorläufigen Verdacht, hier würden Geschäfte gemacht mit den Ängsten der Eltern, bestätigen sollten. Und tatsächlich finde ich nach wenigen Minuten besorgniserregende Informationen, die meine ärgsten Befürchtungen noch übertreffen. Nicht nur würden bösartig die Sorgen liebevoller Eltern ausgenutzt, die Impfungen hätten erwiesenermaßen überhaupt keine positive Wirkung, sondern schlimmer noch, sie seien gefährlich und in zahlreichen Fällen hätten sie zu katastrophalen Folgen geführt.

Ich rate also ab, zu impfen, aber Sophie lässt sich von meinen neuen Meldungen aus der Horrorwelt der Pharmazie nicht beirren und beharrt darauf, dass wir selbstverständlich unser Kind gegen alle möglichen gefährlichen Krankheiten durch Impfen schützen sollten, wie tausende ja Millionen von andere Eltern in China und der ganzen Welt es auch tun. Und so viele Menschen, Regierungen, Ärzte, Kliniken, Gesundheitsexperten, Gesundheitsbehörden könnten sich doch nicht irren.

Ich berichte von der wissenschaftlich ernst zu nehmenden und breit angelegten Langzeitstudie über die Wirkung der sogenannten Chemotherapie bei der Behandlung von Krebserkrankten, deren Ergebnis sich so zusammenfassen lässt: Ob man die Chemotherapie einsetzt oder nicht, macht keinen Unterschied, die Patienten sterben genauso schnell und genau so häufig mit oder ohne diese Therapie. Das ist ein schockierendes Ergebnis, wenn man bedenkt, wie teuer diese Therapie ist und wie viele Menschen sie benutzen, weil sie sonst keine andere Möglichkeit der Heilung sehen. Es stellte sich aber heraus, sie werden dadurch offensichtlich nicht geheilt. Sophie scheint bereit, diese Nachricht als wahr zu akzeptieren, will sich aber gar nicht die Mühe machen, nach zu forschen, ob denn die Kritik am Wert des Impfen genauso berechtigt ist. Es scheint ihr eine unumstößliche Wahrheit wie die Erde um die Sonne kreist. Ich aber habe Angst, dass Anna durch das Impfen vergiftet werden könnte.

Ich halte Anna auf meinem Schoss, während Sophie an einer Theke die Anmeldung erledigt, die Luft ist erfüllt von Kindergeschrei, dazu Kindermusik aus dem Lautsprecher. Ringsum sitzen Eltern und Großeltern mit ihren Säuglingen und Kleinkindern auf dem Schoss, an uns vorbei ein hektisches Kommen und Gehen, die Wände sind mit mickymausartigen Kinderbildern bedeckt.

Anna schaut neugierig um sich, quengelt etwas, so dass ich sie hochhebe, an mich drücke, aufstehe und mit ihr herumgehe, das Geschaukelt werden beruhigt sie....Neugierige Blicke der Mütter um mich herum, die immer wieder auf mich zukommen und das Baby sehen wollen, Babys von westlichen Männern sind normalerweise nicht zu sehen in diesem Krankenhaus in einem der etwas ärmeren Viertel der Stadt, das nur zehn Minuten von unserem Wohnhaus entfernt ist. Ich betrachte dabei ihre Kinder und dann wird verglichen: „Duo dale?“ Wie alt ist Ihr Baby? Wie aufgequollen, dick und pausbäckig sie fast alle sind, als habe man Luft in ihre viel zu großen Köpfe gepumpt....Und wie klein und schmächtig unsere Anna im Vergleich zu den gleichaltrigen chinesischen Kindern aussieht. „Die füttern sie alle mit Milchpulver“ sagt Sophie, „Dann stopfen sie so viel wie möglich in sie rein und bei Flaschen kann das Kind nicht so genau kontrollieren wie viel es zu sich nimmt, weil es ja nicht so angestrengt saugen muss, wie bei einem Nippel.“ Sophie achtet streng darauf, dass Anna nicht zu viel trinkt.

Sophie hat wie ein Fels darauf beharrt, dass Anna geimpft werden sollte wie alle anderen Kinder auch und ich bin mir letztendlich auch nicht so sicher, ob denn die Impfkritiker nicht etwas übertreiben und die Kritiker der Impfkritiker nicht recht haben, wenn sie sagen, dass diese doch überdrehte Spinner seien. Um sicher zu sein, oder zumindest etwas sicherer, wählen wir die teureren aus dem Westen importierten Impfstoffe.

Nach einer halben Stunde kommen wir voran, in ein Behandlungszimmer, dort wird unsere Anmeldung und unsere Quittung betrachtet und registriert. Aus dem Nebenraum dringt das Geschrei der Kinder, die wie Vieh zur Schlachtbank geführt werden, die hingelegt, hinunter gedrückt werden auf eine Bahre neben den Schreibtisch der Weißgekleideten und dann wird zugestochen mit der langen spitzen Nadel und die teure und vielleicht völlig unnütze, sogar gefährliche Flüssigkeit wird unter dem Geschrei der Opfer in den Körper der kleinen unschuldigen Geschöpfe gepresst.

Anna lässt sich ohne Widerstand hin legen, schaut mir tief und vertrauensvoll in die Augen, während ich ihr den Ärmel hochkremple und zum Himmel bete, dass alles gut geht und sie diesen Eingriff heil übersteht. Erst als die Angestellte die Spritze wieder aus ihrem Arm zieht schreit sie auf und plärrt los, weil sie ahnt, dass etwas Unheimliches geschehen ist, ich kann sie aber schnell wieder beruhigen, nehme sie hoch und an mich, drücke sie fest gegen meinen Körper, wiege sie hin und her.

Später wird sie gemessen und gewogen und kurz von einem Arzt abgetastet. Ihr Größe ist leicht unter den Durchschnittswerten von Kindern in ihrem Alter. Obwohl ich weiß, dass meine Frau sehr klein ist, bin ich doch betrübt. Ich, der ich so groß bin, über 1 Meter 90, habe eine so kleine Tochter.


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